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Gleichnis mit biblischer Wurzel

Das Wort zum Sonntag

Pastor Clemens Breest
Pastor Clemens Breest

Majestätsbeleidigung in Jesreel! Mit dieser Nachricht wurden die Bürger der israelischen Stadt einst aufgeschreckt. Angesichts der Schwere des Vorwurfs war die Stadt entrüstet.

Die Oberen versammelten sich zum Gerichtstag. Angeklagt war ein Bürger, der in nächster Nachbarschaft des Königs lebte. Ihm gegenüber traten zwei Zeugen auf, die detailliert davon berichteten, wie Nabot über den König Ahab lästert und versucht ihn in Verruf zu bringen. Für die Bewohner blieb es ein Rätsel, welch niederen Beweggründe Nabot umtrieben. Das abschließende Todesurteil erschien angesichts der erwiesenen Schuld unabwendbar. Schließlich musste für Gerechtigkeit gesorgt werden. Zu dieser Gerechtigkeit gehörte auch, dass der König sich das von ihm begehrte Grundstück des Nachbarn aneignen durfte. Was vordergründig als Kampf für Gerechtigkeit und gegen Ehrverletzung daherkommt, wird uns in der Bibel aus einer ganz anderen Perspektive geschildert. In 1. Könige 21 ist zu lesen, dass es gar nicht um die Ehre des Königs ging. Ausgangspunkt dieser Geschichte war nicht Nabot, sondern des Königs Wunsch nach einem Grundstück. Doch dem Grundstücksgeschäft stellte sich jener Nabot in den Weg. Das ließ die Königin zur Feder greifen und giftige Worte zu Papier bringen. Diese wiederum entfalteten ihre Wirkung unter den Oberen, die zu bereitwilligen Vollstreckern wurden. Im Namen der Gerechtigkeit verübten sie Unrecht und verhalfen somit dem König zu seinem Grundstück.

Bei manchen Konflikten fragt man sich: Was ist Recht und was ist Unrecht? Was ist wahr und was Täuschung? Aus unterschiedlichen Perspektiven glaubt jeder sich im Recht. Die eigene Perspektive wird erst dort erschüttert, wo sie von einem unbeteiligten Dritten durchleuchtet wird. Der damalige Prophet Elia war solch eine Person, die dem König Ahab die Augen über sein Handeln öffnete. Jesus Christus ist auch als eine solche Person aufgetreten: Jesus spricht: „Ich bin in die Welt gekommen als ein Licht, damit, wer an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe.“ (Johannes 12,46) Dieses Licht benötigen wir alle, um nicht in unserer Perspektive und somit im Konflikt mit unserem Nächsten verhaftet zu bleiben. Ich wünsche Ihnen dieses Licht.

Herzliche Grüße, Ihr

Pastor Clemens Breest

Freie ev. Gemeinde Bad Vilbel