Veröffentlicht am

Gefunden durch Vertreibung – Ein Paar wie ein Diamant – Augusta und Karl Grüner sind seit 60 Jahren glücklich verheiratet

Bad Vilbel. Augusta und Karl Grüner feierten Diamantene Hochzeit mit 60 glücklichen Ehejahren. Das kann ja nur ein Märchen sein – mitnichten. Wer die beiden zusammen sieht, den überkommt nicht nur ein Gefühl von Ehrfurcht und Bewunderung für so viel gemeinsam Erlebtes und Durchgestandenes, sondern auch ein Gefühl der Zufriedenheit: Denn man spürt – diese beiden Menschen waren und sind füreinander bestimmt. So sehen sie es auch selbst: „Unser Rezept für eine gute und lange Ehe – ganz einfach, wir haben schon immer sehr gut miteinander harmoniert“, sagt Karl Grüner.

Er war gerade mal 23, als er mit einem der ersten Vertriebenentransporte in den kalten Februartagen von 1946 ins mittelhessische Aßlar kam: „Eigentlich sollten wir nach Wetzlar gebracht werden, doch hier waren Dill und Lahn über die Ufer getreten, so dass man nach einem Ausweichquartier für uns suchte“, erinnert sich Grüner. Dies war dann Aßlar gewesen, der Geburts- und Heimatort der jungen und hübschen Augusta Schmidt. „Ich erinnere mich noch an jedes Detail“, sagt der stolze Ehejubilar und erzählt in froher Erinnerung die Anfänge dieser „Liebe auf den ersten Blick“: „Gustis Elternhaus stand direkt neben dem Gasthaus, in dem die Vertriebenen zunächst untergebracht wurden. Hier half meine zukünftige Frau bei der Versorgung der Ankömmlinge mit Nahrung und Kleidung – ich wusste sofort, sie sollte meine Frau werden“. Recht hat er behalten. Und die Trauung ließ nicht lange auf sich warten. Denn noch im gleichen Jahr heirateten Karl und Augusta: „Ja, die Vertreibung und das Hochwasser haben uns zusammengeführt“, erinnern sich die beiden.

Der studierte Lehrer Grüner bekam noch im gleichen Jahr eine Planstelle an der Schule in Aßlar. Hier verbrachten die beiden nicht nur ihre ersten Ehejahre. Hier kamen auch ihre vier Kinder zur Welt.

Grüner ist sich dabei bewusst, dass es für seine Frau nicht immer leicht war: „Ich war sehr viel unterwegs und Gusti häufig allein – aber sie hat es mir nie übel genommen oder mir Vorwürfe gemacht. Im Gegenteil, sie hat mich bei allem unterstützt.“

So seien die hohen Auszeichnungen für sein politisch-gesellschaftliches Engagement auch ihr Verdienst. Grüner hat sich vor allem für seine schwergeprüften Landsleute aus dem Sudetenland eingesetzt. Zuletzt übernahm er als Heimatkreisbetreuer des Heimatkreises Tepl/Petschau den Vorsitz. Hohe Ehrungen sind ihm in diesem Rahmen zuteil geworden: Grüner erhielt das Bundesverdienstkreuz am Bande, den Ehrenbrief des Landes Hessen und 2003 die goldene Ehrennadel der Stadt Bad Vilbel. Seit 1998 leben die beiden im „Quellenhof“ und genießen es. (bvo)