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Im Dornröschenschlaf

Keine Klarheit über die neue Nutzung des Bahnhofgebäudes mit seiner Jugendstil-Fassade

Schon weit gediehen ist die Neugestaltung der zentralen Fläche vor dem Nordbahnhof. Doch in dem Jugendstilgebäude selbst passiert derzeit gar nichts. Foto: Deul
Schon weit gediehen ist die Neugestaltung der zentralen Fläche vor dem Nordbahnhof. Doch in dem Jugendstilgebäude selbst passiert derzeit gar nichts. Foto: Deul

Rund um den Nordbahnhof wird rege gebaut, doch das wegen der Jugendstil-Fassade denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude aus dem Jahr 1907 liegt weiter im Dornröschenschlaf. Den Käufern schwebt eine Nutzung mit Gastronomie und/oder Büros vor.

 

Bad Vilbel. Jahrzehnte war der Nordbahnhof keine Visitenkarte einer aufstrebenden Stadt, sondern eher ein Hinterhof. Das änderte sich, als die neue Unterführung kam und zugleich das Bahnhofsgebäude stillgelegt wurde, weil der alte Zugang zu den Gleisen im August 2012 verfüllt wurde. Ende 2013 kauften die Investoren Markus Hildebrand, Peter Hübner und Alex Huwe mit ihrem Architektenbüro das Gebäude von der Bahn. Schon damals hieß es, Büros, Praxen, ein Café seien mögliche Optionen. Doch Hildebrand betonte damals schon: „Wir warten ab, wie sich der Bahnhofsvorplatz entwickelt.“

Viele Hemmnisse

Dort geht es derzeit mit dem Neubau des Busbahnhofs voran, der schon im Frühjahr wieder von der anderen Gleisseite zurückverlegt werden soll, wie Stadtsprecher Yannick Schwander mitteilt. Noch dieses Jahr sollen auch die Arbeiten auf dem L-förmigen Areal des Bahnhofsplatzes beginnen, wo Wohnungen und Büros entstehen sollen. Bereits fertiggestellt ist der Geschossblock mit 19 Eigeumswohnungen an der Stelle, wo bis in die 1990er Jahre das Polizeirevier stand.

Und schließlich steht auch noch der viergleisige S-Bahn-Ausbau an, für den die Bahn nach langen Rechtsstreitereien trotz Baurecht nun gar keinen konkreten Terminplan mehr nennt.

Dass so viel vorangeht, macht es Markus Hildebrand aber nicht leicht: „Wir wollen das nicht einfach liegenlassen, aber es gibt für uns noch viele Fragen und Hürden, die uns hemmen.“ Ein erster Anlauf im Sommer scheiterte. Damals wurde ein Bauantrag beim Kreis eingereicht, für ein Wohnheim für Kinder und Jugendliche, berichtet Kreissprecherin Petra Schnelzer. Doch der Antrag sei unvollständig gewesen hinsichtlich der Standfestigkeit und Statik, der Betriebsbeschreibung, dem Brandschutz und dem Stellplatzkonzept. Hildebrand räumt ein, man habe den Antrag schließlich selbst zurückgezogen, „weil wir mit dem Interessenten nicht weiterkamen“.

Nun möchten er und seine beiden Mit-Investoren weiter abwarten, „wie sich der Platz weiterentwickelt“. Als Nutzung denkbar sei alles, bis auf Wohnen. Ein Ärztehaus etwa, da aber müssten Aufzüge eingebaut werden. Auch ein gastronomisches Angebot mit größeren Flächen sei, gerade mit dem jenseits der Bahnlinie entstehenden Wohngebiet, sinnvoll. Doch andererseits sei die Gastronomie heute eher rückläufig, Pächter hätten es schwer, Geldgeber zu finden. Auch Ladengeschäfte sieht er in der Lage schwierig, am Bahnhof hätten es die Leute immer eilig, liefen schnell vorbei. Und ein Mitnahme-Imbiss mit 50 Quadratmetern fülle nicht das 700 Quadratmeter große Bahnhofsgebäude mitsamt dem ehemaligen Wohnraum im ersten Stock.

Entkernt und entrümpelt

Dort hat die Sanierung noch nicht begonnen. Bisher haben die Käufer nur entkernt, die Bodenbeläge entfernt und alles entrümpelt, schildert Hildebrand. Auf der Grundlage könne man aufbauen. Bis Frühjahr ist zwar der Busbahnhof fertig, aber dann geht es mit der Wohnbebauung auf dem Bahnhofsplatz los, plus dem Ausbau der S-Bahn. Er befürchtet weitere zwei bis vier Jahre Baustellen mit Lärm und Staub rund um das Gebäude, was eine neue Nutzung erschwere.

Hinzu komme, dass es keine Parkplätze auf dem Gelände gibt. Hildebrand hofft, dass die Stadt da helfe, „eine öffentliche Tiefgarage wäre nicht schlecht“. Oder wenigstens Stellfläche dort, wo jetzt noch leerstehende Bahngebäude stehen. Das Bahnhofsgebäude steht denkmalrechtlich mit dem Schuppen in Richtung Norden unter Ensembleschutz, doch das ist für Hildebrand kein Problem, denn der habe auch ein Interesse daran, dass das Gebäude erhalten bleibt, wenn es wirtschaftlich genutzt werde. Zudem beziehe sich der Denkmalschutz hauptsächlich auf die Fassaden, aber auch da gebe es Spielraum für Fenster bis zum Boden, um auf den bald aufgehübschten Platz zu blicken.

Doch bei allem betonen die Investoren, sie hätten keinen Zeitdruck. Und sie haben Erfahrung damit, wie alte Gemäuer zu neuem Glanz gelangen, denn sie haben bereits das Schloss in Nidderau-Windecken zu einer neuen Nutzung geführt.

Nur gewerbliche Nutzung


Das Bad Vilbeler Bahnhofsgebäude befinde sich „in einem guten, sanierungsbedürftigen Zustand“, erklärte ein Bahn-Sprecher vor dem Verkauf im Jahr 2013. Gemäß des Bebauungsplans sei für die Immobilie nur eine gewerbliche Nutzung vorgesehen. Allerdings können die nicht denkmalgeschützten Nebengebäude abgerissen werden. (dd)