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Haus des Volkes – Kurhaus könnte zum Hessentag 2015 schon in neuem Glanz erstrahlen

Kulturamtsleiter Claus-Günther Kunzmann hat „keinen Zweifel, dass wir einen Umbau des Kurhauses bis zu einem Hessentag 2015 hinbekämen“. Es solle wieder zu einem Ort für Vereine und Menschen werden.

Bad Vilbel. „Jede Stadt braucht ein Herz“, so Kunzmann. Dazu zählten in Bad Vilbel Rathaus, Burg, Museum, Musikschule, Bibliothek – und hoffentlich bald wieder „ein Treffpunkt im Sinne einer modernen Stadthalle mitten im Ort“. Doch abgesehen von dieser funktionalen hat das Kurhaus auch eine kulturell-historische Bedeutung: „Es ist das einzige Symbol der langen sozialdemokratischen Kultur unserer Stadt vom 19. Jahrhundert bis in die Siebzigerjahre und des ausgeprägten, von Gewerkschaften und Arbeiterparteien bestimmten Milieus in der Weimarer Zeit.“

Von Vilbeler Arbeitern wurde das Gebäude 1927 / 28 als Volkshaus gebaut. Als schon bald darauf die Volkshaus GmbH in Konkurs ging, hat die Stadt es übernommen und mit dem ersten Badetrakt – Vorläufer des Kurmittelhauses – zum kommunalen Heilbad ausgebaut. Bis dahin beruhte der Heil- und Badebetrieb allein auf privatem Engagement. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Gebäude vorübergehend von US-Truppen besetzt. Dennoch wurde der Badebetrieb weiter vorangetrieben. Seit 1948 darf Vilbel offiziell den Titel „Bad“ führen.

Eingangsbereich

Die Front ist die eindeutige Schmuckseite des Gebäudes. Anders als Stadtrat Klaus Minkel (CDU) und Ehrenstadtrat Helmut Lehr (SPD), die alte Umgestaltungspläne für das Kurhaus in Erinnerung riefen (der BVA berichtete), sieht Kunzmann nicht allein die Fenster als Schmuckelement, sondern auch den Eingang mit Balkon und Treppe. „Die Treppe verleiht dem Gebäude einen gewissen Stolz“, sagte der Kulturchef. Nach oben hinein zu gehen, habe etwas mit der Erhabenheit des Gebäudes zu tun. Auf dieses Charakteristikum könne seiner Ansicht nach künftig selbst im Interesse der Barrierefreiheit nicht verzichtet werden, ohne die Wirkung des Kurhauses insgesamt zu verändern.

Ein Saal mit 300 Plätzen mache in einer Stadt, die seit dem Bau des Volkshauses um ein Mehrfaches auf deutlich über 30 000 Einwohner angewachsen ist, keinen Sinn mehr. 800 Plätze erscheinen ihm vernünftig und keineswegs überzogen. „Für noch größere Veranstaltungen haben wir das Kultur- und Sportforum“, so Kunzmann. Was dort allerdings fehle, seien Nebenräume, Garderoben, Aufenthaltsbereiche und ein großes Foyer, wie sie für Konzert- und Theaterveranstaltungen unverzichtbar seien. Die Bausubstanz sei „außerordentlich schwierig“.Deshalb könne für das Gebäude nur eine Totalsanierung in Frage kommen, die komplette Entkernung bis auf die Außenmauern und neue Gestaltung des Innenraumes ohne Zwischengeschosse. Die Bühne müsste deutlich vergrößert und mit modernster Theater- und Veranstaltungstechnik ausgestattet werden, damit das Kurhaus seine frühere Mittelpunktsfunktion als zentraler Veranstaltungsort wieder übernehmen könnte.

Landesfest als Chance

Dennoch sieht Kunzmann, der auch Intendant der Burgfestspiele ist, eine Zuweisung der Rolle als „Schlechtwetter-Notquartier“ für die Burgfestspiele mehr als skeptisch. „Wir müssten alles doppelt haben, weil ein Bühnenbild sich nicht schnell mal hin- und hertransportieren lässt.“ Auf den neuen Tribünen in der Burg seien die Zuschauerplätze fast alle überdacht. „Die Burg ist vergleichsweise regendicht“, so Kunzmann. Doch wenn ein Saal als Alternative zur Verfügung stehe, bestehe die Gefahr, dass beim leichtesten Nieselregen der Ruf danach laut werde.

Für das Kurhaus wäre der Hessentag eine große Chance. Die Argumente für einen großen Veranstaltungssaal in der Stadtmitte unweit der Hessentagsstraße auf der Frankfurter Straße lägen auf der Hand. Mit Land und Denkmalschutz könnten Konzepte entwickelt werden, welche Förderprogramme für Zuschüsse in Frage kämen. Die Stadt allein würde vermutlich nicht in der Lage sein, eine Komplettsanierung zu finanzieren.