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Gesungenes Gottvertrauen – Das Wort zum Sonntag

Wohlauf, mein Herze, sing und spring – in diesem Monat gibt es ein Jubiläum zu feiern: Der evangelische Pfarrer und Liederdichter Paul Gerhardt wurde vor 400 Jahren, am 12. März 1607 geboren. Für viele verbindet sich mit dem Namen Paul Gerhardt Orgelmusik und gesungenes Gottvertrauen. Im Gedächtnis stellen sich für viele Menschen, insbesondere Ältere, Liedzitate und Gesangbuchmelodien ein, wie: „Befiehl du deine Wege“, „O Haupt voll Blut und Wunden“ oder das Sommerlied „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“, Lieder voller Trost und Ermutigung. Viele stehen im aktuellen Gesangbuch.

Eine Strophe seines Liedes „Ich singe dir mit Herz und Mund“ lautet: Wohlauf, mein Herze, sing und spring / und habe guten Mut! / Dein Gott, der Ursprung aller Ding, / ist selbst und bleibt dein Gut.

Paul Gerhardts Lieder haben oft viele Strophen. Denn es gelingt ihm nicht so schnell, zu sagen, was er meint: Er versucht, sich auf ein glaubendes Vertrauen zuzubewegen. Er selbst hat mit seiner Familie und durch die politischen Umstände seiner Zeit viel Schweres erlebt und sucht in all diesem Leid das Vertrauen auf Gott zu bewahren oder auch neu zu gewinnen. Seine Lieder zeugen vom Ringen um Gottes Liebe und vom Vertrauen auf ein ewiges Leben.

Paul Gerhardt kommt nach dem frühen Tod seiner Eltern als Vollwaise auf die Fürstenschule nach Grimma und zieht später als Student der Theologie nach Wittenberg. Wie unzählige seiner Zeitgenossen wird er hineingezogen und erschüttert durch den Dreißigjährigen Krieg (1618-1648), der viele Menschen tötete – durch die eigentlichen Kriegshandlungen und ihre Folgen, insbesondere die großen Hungersnöte. Aus der lutherischen Frömmigkeit bezieht Paul Gerhardt Kraft und Lebensmut. Schon in Wittenberg beginnt er, Lieder zu schreiben. Menschen, die in Not geraten sind, sollen sie in persönlicher Andacht oder im Gemeindegesang die Quellen des Glaubens erschließen. An der Berliner Nikolaikirche entdeckt der Kantor Johann Crüger die besondere Begabung von Paul Gerhardt, eindrückliche Liedtexte zu dichten.

Mit 44 Jahren übernimmt Gerhardt eine Pfarrstelle in Mittenwalde und heiratet erst mit 48 Jahren. Das Ehepaar erfährt tiefes Leid: Beide müssen vier junge Kinder begraben, und nur ein Sohn wird sie überleben.

Wieder in Berlin wird der lutherische Dichterpfarrer in einen Konflikt mit seinem Landesfürsten Friedrich Wilhelm hineingezogen. Der reformierte Landesherr fordert einen Gehorsam in Glaubensfragen, dem der Lutheraner nicht folgt. Daraufhin enthebt der Landesfürst ihn seines Pfarramtes in Berlin, obwohl „Befiehl du deine Wege“ bis dahin das Lieblingslied des Fürsten gewesen sein soll. Gerhardt verliert sein Amt und wenige Zeit später auch noch seine Ehefrau. Ab Sommer 1669 lebt und arbeitet er in Lübben im Spreewald als Pfarrer. Mit 69 Jahren stirbt er am 27. Mai 1676. Doch seine Lieder sind bis heute lebendig und werden in den evangelischen Gottesdiensten des deutschen Sprachraums immer wieder gern gesungen.

Dr. Irene Dannemann,

Evangelische Pfarrerin der

Heilig-Geist-Gemeinde Heilsberg