Veröffentlicht am

Gefahr im Verzug

Seit Jahren sind die Anwohner im Dortelweiler Lupinenweg unzufrieden mit der gefährlichen Zufahrtsregelung zu ihrer Straße. Jetzt könnte die Situation durch die Europäische Schule noch an Dynamik gewinnen.

Bad Vilbel. Der blond gelockte Marlon ist zehn Jahre, die langhaarige Fabienne ist 15 Jahre. Beide wohnen – wie rund 200 andere Kinder – im Dortelweiler Lupinenweg, beide gehen auf das Vilbeler Georg-Büchner-Gymnasium. Fabienne und Marlon fahren gerne jeden Tag mit dem Rad zur Schule, doch tagtäglich müssen sie zweimal eine brenzlige Situation überstehen.

Und zwar dann, wenn sie die Siedlung im Lupinenweg verlassen und über den stark befahrenen Kreisel in die Konrad-Adenauer-Allee fahren – denn dort kreuzen sie die Abfahrt von der Bundesstraße 3, auf der jeden Tag viele Lastkraftwagen und Pkw entlangrauschen.

Angst vor Unfall

„Das ist eine tickende Zeitbombe. Irgendwann wird es da zu einem Unfall kommen, bei dem eines der Kinder verletzt wird“, befürchtet Britta Ebert, die im Lupinenweg wohnt und selbst zwei schulpflichtige Kinder hat. Claudia Szostok, ebenfalls Anwohnerin im Lupinenweg und Mutter zweier Kinder, ergänzt: „Ich habe hier schon Mütter gesehen, die im Eiltempo mit ihrem Kinderwagen über den Kreisel gelaufen sind. Auch Kleinkinder gehen da rüber, das ist total gefährlich.“

Aufzug oft kaputt

Es gibt allerdings auch den Aufzug, den Eltern mit Kinderwagen nutzen sollten, um den gefährlichen Kreisel zu umgehen. „Der Aufzug ist oft außer Gefecht, mindestens einmal die Woche“, sagt Claudia Szostok. Sie und die Anwohner im Lupinenweg müssen es ja wissen: Denn sie übernehmen im wöchentlichen Wechsel einen Aufzugsdienst und alarmieren die verantwortliche Firma, wenn der Lift seinen Dienst verweigert (siehe Kasten rechts). „Der Aufzug ist eine teure und ineffiziente Lösung, die Reparaturkosten sind nicht unerheblich“, sagt Britta Ebert.

Diese Probleme sind nicht neu – und der Stadt Bad Vilbel nicht unbekannt. Einzelne Anwohner haben sich deswegen sogar schon schriftlich bei der Stadt beschwert – bis jetzt erfolglos. Stadtrat Jörg Frank erklärt, warum der Handlungsspielraum der Stadt aus seiner Sicht begrenzt ist: „Wir müssten den Kreisel großflächig umbauen, um einen Fußgängerüberweg zu errichten. Die Nutzung der Brücke über Aufzug oder Treppe ist die sicherste Möglichkeit, dort anzukommen.“ Auf Nachfrage sagt er, dass die Stadt nicht beabsichtige, den Kreisel umzubauen, um dort einen Zebrastreifen zu errichten.

Diese Antwort ist für die Anwohner im Lupinenweg alles andere als befriedigend. Und sie befürchten, dass der Verkehr noch zunimmt.

Schließlich wurde jetzt nur gut 200 Meter entfernt die Europäische Schule eröffnet. Da werden zusätzlich morgens noch Eltern ihre Kinder an der Schule mit dem Auto abliefern und viele von ihnen den Weg über den Kreisel am Lupinenweg wählen. Erstaunlicherweise gibt es am unteren Kreisel zwischen der Europäischen Schule und den Stadtwerken einen Fußgängerüberweg. Deswegen quält viele Anwohner im Lupinenweg die Frage, ob die Schüler der Europäischen Schule der Stadt Bad Vilbel mehr wert sind als ihre Kinder.