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„Gott neu entdecken“

Evangelische Gemeinden bieten viel zum Reformationsjubiläum

Vor dem großen Wandteppich „Die 12 Bilder der Offenbarung“ von Maria Köhler im Saal der Arche werben (hintere Reihe) Werner Kristeller, Matthias Gärtner, Klaus Splittdorf und Dirk Nising sowie (vordere Reihe) Irene Dannemann und Thorsten Mebus zum Besuch der vielen Veranstaltungen im Reformationsjahr 2017. Foto: Fauerbach
Vor dem großen Wandteppich „Die 12 Bilder der Offenbarung“ von Maria Köhler im Saal der Arche werben (hintere Reihe) Werner Kristeller, Matthias Gärtner, Klaus Splittdorf und Dirk Nising sowie (vordere Reihe) Irene Dannemann und Thorsten Mebus zum Besuch der vielen Veranstaltungen im Reformationsjahr 2017. Foto: Fauerbach

Die evangelischen Kirchengemeinden in Bad Vilbel laden im Reformationsjahr 2017 unter dem Slogan „Gott neu entdecken“ alle Bürger zu einem bunten Veranstaltungsprogramm ein. Egal ob Christ, Kirchenferne, Muslime, Andersgläubige oder Atheisten.

Bad Vilbel. Das Jahr 2017 steht ganz im Zeichen Martin Luthers (1483 – 1546). Der Mönch verfasste vor 500 Jahren seine 95 Thesen, in denen er seine Auffassung über die Rolle der Kirche darlegte. Er schickte sie am 31. Oktober 1517 an seinen Bischof und soll sie am selben Tag an das Tor der Wittenberger Schlosskirche angeschlagen haben. Dies und seine auf Deutsch verbreitete frohe Botschaft vom Menschen liebenden Gott hallt noch 500 Jahre später weltweit nach – und auch in Bad Vilbel.

„Wir wollen den Reformationsgedanken nicht nur am Dienstag, 31. Oktober 2017, der anlässlich des Jubiläums ein Feiertag ist, sondern das ganze Jahr über in die Stadt tragen. Die Reformation hat unsere Gesellschaft verändert“, betont Pfarrerin Irene Dannemann von der Heilig-Geist-Gemeinde auf dem Heilsberg. „Wir“, das sind alle evangelischen Kirchengemeinden in der Stadt, zu denen auch die Freie evangelische Gemeinde in Dortelweil und die Landeskirchliche Gemeinschaft auf dem Heilsberg gehören.

Eine eigene Zeitung

Seit über einem Jahr bereitet ein Koordinierungskreis alle Veranstaltungen in der Quellenstadt vor. „Wir wollen Dopplungen vermeiden und vielfältige Infos über die Reformation geben“, sagt Pfarrerin Dannemann. „Wir wollen den evangelischen Glauben in der Kirche allen Bürgern präsent werden lassen“, betont Werner Kristeller, Vorsitzender des Kirchenvorstandes (KV) der Christuskirchengemeinde. „Unsere Plattform ist aus gutem Grund evangelisch“, sagt Gemeindepädagoge Thorsten Mebus.

Bei der Vorstellung des Programms waren auch Pfarrer Matthias Gärtner und Gemeindepädagoge Dirk Nising aus Dortelweil, sowie der Massenheimer KV-Vorsitzenden Klaus Splittdorf dabei.

„Zum Jubiläum des Reformationsjahres ist eine von allen beteiligten Gemeinden eine Zeitung erschienen mit allen Veranstaltungsterminen und -erläuterungen. Die Bandbreite reicht von Seminarabenden, Vorträgen, Tagesfahrten und Gottesdiensten über Konzerte, Singspiele und das Kindermusical „Luther“ sowie die „Talk unterm Turm“-Reihe bis zu Gemeindefesten und einer „Ökumenische(n) Bibelausstellung“ im Massenheimer Heimatmuseum. Es findet ein dreitägiges „Pop-Oratorium Luther“ mit Ensemble, Band und Chören der Christuskirchengemeinde und dem Kur- und Sinfonieorchester Bad Nauheim statt.

Das auch als „Projekt der Tausend Stimmen“ von Michael Kunze und Dieter Falk bekannte Pop-Oratorium wird insgesamt fünf Mal am 16., 17. und 18. Juni im Kulturforum in Dortelweil aufgeführt. Bei den „Talk unterm Turm“-Veranstaltungen in der Christuskirche geben sich viele Prominente die Ehre. Zu ihnen gehören am 10. Februar der Wirtschaftsjournalist und ehemalige Leiter der ARD-Börsenredaktion Frank Lehmann, der mit Heinz-Thomas Striegler, dem Finanzdezernenten der EKHN-Kirchenverwaltung, über „Ohne Moos nichts los? – Das Geld, die Welt, die Kirche“ spricht.

Pilgerstationen

Und am 22. September diskutiert Bettina Wulff, PR-Beraterin und Gattin des vormaligen Bundespräsidenten Christian Wulff, in ihrer Funktion als Botschafterin der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung mit Pfarrerin Ulrike Scherf, stellvertretende Kirchenpräsidentin der EKHN, zum Thema „Wozu braucht unsere Gesellschaft Kirche – Über die Bedeutung von Christentum und Religion in der (Post)Moderne“.

Am Reformationstag findet ein „Stationenweg“ statt. Nach dezentralen Andachten ab 11 Uhr in den einzelnen Gemeinden „pilgern“ alle in die Kernstadt, stärken sich mit Essen und Lutherbier am Kurhaus, um dann an den Stationen Altes Rathaus, Wasserburg, Kurhaus, Stadtbibliothek und Niddaplatz sich kritisch mit Martin Luther und Reformationsthemen zu beschäftigen. Um 15.17 Uhr endet der Weg mit einem zentralen Gottesdienst in der Burg.


Weitere Informationen in den evangelischen Gemeinden. Ein Download der „Zeitung zum Reformationsjahr“ ist auf der Internetseite der Christuskirchengemeinde zu finden.


Gegen das Freikaufen von Sünden


Mit Reformation (lateinisch Erneuerung, Wiederherstellung) wird eine Bewegung im frühen 16. Jahrhundert bezeichnet. Den Anstoß zur Reformation gab neben der zunehmenden Verweltlichung, fragwürdigem Lebenswandel vieler Geistlicher und der Käuflichkeit kirchlicher Ämter vor allem der Ablasshandel. Mit dessen Einnahmen sollte der Petersdom in Rom erneuert werden. Martin Luther widerstrebte die Praxis der Kirche, Menschen gegen Geld ihre Sünden zu erlassen. Er forderte die Rückbesinnung auf die biblischen Grundlagen des Evangeliums. (fau)