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Hospizverein ist neu aufgestellt

Manuela und Ingo Vetter sind die neuen Gesichter der Karbener Ambulanten Hospizhilfe. Manuela Vetter übernimmt die Koordination der Helferinnen und Helfer, ihr Mann Ingo hat den Vereinsvorsitz inne. Foto: Sauer
Manuela und Ingo Vetter sind die neuen Gesichter der Karbener Ambulanten Hospizhilfe. Manuela Vetter übernimmt die Koordination der Helferinnen und Helfer, ihr Mann Ingo hat den Vereinsvorsitz inne. Foto: Sauer

Karben. Die Ambulante Hospizhilfe Karben hat sich verjüngt: Sechs Vorstandsmitglieder wurden durch neue Gesichter abgelöst. Unter ihnen die neue Doppelspitze aus Manuela und Ingo Vetter: Die Eheleute haben mit ihren neuen Ämtern allerhand zu tun.
Quasi jede freie Minute verbringt Manuela Vetter aktuell an ihrem neu eingerichteten Arbeitsplatz im Obergeschoss ihres Wohnhauses. Die ehrenamtlichen Hospizbegleiter kennt sie mittlerweile alle persönlich, die Webseite der Hospizhilfe ist mit den neuen Ansprechpartnern aktualisiert – und so klingelt zwischendurch das Telefon für neue Begleitungsanfragen. »Die Einarbeitung hat durchaus Zeit gebraucht«, sagt die 40-Jährige. »Doch langsam bin ich angekommen.«
Manuela Vetter ist die neue Koordinatorin der Ambulanten Hospizhilfe Karben. Im Mai hat sie das Amt von Uschi Jacobsen übernommen, die nach jahrzehntelangem Engagement an die jüngere Generation abgeben wollte. Und dabei hat die Hospizhilfe durchaus den Generationswechsel geschafft: Sechs Vorstandsmitglieder wurden verabschiedet, zwei davon über 80 Jahre, teils lebten sie schon gar nicht mehr in Karben. Bislang hatten die potenziellen Nachfolger gefehlt. Mit Manuela Vetter, ihrem Mann Ingo und weiteren jungen Gesichtern hat sich das nun geändert.
Dass sich Manuela Vetter in der Hospizarbeit engagieren möchte, stand für die gelernte Krankenschwester und Palliativpflegekraft schon lange fest. »Während meiner Ausbildung habe ich ein Praktikum im Hospiz gemacht«, erzählt sie. Seither wusste sie: Sie möchte ehrenamtlich Menschen an ihrem Lebensende begleiten – nur das »Wann« war für die Mutter dreier Kinder, auch mit Blick auf die eigene Familie, noch die Frage. Denn auch wenn sie in ihrer Tätigkeit in der Onkologie eine teils jahrelange Bindung zu ihren Patienten aufbaut, sei die Arbeit doch ganz anders, gibt Vetter zu bedenken: »Die Betroffenen sind oft noch am Anfang ihrer Krankheit«, erklärt sie. Und während es dann um medizinische Versorgung gehe, stehe bei der palliativen Betreuung vor allem das Reden im Vordergrund. Deshalb hat sie – wie alle anderen ehrenamtlichen Sterbebegleiter in Karben – einen entsprechenden Kurs gemacht, als sie vor eineinhalb Jahren zum Verein dazu stieß.
Weiterbildung und Supervision
Als Koordinatorin hat sie schließlich eine weitere Schulung erhalten. Denn heute geht es mehr um klassische Management-Aufgaben denn um die Begleitung der Sterbenden: Vetter wählt bei neuen Begleitungsanfragen den passenden Ehrenamtlichen aus, koordiniert Treffen, Weiterbildungen und Supervision – und das neben der eigenen hauptberuflichen Tätigkeit in der Klinik.
Doch nicht nur die Gesichter in der Hospizhilfe, auch ihre Arbeitsteilung ist neu. Denn: War Uschi Jacobsen bislang erste Vereinsvorsitzende und Koordinatorin in einer Person, teilen sich Manuela und Ingo Vetter die Posten nun. »Ich arbeite gern mit meiner Frau zusammen«, erklärt Ingo Vetter lächelnd den nahe liegendsten Grund für sein überraschendes Engagement. Denn mit der Hospizarbeit hatte der Elektro-ingenieur bis zur Mitgliederversammlung des Vereins nichts zu tun, gibt er zu. Doch dann hat er sich anstecken lassen: hat bei der Einrichtung der Software geholfen, den Arbeitsplatz mit eingerichtet – und gemerkt, dass er den Verein auch mit seinen Stärken aus Management und IT unterstützen kann, ohne selbst Sterbende zu begleiten.
2500 Flugblättern
Für den Verein ist diese Splittung einerseits notwendig: Denn da Manuela Vetter – im Gegensatz zu ihrer ehrenamtlich tätigen Vorgängerin – hauptamtliche Koordinatorin ist, kann sie nicht die eigene »Chefin« im Sinn der Vereinsvorsitzenden sein. Denn der Vorstand fungiert quasi als Kontrollinstanz. Andererseits bringt das Vorteile mit sich: So können die Begleitungen nun durch die Krankenkassen gefördert werden. Für alle anderen Angebote – das Trauer-Café etwa oder die Vorsorgemappen, die für acht Euro alle wichtigen Dokumente für die Vorsorge bereitstellen – ist der Verein weiter auf Spenden angewiesen.
Auch deshalb wollen die Eheleute den Verein und seine Arbeit bekannter machen. Dafür haben sie als eine ihrer ersten Amtshandlungen 2500 Flugblätter drucken lassen und diese in Karbener Haushalten verteilt. Nicht zuletzt übernehmen sie das langfristige Ziel ihrer Vorgänger, die Hospizbewegung auf breitere Beine zu stellen.
Von Jana Sauer