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Mit Vollgas zur Kurhaus-Eröffnung

Von außen sah das Kurhaus schon Anfang April ganz passabel aus. Innen wurde da noch fleißig gearbeitet bis zur Eröffnung am kommnden Sonntag. Dann sind auch die Gerüste und Container verschwunden. Foto: Patrick Eickhoff
Von außen sah das Kurhaus schon Anfang April ganz passabel aus. Innen wurde da noch fleißig gearbeitet bis zur Eröffnung am kommnden Sonntag. Dann sind auch die Gerüste und Container verschwunden. Foto: Patrick Eickhoff

Bad Vilbel. Die benachbarte »Vilco« ist seit fast einem Jahr geöffnet. Jetzt soll auch die umfassende Sanierung des Bad Vilbeler Kurhauses endlich ein Ende finden. Am Samstag ist die feierliche Eröffnung. Anstrengende Monate liegen hinter den Verantwortlichen. Bei einem Rundgang durch das historische Gebäude wird deutlich, wieso.
Anfang April sieht es im Kurhaus nicht danach aus, dass in wenigen Wochen Veranstaltungen im historischen Gebäude stattfinden können. Zahlreiche Handwerker werkeln im großen Saal, tragen Platten von A nach B. Kisten und Werkzeuge dominieren das Bild. Vor dem Eingang stehen Gerüste, es wird gehämmert und gebohrt. Im ersten Stock ist es so laut, dass man sein eigenes Wort kaum versteht. Bauleiter Klaus Rotter: »Das wird eine Punktladung.« Ende April soll das Kurhaus bei den Feierlichkeiten zu »ein Jahr Vilco« wiedereröffnet werden. Ehrenstadtrat Klaus Minkel sagt: »Auch wenn natürlich noch viel zu tun ist. Wir freuen uns sehr darauf.«
Viele historische
Elemente erhalten

Das Kurhaus ist in Bad Vilbel nicht nur bei den Vereinen sehr beliebt. Es wurde von Bürgerinnen und Bürgern in Eigenregie als sogenanntes Volkshaus geplant und in den Jahren 1927 und 1928 erbaut. Von Konzerten über Stadtverordnetenversammlungen bis zu Fastnachtssitzungen: »Das Kurhaus wurde rege und viel genutzt«, sagt Minkel.
Das soll auch künftig wieder so sein. Im Erdgeschoss hat sich einiges getan.Dort ist bereits das Bürgerbüro wieder eröffnen worden. Die Räume sind eingerichtet, die Toiletten fertiggestellt. Auffällig ist: Das Foyer ist deutlich heller als früher. Das liegt am barrierefreien Durchgang zur gläsernen Orangerie und der damit direkten Verbindung zwischen Stadthalle und Kurhaus. »Das macht alles gleich freundlicher«, ist Minkel überzeugt.
Wer sich in den Räumlichkeiten umschaut, dem fällt schnell auf: Das Kurhaus ist nicht einmal komplett modernisiert worden. Überall finden sich historische Elemente wieder. »Alles, was hier gearbeitet wurde, ist nach enger Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt geschehen«, sagt Rotter. Das sei nicht immer einfach gewesen und habe auch zu Überraschungen geführt.
Der Terrazzo-Boden im Foyer ist erhalten geblieben. Weil die Körnung und Farbschattierung des mineralischen Bodenbelags nicht mehr hergestellt werden können, verbindet ein schwarzer Streifen Alt und Neu. »Wo es nicht mehr möglich war, haben wir natürlich versucht, so nah wie möglich ans Original zu kommen«, erläutert Rotter. Das ist gelungen. Der Unterschied ist mit bloßem Auge nur schwer erkennbar.
Das gilt auch für das Parkett, das teilweise erhalten und teilweise neu verlegt wurde. Auch Fenster und die historische Deckenfarbe wurden nach alten Fotos angefertigt. Ein altes Türfutter ist ebenfalls erhalten geblieben. An manchen Wänden sind Teile des damaligen Musters in Vierecken zu sehen. »Es bleibt viel Historisches erhalten«, sagt Rotter. Klaus Minkel ergänzt: »Der Trinkbrunnen aus dem Foyer wird in die Orangerie der Vilco versetzt. Dort wird es Heilwasser zu trinken geben.«
Im Saal des Kurhauses im ersten Stock sieht es noch mehr nach Baustelle aus. »Hier können Veranstaltungen mit bis zu 300 Gästen stattfinden«, sagt Rotter. Platz finden Gäste künftig im Saal und auf der Tribüne. Besonders im Saal habe der Denkmalschutz eine große Rolle gespielt. Der Blick wandert in Richtung Decke. Die neue Zwischendecke ist gezogen. Die alte Rabitz-Decke, die mit 1000 Eisenstäben befestigt ist, ist denkmalgeschützt. Und jetzt ein unsichtbares Denkmal.
Kosten: Mindestens
zehn Millionen Euro

Aus Sicherheitsgründen mussten Industriekletterer Arbeiten im Dachgeschoss ausführen. Minkel sagt: »Der Raum kann nicht gedämmt werden.« Ursprünglich sollte eine neue Decke samt Gemälde angebracht werden. Dies wurde aufgrund der Behördenanforderungen verworfen. Jetzt ist eine neue Decke im Saal eingezogen worden. »Dazwischen ist noch ein Netz gespannt, falls Teile von der alten wieder nach unten fallen«, sagt Rotter. Minkel ergänzt: »Die alte Decke ist zwar denkmalgeschützt, aber leider nicht mehr sichtbar. Das alles kostet den Steuerzahler viel Geld.« Die Kosten für die Arbeiten am Kurhaus belaufen sich auf »mindestens zehn Millionen Euro«, wie Rotter und Minkel informieren. »Die Endabrechnung steht noch aus.«
Von Patrick Eickhoff