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Für Auktionator Blank nimmt der blanke Unsinn kein Ende – „Justizskandal“ um Toulouse-Lautrec-Porträt • Staatsanwaltschaft tritt immer noch auf der Stelle

Bad Vilbel. Weiter ungewiss bleibt die Authentizität eines beim Auktionshaus Blank kurz vor der Versteigerung beschlagnahmten Selbstporträts des französischen Malers Henri de Toulouse-Lautrec. Die Zeichnung wird auf noch unbestimmte Zeit in der Asservatenkammer der Frankfurter Staatsanwaltschaft liegen – wegen des Verdachts auf Fälschung. Dies zu beweisen, fällt der Justiz auch ein halbes Jahr nach der Beschlagnahme schwer.

„Wir suchen immer noch nach einem Experten“, so Doris Möller-Scheu, Sprecherin der Ermittlungsbehörde. Über Kontakte zum Frankfurter Städel und das Landeskriminalamt Baden-Württemberg habe man bei mehreren Kunstsachverständigen angefragt – aber ohne Erfolg. Nun hoffe sie, in Toulouse-Lautrecs Heimatland Frankreich fündig zu werden, kündigt Möller-Scheu an. Doch auch das sei nicht ganz einfach, denn das Bild dürfe nicht verschickt werden. Die Experten müssten für Gutachten und eine eventuelle Hauptverhandlung nach Frankfurt kommen. Unter Zeitdruck stehe die Staatsanwaltschaft bei ihrer Suche nicht, so Möller-Scheu. Es gebe im Prozessverfahren keine zeitliche Befristung.

Während die Juristin nur Vermutungen äußert, warum die Experten sich zurückzogen, ist sich Auktionator Reinhard Blank sicher, es habe sich in Fachkreisen herumgesprochen, dass das Gemälde doch echt sei. Es sei inzwischen unbestritten, dass das Bild aus der damaligen Zeit stamme. Blank bezeichnet die Ermittlungen als „Justizskandal“, denn derjenige, der Anzeige erstattete, habe das Bild nie im Original gesehen, sondern nur in verkleinerter Abbildung einer Anzeige. Es handele sich um einen 79-Jährigen aus dem Raum Hannover, einen ehemaligen Kunstsachverständigen, der laut Blank „in seiner senilen Einsamkeit“ wohl noch einmal einen Kunst-Skandal lostreten wolle.

Auch auf die Friedberger Kriminalpolizei ist Blank schlecht zu sprechen. Dort habe man ihn lediglich als Geschäftsführer einer GmbH zu Protokoll genommen, obwohl er selbst ein öffentlich vereidigter Kunstsachverständiger sei. Das lange Warten auf den Fortgang des Verfahrens schade ihm beruflich, sagt Blank.

Doch nun will der Bad Vilbeler Auktionator in die Offensive gehen: „Ich werde mich jetzt auch nach Frankreich wenden.“ Dort suche er Medien-Partner, die ihm auch bei der Suche nach Experten behilflich sein könnten. Das Bild, das er ursprünglich für ein Rufgebot von 15 000 Euro angeboten habe, sei in Wirklichkeit weit mehr wert: ein „Millionseller“. Solche Rufgebote seien in der Auktionsbranche keine Seltenheit. Erst kürzlich sei ein Werk nach einem Anfangsgebot von 20 000 Euro für 1,6 Millionen Euro versteigert worden. Der Maler Toulouse-Lautrec habe 6000 Zeichnungen hinterlassen, doch das beschlagnahmte Selbstbildnis sei ein rares Spätwerk.

Blank hat unterdessen noch ein weiteres Werk des adligen Künstlers der Belle Époque im Angebot: eine mit Bleistift signierte Lithografie der Tänzerin Mary Hamilton. Das Bild wurde mit 1900 Euro zur Versteigerung aufgerufen, aber es fand sich kein einziger Bieter, berichtet Blank. Das sei eine direkte Folge des schwebenden Verfahrens, das seinem Ruf als Auktionator schade.

Das Selbstporträt soll zunächst im Toulouse-Lautrec-Museum im südfranzösischen Albi ausgestellt werden und 2009 in der europäischen Kulturhauptstadt Linz, bevor es schließlich verkauft werde.