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Hessentag im Blick – Mehr als 200 Besucher bei offenem Forum – Arbeit in Kleingruppen –• Für und Wider

„Sie sollten den Mut besitzen, Ja zum Hessentag zu sagen.“ Das riet Manfred Vollmer (CDU), der Bürgermeister der Hessentagsstadt 2010, Stadtallendorf, den Bad Vilbelern. Er gab bei der ersten offenen Projektwerkstatt im Kurhaussaal seine Erfahrungen mit dem Landesfest an mehr als 200 Bürger weiter.

Bad Vilbel. In der mehr als 50-jährigen Geschichte des Hessentages seien die Bürger noch nie so früh in die Entscheidung einbezogen worden, sagte Dennis DiRienzo, der den Abend unverkrampft moderierte. Umso erfreulicher sei es, dass so viele Menschen die Gelegenheit ergriffen hätten, ihre Fragen zu stellen. Der Hessentag lasse sich nicht auf eine Antwort „dafür“ oder „dagegen“ reduzieren, sondern es seien viele Puzzleteile zu berücksichtigen.

So waren am Mittwoch auch keine Antworten zu erwarten. Was die Bürger interessiert, werde man versuchen, so weit wie möglich bis zu einer zweiten Projektwerkstatt zu klären. Um möglichst alle Besucher zu Wort kommen zu lassen, wurde nicht im großen Plenum diskutiert, sondern in vier Arbeitsgruppen, die sich wiederum aufteilten. Geleitet wurden sie von Mitarbeitern der Stadtverwaltung, die alles notierten und thematisch schon vorzuordnen versuchten, was die Bürger an offenen Fragen nannten, als Chancen oder Schwierigkeiten sahen.

Eine Million Besucher

Maria Ochs vom Kulturamt, die am Schluss vor der Versammlung ein Resümee zog, stellte fest, dass häufig ähnliche Aspekte sowohl positiv als auch negativ gesehen wurden. Als Beispiel nannte sie die Stärkung des „Wir-Gefühls“. Dieses fundamentale Ziel hatte den damaligen Ministerpräsidenten Georg August Zinn (SPD) überhaupt erst veranlasst, den Hessentag 1961 ins Leben zu rufen. Die Bad Vilbeler hätten das nicht nötig, meinten die einen. Andere sahen es als erstrebenswert an. Dritte sagten: Ja, aber dazu brauchen wir keine Million Menschen. Ob die Stadtteile eine Chance haben, sich darzustellen oder außen vor bleiben, ob Schulunterricht während des Festes stattfindet, ob eine andere Landesregierung bereits zugesagte Fördermittel für Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Hessentag streichen könnte – all das geht den Menschen durch den Kopf.

Was die Verkehrsinfrastruktur betrifft, schwanken die Erwartungen zwischen „dauerhaften Verbesserungen“ und „absolutem Chaos“. „Anpacker“ wollten wissen, was ehrenamtliche Helfer zu tun haben und ob es eine Entlohnung gebe.

Kulturamtsleiter Claus Kunzmann vermittelte einen Eindruck vom Ausmaß dieses „Mega-Events“ mit seinen mehr als 1000 Einzelveranstaltungen. Großveranstaltungen finden in der Hessentagsarena, einem Open-Air-Gelände für 25 000 bis 30 000 Zuschauer, statt. Daneben gibt es das Festzelt für weitere Kultur-, Diskussions- und Partyveranstaltungen, die Landesausstellung, in der sich Politik und Wirtschaft, Verbände und Institutionen darstellen, die Ausstellung „Der Natur auf der Spur“ und die Hessentagsstraße, die in Oberursel 2011 über 700 Stände umfasste. Daraus könne die Stadt wichtige Einnahmen erzielen. Hinzu kämen Veranstaltungsflächen für Kunst und Kultur, Sport, Schule und Bildung, Gesundheit, Bundeswehr und Bundespolizei sowie das Polizeibistro, der Hessen-Palace und viele Bühnen. Parkplatzflächen müssten befestigt, Konzepte für Individual- und öffentlichen Verkehr erarbeitet werden. Ein Vorteil des überschaubaren Festareals zwischen Marktgelände und Südbahnhof mit Teilen des Quellenparks sowie der Sport- und Schulstandorte liege darin, dass alles bequem zu Fuß erreichbar sei.

Ziel: Schwarze Null

An Kosten würden auf die Stadt 10 bis 12 Millionen Euro zukommen, 6 bis 7 Millionen Euro könnten aus Hessentagsstraße, Kartenverkauf und dem Sponsoring eingenommen werden, so dass ein operatives Defizit von vier bis fünf Millionen Euro bleiben würde. Materiellen Gewinn könnte die Stadt aber aus höheren Landesmitteln schöpfen für Sanierung der Dieselstraße, der Frankfurter Straße und des Kurhauses. Kunzmann: „Unser Ziel ist in der Gesamtbilanz eine schwarze Null.“

Innenstadt dicht

Neben Image-Gewinn und „einem tollen Fest“, verwies Kunzmann auch auf die Kehrseite: Lärm, Verkehr und 20 Tage eine gesperrte Innenstadt. „Diese Belastungen waren in Stadtallendorf geringer als erwartet“, berichtete Vollmer. Das Weindorf des Hessentags sei durch private Betreiber zur Dauereinrichtung geworden. Natürlich habe es auch Probleme und Schulden gegeben: „Aber das war es wert.“

Nächste offene Hessentags-Werkstatt: Montag, 19. März, um 19 Uhr im Kurhaus.