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Geht nicht, gibt’s nicht!

Hanne Mühle im Gespräch. Eva Raboldt interviewte sie. Foto: Fauerbach
Hanne Mühle im Gespräch. Eva Raboldt interviewte sie. Foto: Fauerbach

Starke Frauen gibt es in Bad Vilbel zuhauf. Das beweist immer wieder die gleichnamige Reihe, die diesmal die Präsidentin des Lions-Clubs Bad Vilbel-Wasserburg in den Mittelpunkt stellte.

Bad Vilbel. „Aufgaben, die unlösbar erscheinen, sind für mich ganz besonders interessant, das Lösen dieser Probleme fordert immer meine ganze Kraft und führt, wenn ich es nicht schaffe, zu Frusterlebnissen“, berichtet Hanne Mühle. Sie ist die erste Gesprächspartnerin im neuen Jahr in der Interviewreihe „Starke Frauen in Bad Vilbel“ von Eva Raboldt, der Büroleiterin der Selbsthilfekontaktstelle Bürgeraktive.

Das Attribut stark

Mühle betont, für sie gelte der Satz: „Es geht gar nicht, dass etwas nicht geht.“ Das Duo unterhält sich ausführlich über das Attribut „stark“, über Mühles beruflichen Werdegang und Prägung, über Aufgaben und Herausforderungen, Schwächen und Stärken.

Zur Einstimmung auf den Diskurs über Stärke hat Hanne Mühle Zettel mit Zitaten „Eine starke Frau ist für mich….“ bekannter Persönlichkeiten wie Schriftstellerin Eva Demski oder Münchens Oberbürgermeister Christian Ude, auf die Tische im Bistro gelegt.

Mühle zitiert von Konstantin Wecker den Liedtext „Es sind nicht immer die Lauten stark, nur weil sie lautstark sind“ und das Gedicht von Antoine de Saint Exupery „Bewahre mich vor dem naiven Glauben, es müsste im Leben alles gelingen…“ Ihre größte Stärke: „Ich habe sehr viel Empathie für Menschen“, sei auch ihre größte Schwäche, denn „ich leide auch mit ihnen.“

Die „Höllen-Chefin“

Rückblickend sei sie an ihren Aufgaben, Widerständen und Erkrankungen gewachsen, habe an Stärke und Selbstbewusstsein gewonnen. „Stärke hat viele Facetten. Körperliche, mentale, emotionale und Willensstärke haben ihre Berechtigung. Schwäche kann auch Stärke sein. Wirklich stark ist nur, wer zudem auch seine Schwächen zeigen kann.“ Stark sei, wer sich in Gänze annehmen kann und „Ja“ zu sich sagt, wer weiß, dass er nicht „perfekt“ sei, sich aber dennoch perfekt fühle, wer nicht mit dem Finger auf die Schwächen Anderer zeige, sei stark. Sie habe als Kind oft zu Hause geweint, weil Schwester Juliana sie an der St.-Ursula-Schule in Duderstadt wegen ihrer vielen Fragen und ihres Interesses am Unterricht nicht mit ihrem Vornamen anredete, sondern als „Aber“-Kind bezeichnete und später oft auch wegen ihrer „Höllen-Chefin“ im Friedberger Schulamt. Doch sie habe immer Menschen um sich gehabt, die sie aufgefangen und getragen hätten.

Die Katholikin hatte bereits im ersten Schuljahr den Wunsch Lehrerin zu werden. „Ich wollte genau so werden wie meine Klassenlehrerin, Frau Rackowitz. Die ging leider im Laufe des ersten Schuljahres in Mutterschutz. Fortan habe ich jeden Lehrer an ihr gemessen. Keiner konnte bestehen.“

Gegen Windmühlen

Für Bad Vilbels Kinder engagierte sie sich 34 Jahre lang oft über ihre Grenzen hinaus, erst als Lehrerin an der Ernst-Reuter-Schule, später als Schulleiterin an der Regenbogenschule. Dort kümmerte sie sich neben ihren Aufgaben als Rektorin, Klassenlehrerin und Vorgesetzte um den Aufbau des neuen, zweiten Schulstandortes in Dortelweil-West. „Das war eine alle Kräfte und Nerven beanspruchende vierfache Belastung.“ Trotz aller Kritik am staatlichen Schulamt, das die Lehrer mit ihren Problemen allein lasse, ihnen unmenschliche Arbeitsbedingungen zumute, sie mit unsinnigen Tests und Vergleichsuntersuchungen beschäftige, rief Mühle Eltern auf, sich für bessere staatliche Schulen einzusetzen. „Damit wir keine amerikanischen Verhältnisse bekommen.“

Sie habe ihr ganzes Berufsleben gegen die Windmühlen der Schulpolitik gekämpft. „Ich hatte keine Aktenordner vor mir sitzen, sondern kleine Menschen, in deren Leben Schule eine wichtige Rolle spielt.“ Und die zumindest am Anfang jeden Tag motiviert in die Schule gingen.

Nächster Gast der Interview-Reihe „Starke Frauen in Bad Vilbel“ der Bürgeraktive ist am Montag, 24. Februar, um 19.30 Uhr im Haus der Begegnung, Marktplatz 2, Karen Hoffmann. Die dreifache Mutter, deren Sohn Anton (19) mehrfach behindert ist, gründete den gemeinnützigen Verein „Pink Wetterau“ (www.pink-wetterau.de) mit.