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Gegen das Wegwerfen

Jeden ersten Donnerstag im Monat wird im Repair-Café getüftelt

Im Reparaturraum sind die Handwerker gefragte Leute – alle Tische belegt. Foto: Lori
Im Reparaturraum sind die Handwerker gefragte Leute – alle Tische belegt. Foto: Lori

Sie wollen Müll vermeiden und lieb gewordene Dinge vor der Verschrottung bewahren. Seit zwei Jahren betreibt das Mütter- und Familienzentrum (Müze) im alten Rathaus in Burg-Gräfenrode ein Repair-Café. Das kostenlose Angebot setzt auf Nachbarschaftshilfe und Nachhaltigkeit und möchte ein Zeichen gegen die Wegwerfgesellschaft setzen.

Karben. Sandra Nega-Kunkel näht leidenschaftlich gerne. Seit vier Wochen lässt ihre Maschine sie im Stich. Doch in Burg-Gräfenrode bekommt sie nun Hilfe. Auf das Veranstaltungsformat eines Repair-Cafés aus den Niederlanden ist Müze-Vorsitzende Gabriele Ratazzi-Stoll während eines Treffens der Mütterzentren 2015 in Limburg aufmerksam geworden: Am 4. Februar 2016 etablierte sie im Alten Rathaus ein Repair-Café. Seither bringt sie Hobbytüftler und Menschen zusammen, die Reparaturen an elektrischen Geräten, Fahrrädern oder Möbelstücken benötigen und sie selber nicht ausführen können. Ingenieure, Maschinenschlosser, Elektrotechniker und eine Näherin nehmen defekte Geräte und Kleidungsstücke in der Selbsthilfewerkstatt unter die Lupe. Zehn Männer zwischen 55 und 75 Jahren gehören zum Team sowie eine Schreinerin. Alle haben Spaß am Reparieren, geben sich Tipps.

Fahrräder im Sommer

„Am häufigsten werden Elektro-Kleingeräte wie Toaster oder Kaffee- und Nähmaschinen repariert. Auch elektrisches Kinderspielzeug, Mixstäbe und elektrische Zahnbürsten werden gebracht“, sagt Ratazzi-Stoll und ergänzt: „Eigentlich alle Dinge, die man mit zwei Händen tragen kann.“ Fahrräder werden nur nach Voranmeldung repariert. „Im Sommer wollen wir die Reparatur von Fahrrädern im Gewerbegebiet in Klein-Karben anbieten“, so Ratazzi-Stoll.

Bei der Organisation des Repair-Cafés wird sie von Ute Heckmann vom Müze-Vorstand unterstützt. Während im Café Menschen mit defekten Kleingeräten warten, versuchen Fachleute wie Reiner Ungar im Werkstatt-Raum, technischen Problemen auf die Spur zu kommen. „Ich bin auf Mechanik spezialisiert“, sagt der 65-jährige Maschinenschlosser. Auf seinem Tisch liegt ein Teil der Nähmaschine von Sandra Nega-Kunkel.

Spezial-Werkzeug

„Das Stichbild der Fadenführung stimmt nicht, und die Nadel bricht beim Nähen ab“, sagt sie. Ungar schraubt vorsichtig das Gehäuse auf. Er vermutet, dass das Problem mit dem Vorschub, der Bewegung in das Werkstück hinein, zusammenhängt und macht sich ans Werk. Wirtschaftsingenieur Karl-Heinz ist auf alte Radios und Hifi spezialisiert. Er setzt sich mit einem Toaster auseinander, den Thomas Sprenger mitgebracht hat.

Mit Hilfe von YouTube-Videos hat Sprenger eine Waschmaschine und einen Trockner repariert. Die Reparatur des Toasters ist nicht gelungen. Auch das kann mal passieren: „Das Gerät hat Spezialschrauben. Ein spezielles Werkzeug ist nötig“, sagt Klein. Meist ist die Bilanz aber positiv: Pro Termin reparieren die Fachleute 20 bis 30 Geräte.