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»Hier ist nichts von der Stange«

Blick vom Nidda-Uferweg auf die Vilco: Die gläserne Orangerie verbindet Kurhaus und Stadthalle auf zwei Ebenen. Sie ist von Licht durchflutet und weitläufig. Sie bietet einen Blick in den Kurpark. Foto: Patrick Eickhoff
Blick vom Nidda-Uferweg auf die Vilco: Die gläserne Orangerie verbindet Kurhaus und Stadthalle auf zwei Ebenen. Sie ist von Licht durchflutet und weitläufig. Sie bietet einen Blick in den Kurpark. Foto: Patrick Eickhoff

Bad Vilbel. In anderthalb stehen der Sänger Jan Delay und die Band Disco No. 1 auf der Stadthallen-Bühne. Die 2000 Tickets sind vergriffen. Zur Eröffnung der »Vilco« ist ein ganzes Wochenende mit Programm geplant. Bei einer exklusiven Führung zeigen Projektleiter Klaus Rotter und Stadtrat Klaus Minkel die Vorzüge der »Jahrhundert-investition«.
Es gibt wohl keinen Raum in der neuen Bad Vilbeler Stadthalle, in und an dem gerade nicht gearbeitet wird. Im Foyer bringen Handwerker Deckenverkleidungen an, im großen Konzertsaal wird der Boden sauber gemacht. Überall stehen Leitern, Gerüste und Kisten herum. »Es wird ernst«, sagt Projektleiter Klaus Rotter. Die Vilco-Fertigstellung ist auf der Zielgeraden. In anderthalb Wochen soll die »Jahrhundertinvestition« fertig sein. »Messers Schneide wäre eine Untertreibung«, sagt Rotter. »Wir sind guter Dinge.«
Rund 67 Millionen Euro hat der Gesamtkomplex aus Stadthalle (57) und Kurhaus (10) bisher gekostet. »Inklusive Bühnentechnik, aber ohne Außenanlage«, wie Stadtwerke Geschäftsführer und Stadtrat Klaus Minkel mitteilt. Die Summe hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder erhöht. Corona, der Krieg in der Ukraine, unterbrochene Lieferketten, gestiegene Materialkosten. »Einfach geht definitiv anders«, sagt Minkel.
Mehr als 60
akustische Deckensegel

Bei einer exklusiven Führung – nicht nur durch die Konzertsäle sondern auch durch den Technik- und Backstagebereich sagt Projektleiter Rotter: »Hier ist nichts von der Stange.« Viele Lösungen seien sehr individuell auf das Gebäude angepasst. »Das macht es nicht zwingend günstiger, aber besser.«
Dort, wo früher das sogenannte Kurmittelhaus und das 1972 gebaute Hallenbad standen, können und sollen bald gleich mehrere Veranstaltungen parallel laufen. Vom großen Konzert bis hin zu kleinen Versammlungen und Workshops. Das Herzstück der Stadthalle – der große Saal – bietet bestuhlt Platz für 1200 Gäste, unbestuhlt sogar für 2000.
In den sogenannten Gartensaal passen 600 Gäste. »Er kann in bis zu sechs Räume unterschiedlicher Größe eingeteilt werden.« Bildschirme außerhalb des Gartensaals zeigen an, welche Veranstaltung in welchem Raum ist. Damit können künftig völlig voneinander getrennt Kongresse und Tagungen auf der einen Ebene und Konzerte auf der anderen stattfinden.
Neun Millionen Euro
für die Bühnentechnik

Damit die passende Technik in den jeweiligen Saal kommt, ist ein großer Raum für Anlieferungen gebaut worden – inklusive Lastenaufzug. Rotter erklärt: »Da passen sogar Fahrzeuge rein.« Weiter geht die Führung im Backstage-Bereich für Künstler und in die sanitären Anlagen. Die sind bis auf Kleinigkeiten fertig. Ein Höhepunkt des Gebäudes ist mit Sicherheit die Technik. Im großen Saal präsentieren Rotter und Minkel die Einzelheiten. An der Decke hängen über 60 akustische Deckensegel. Die Bühne und auch Tribüne sind mobil und einfahr- beziehungsweise ausfahrbar.
Auch die Wände haben kleine Dellen. »Alles für Schall und die bessere Akustik«, erklärt Rotter. Auch hier gelte, es sei nichts von der Stange. »Das sind spezielle Anfertigungen«, sagt Minkel. In der Kommandozentrale flimmern die Bildschirme. Sie bietet einen guten Überblick über den kompletten Saal. Minkel fügt an: »Neun Millionen Euro hat alleine die Bühnentechnik gekostet.«
Die Verbindung zum Kurhaus, das im vierten Quartal dieses Jahres fertiggestellt werden soll, ist derzeit provisorisch geschlossen. »Wir haben am Montag Abnahme der Stadthalle, deshalb mussten wir das machen«, sagt Rotter. Pünktlich mit der Eröffnung der Stadthalle in zwei Wochen soll dann auch die zweite Ebene in der Tiefgarage (siehe Info-Kasten) freigegeben werden. Minkel erklärt abschließend. »Sie wird dann mehr genutzt. Bisher hat sich das nicht gelohnt.« Von Patrick Eickhoff