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Image-Kampagne für die Innenstadt – Oehmichen (Stadtmarketing): Erwartungen erfüllt • Für eine Einkaufstadt hat der Service-Gedanke Schlüsselfunktion

Bad Vilbel. In der Mittagspause schnell eine Besorgung erledigen – das ist in Bad Vilbel noch immer nicht ganz einfach. 50 Geschäfte bleiben mittags geschlossen. Die Mehrheit, 62 Geschäfte, macht jedoch seit Juni mit der „Mittagsoffensive“ erfolgreich auf sich aufmerksam. Diese „Image-Kampagne für die Innenstadt“ habe seine Erwartungen erfüllt, sagt Stadtmarketing-Geschäftsführer Gaetano Oehmichen. Keiner der Kaufleute sei abgesprungen, nur eine Textilhändlerin habe wegen ihres Babys vorübergehend eine Mittagspause eingelegt. Andere Städte hätten Interesse gezeigt.

Mehr Umsatz habe sie seit Juni nicht gemacht, erklärt Tanja Brauburger-Heinze von der Boutique „Tanja’S’tyle“ im Marktplatz-Zentrum (MPZ), doch unter dem Aspekt könne man das Ganze gleich lassen. Früher hatte ihr Laden von 13.30 bis 14.30 Uhr geschlossen. Der Hauptgrund, durchgehend zu öffnen, sei der Service-Gedanke, betont sie. Im MPZ hätten inzwischen fast alle Läden mittags geöffnet, und signalisierten den Kunden: „Wir sind immer für die Leute da“. Die Geschäftsfrau bedauert, dass viele Kollegen nicht mitzögen. Gerade jene Händler, die nicht durchgehend öffneten, beklagten sich darüber, dass Kunden abwanderten, wundert sich Brauburger-Heinze. Die neue Öffnungszeit werde auch bei ihr ganz gut angenommen, sagt Inken Fetkenheuer, Inhaberin von „Wohnraum“, dem Geschäft für exklusives Interieur im MPZ. Die Kunden sähen das als etwas Selbstverständliches an, fragten nicht mehr nach den Öffnungszeiten. Auch sie habe sich gefragt, wie sie die längere Ladenöffnung hinbekomme. Jetzt arbeite sie eben selbst etwas länger. Die Mittagsöffnung sei überfällig: „Das ist der Sprung in die Moderne“ angesichts der massiven Konkurrenz von Einkaufszentren und der Metropole Frankfurt.

Fetkenheuer, früher im Marketing für einen Großkonzern, weiß aber auch, dass man einen langen Atem braucht, um Bad Vilbel mit den längeren Zeiten als Einkaufsstadt interessanter zu machen: Ein, zwei Jahre, bis sich das wirtschaftlich auszahle. Ein bisschen sorgt sie sich, ob im Oktober erste Läden wieder abspringen, weil die „Mittagsoffensive“ als Projekt auf September befristet war.

„Unser Umsatz ist gestiegen, es kommt mehr Publikum, das vorher nicht da war“, sagt hingegen Rosa Mannino, Eigentümerin der Boutiquen „Benetton“ und „Expression New York“. Die „Expression“ habe jetzt auch mittags auf, dafür habe sie zusätzlich eine vierte Azubi eingestellt, berichtet Mannino. Außerdem entspreche es einfach nicht mehr dem Zeitgeist, mitten am Tag zu schließen, betont sie. Schon immer mittags offen hat die „Käse-Ecke“, doch auch deren Chefin Erika Klein lobt die Aktion: „Es sind ein paar mehr Leute mittags unterwegs“, hat sie beobachtet.

Für diese Klientel hat Dagmar-Rosa Westphal vom Ayurveda-Laden „Sattva Vita“ sogar eigens Kurzzeit-Massagen im Angebot, die in der Mittagspause genossen werden können. Die Resonanz auf die Mittags-Initiative sei sehr gut, sagt Gewerbering-Chef Michael Meyer. Schließlich sei gerade der Mittags „eine frequenzstarke Zeit“, auch wenn sich das „nicht von heute auf morgen“ auszahle. Die Kunden waren eben zehn, 15 Jahre andere Verhältnisse gewohnt. (dd)