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Gemeinschaft erleben

Ulrike Loos von der Flüchtlingshilfe moderiert Kennenlernspiele zwischen Karbenern und Ukrainern. Foto: Niehoff
Ulrike Loos von der Flüchtlingshilfe moderiert Kennenlernspiele zwischen Karbenern und Ukrainern. Foto: Niehoff

Karben. Der Tag des Kennenlernens zwischen den Helfenden der Flüchtlingshilfe Karben und den Ukraine-Flüchtlingen ist am Sonntagnachmittag im großen Saal des Bürgerzentrums auf viel Interesse gestoßen.
Etwa 200 Flüchtlinge aus der Ukraine leben derzeit in Karben, erklärt die Erste Stadträtin Heike Liebel (CDU). Die Zahl könne sogar noch höher liegen, da sich nicht alle Ukrainer bei ihrer Flucht nach Deutschland registrieren lassen müssen. »Die Probleme, die wir mit den registrierten wie auch mit den unregistrierten Flüchtlingen haben, sind dieselben. Es geht um fehlende Wohnungs- und Arbeitsangebote, um Begleitungen bei Arzt- oder Behördengängen sowie um Betreuung der Flüchtlingskinder in Kitas und Schulen«, zählt Werner Giesler, Pfarrer im Ruhestand und Sprecher der Flüchtlingshilfe Karben, seine momentan dringendsten Sorgen mit den Ukraine-Flüchtlingen auf.
Um die zahlreichen Hilfsangebote und den Bedarf der Flüchtlinge möglichst zeitnah zusammenzubringen, hat die Flüchtlingshilfe vor Kurzem beschlossen, zum Tag des Kennenlernens mit Kaffee und Kuchen und Informationen zusammenzukommen. »Wir hatten zwar mit großem Interesse gerechnet, aber die Anzahl der Menschen überrascht uns doch sehr«, sagt Ulrike Loos von der Flüchtlingshilfe. Sie ist sichtlich erfreut über den großen Zuspruch. Sie und weitere Helfende hatten das Treffen sorgfältig vorbereitet. Vor der offiziellen Eröffnung wurden zunächst die Helfer, Paten und Dolmetscher auf das Ereignis eingestimmt: »Es gibt sieben Tische mit unterschiedlichen Themen wie Wohnungssuche, begleitete Arzt- und Behördenbesuche, Sprachunterricht, Kinderbetreuung oder Kulturaustausch. An jedem Tisch sitzt ein Dolmetscher, der den Ukrainern weitere Auskünfte erteilen und ihnen, soweit es geht, weiterhelfen kann«, erklärt Loos.
Auch nach Hobbys
wird gefragt

Die Ukrainer sollen sich dann bei Interesse und Bedarf jeweils auf einem Zettel mit Name, Beruf, Hobby und Anschrift eintragen. Mit Hilfe der Zettel will die Flüchtlingshilfe dann ihre Helfer und Paten gezielt einsetzen. »Ziel ist es, möglichst allen Flüchtlingen zu helfen«, erklärt Loos.
Natalia Balandy ist eine von den zahlreichen Unterstützenden. Sie lebt schon seit Längerem in Karben und spricht Deutsch. »Es geht auch um Beschäftigungsmöglichkeiten im kulturellen oder schulischen Bereich. Fragt die Ukrainerinnen, ob vielleicht eine von ihnen Lehrerin ist und Kinder unterrichten kann. Auch wenn es zunächst nur auf Ukrainisch ist. Ober ob jemand ein Instrument spielt und in einem Orchester mitspielen möchte«, gibt Balandy den Übersetzenden Tipps für ihre Gespräche.
Als sich dann der Saal mit immer mehr Flüchtlingen füllt, wendet sich Loos mithilfe einer Dolmetscherin an die Flüchtlinge direkt und fordert sie auf, verbunden mit ihrem Namen und ihrer Anschrift ihre Wünsche und Bedürfnisse am jeweiligen Tisch anzumelden.
Auch an die Kinder ist gedacht, denn die können sich zwischenzeitlich, während ihre Eltern von Tisch zu Tisch schreiten, die Zeit an einem gesonderten Tisch, der vom Sportverein Rendel betreut wird, mit Spielen vertreiben.
Und weil die Ukrainer an diesem Wochenende auch das orthodoxe Osterfest feiern, gibt es außer den selbst gebackenen Kuchen und Kaffee auch Kennenlernspiele und viel Zeit zum Erzählen. »Wir wollen mal sehen, ob es zwischen Deutschland und der Ukraine kulturelle Unterschiede gibt«, erklärt Loos das erste Spiel. Sie fordert so viele Besucher wie möglich auf, in der Mitte des Saals einen Kreis zu bilden. Sie stellt anschließend Fragen, die durch Stehenbleiben oder Vorgehen der Mitspieler beantwortet werden sollen. Beispielsweise Fragen nach Essgewohnheiten oder Reinemachen nach der morgendlichen Dusche.
Und tatsächlich bildeten sich stets zwei fast gleichgroße Gruppen, die sogar von der Nationalität ziemlich genau übereinstimmten, was zu großer Belustigung führte.
Von Jürgen W. Niehoff