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Gezackt und gestempelt

Philatelisten tauschen im Forum seltene Sammlerstücke

Wolfgang Wagner (links ) interessiert sich vor allem für Marken aus Österreich und Liechtenstein. Foto: Fauerbach
Wolfgang Wagner (links ) interessiert sich vor allem für Marken aus Österreich und Liechtenstein. Foto: Fauerbach

Bad Vilbel. Es ist ein ständiges Kommen und Gehen. Mehr als 150 Besucher lassen sich den Tauschtag des Briefmarkensammler-Vereins Bad Vilbel in Sport- und Kulturforum nicht entgehen. Sammler und Experten aus drei Bundesländern sind gekommen. „Von unseren 60 Tischen waren 41 vorbestellt“, freut sich Werner Scholten, der langjährige Vorsitzende des Vereins, über den guten Zuspruch.

Die Sammler haben sich schnell einen Überblick über das Angebot verschafft. Viele haben ein oder mehrere Spezialgebiete. Die meisten sammeln nach Ländern, andere nach Motiven oder bestimmten Perioden. Der Dortelweiler Johannes Holtappels gehört zu letzteren. „Ich suche Briefmarken aus der Schweiz“, sagt er. Beim Darmstädter Karl Heinz Wollny müssen es deutsche Briefmarken sein,

120 Kartons

Hans-Werner Soltau sucht Marken aus der DDR sowie „allen Ländern aus dem Jahr 1954. Das ist mein Jahrgang“, verrät er. Für ihn ist das Sammeln der gezackten Schönheiten ein reines Hobby, das ihm vor allem viel Spaß macht und für das er zu Hause jede Menge Platz benötigt. „Ich bin von Hamburg nach Mainz mit 120 Kartons voller Briefmarken umgezogen“, sagt Soltau.

Eigens von Bad Grönenbach im Allgäu ist Wolfgang Wagner gekommen, im Schlepptau hat er seinen Sohn. Die beiden interessieren sich vor allem für deutsche, österreichische und liechtensteinische Marken. „Teilweise auch Marken aus aller Welt. Zurzeit sind asiatische Marken bei vielen Sammlern gefragt. Die sind schwierig zu bekommen, weil die Asiaten im Gegensatz zu uns keine Nachwuchsprobleme in ihren Philatelie-Vereinen haben.“

Ben Oettl aus Oberursel sammelt Marken aus dem deutschen Kaiserreich, der Bundesrepublik und DDR. „Mich interessieren Marken mit deutscher, teils auch österreichischer Geschichte. Ich sammele seit 30 Jahren wegen des Drucks, der Technik und Besonderheiten.“ Aus Fischbachau im Landkreis Miesbach angereist ist Dr. Heinz Findeiß. Der Mediziner im Ruhestand sammelt Marken aus deutschen Kolonien, des zentralen Kurierdienstes der DDR und der Flugpost L.A.T.I. (Line Area Transcontinental Italiane). Ihn reizt neben dem Sammlerstück vor allem auch „die mit der Briefmarke verbundene Geschichte.“ Via L.A.T.I befördert wurden von 1939 bis 1941 Briefe, die vorbei an der englischen Zensur von Italien aus nach einem Umweg über mehrere südamerikanische Länder zu ihren Empfängern in Nordamerika verschickt wurden.

Der 80-Jährige kann viele Ge-schichten zu seinen Marken erzählen. Wer ihm zuhört, der geht mit der Briefmarke noch einmal auf Reisen in die Vergangenheit, hört von zufälligen Entdeckungen wie Briefen von prominenten Personen, die Tarnnamen benutzten. Mit dabei hatte er auch ein Exemplar der „Penny Black“.

1. Mai 1840

Die älteste Briefmarke der Welt gedruckt am 1. Mai 1840, ab dem 6.5.1840 gültig, zeigt das Profil der jungen Königin Victoria (1819-1901). „Früher hieß es, die Briefmarke sei die Aktie des kleinen Mannes, aber diese Zeiten sind lange vorbei, der Markt ist zusammengebrochen, die Preise in den Katalogen, treffen oft so nicht zu“, bedauern die Philatelisten.

Tauschtage des Briefmarkensammler-Vereins Bad Vilbel finden seit drei Jahrzehnten in Bad Vilbel statt, zweimal im Jahr, jeweils im April und August. (fau)