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„Geh aus mein Herz…“ – Das Wort zum Sonntag

Wandern in der Wetterau – das bietet sich besonders gut an der Nidda entlang an. Zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Es geht ja gar nicht um lange Strecken und um viele Stunden. Um den Tagesstress oder die innere Unruhe abzubauen, reichen bereits kurze Wege und Zeiten. Wie wohl tut es doch, nach einem anstrengenden Tag mit vielen Terminen und Problemen beim Gehen oder Fahrradfahren sich einfach der Landschaft und dem Wind zu überlassen. Das Kreisen um die eigenen oder fremden Sorgen und Nöte verschwinden wie von selbst. Mir geht es immer wieder so. Solange ich zu Hause bleibe, am Schreibtisch, in der Nähe des Computers und des Telefons, werde ich mit der Arbeit und dem Nachdenken nicht fertig. Ja, man könnte, müsste, sollte dies oder das noch bedenken und angehen. Wer kennt das nicht. Der Entschluss, einfach mal alles stehen und liegen zu lassen und für eine gewisse Zeit raus zu gehen, bewirkt Wunderbares: mit jedem Schritt oder Tritt (ins Pedal) fließt mir eine andere Kraft zu, eine Kraft des Ordnens und des Ausgleichs. Und ich freue mich ganz einfach an den schönen Dingen um mich herum, an den Bäumen, am Fluss, den Getreidefeldern, den Wiesen, den vorüber ziehenden Wolken und an vielem mehr. Ja, und ich selber bin mittendrin. Und wie von selbst kann ich gar nicht anders als dankbar zu sein. Dafür, dass ich bin, dass es die Dinge um mich herum so gibt, wie es sie gibt.

Wahre, tiefe Dankbarkeit sucht einen Adressaten. Für mich kann es letztlich nur GOTT sein. Mir ist es ein Bedürfnis zu danken, zu sagen und zu singen: Gott, ich danke DIR für alles Gute und Schöne! Dem vor 400 Jahren geborenen Pfarrer und Liederdichter Paul Gerhardt muss es in der Sommerzeit ähnlich ergangen sein. Und er schrieb daraufhin die berühmt gewordenen Liedstrophen: „Geh aus mein Herz und suche Freud, in dieser lieben Sommerzeit.“ Nachdem Gerhardt sich in sechs Strophen über die schönen Gärten, die singenden Vögel, die summenden Bienen und den wachsenden Weizen begeistert geäußert hat, fließt die beglückende Beschreibung wie von selbst in das Bekenntnis über: „Ich selber kann und mag nicht ruhn, des großen Gottes großes Tun, erweckt mir alle Sinnen.“

Ich wünsche Ihnen inmitten unserer schönen Wetterau wohltuende leibliche wie geistliche Erfahrungen. Ihr

Matthias Gärtner

Pfarrer in Dortelweil