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Kein einfaches erstes Jahr

Ricarda Müller-Grimm (hier im Rathaus) blickt auf ihr erstes Jahr als Sozialdezernentin zurück. Foto: Patrick Eickhoff
Ricarda Müller-Grimm (hier im Rathaus) blickt auf ihr erstes Jahr als Sozialdezernentin zurück. Foto: Patrick Eickhoff

Bad Vilbel. Vor etwas mehr als einem Jahr hat Ricarda Müller-Grimm (SPD) das Amt der Sozialdezernentin angetreten. Corona, Ukraine-Krieg, Energiekrise – an Aufgaben mangelte es der Vilbelerin nicht. Das dürfte in den kommenden Wochen und Monaten auch nicht anders werden.
Im dritten Stock brennt noch Licht. Im Büro von Ricarda Müller-Grimm ist das auch in den Abendstunden noch die Regel. »Ich bleibe abends lieber länger, als dass ich früher anfange«, sagt sie. »Abends stehen die politischen Sitzungen an. Das lässt sich einfach gut verbinden.« Seit etwas mehr als einem Jahr ist Müller-Grimm hauptamtliche Sozialdezernentin. Von einem ruhigen Arbeitsleben kann sie bisher nicht berichten.

Das erste Jahr
: Der Rückblick fällt positiv aus. »Sehr zufrieden«, sagt Müller-Grimm, sei sie mit dem ersten Jahr. »Ich habe viele Gespräche geführt und habe tolle Kollegen. Dank ihnen konnte ich mich schnell einarbeiten und an den Arbeitsalltag gewöhnen.«

Corona: Geprägt ist dieser Alltag besonders durch die Corona-Pandemie. »Wir können es leider nicht immer allen recht machen«, sagt Müller-Grimm. Neue Verordnungen hier, neue Regeln da. Die aktuelle Lage beobachtet sie mit großer Sorge. »Es gibt viele krankheitsbedingte Ausfälle bei Erziehern aber auch Erkrankungen bei Kindern. Das berichten auch die freien und kirchlichen Träger.« Das Problem: »Die Dienstpläne brechen zusammen. Wir sind am Limit.“ Müller-Grimm bekräftigt: »Wir sind immer auf der Suche nach neuen Erzieherinnen und Erziehern.«

Flüchtlinge: Im Wetteraukreis steigt die Zahl der Geflüchteten, die untergebracht werden müssen, laut Landrat Jan Weckler (CDU) derzeit so massiv an wie zuletzt im Jahr 2015. Seinen Angaben zufolge werden die Kapazitäten des Landkreises in wenigen Wochen erschöpft sein. Das bestätigt auch Müller-Grimm. »Es werden wieder mehr.« Die Stadt Bad Vilbel bekomme mehr Flüchtlinge zugewiesen. Eine Massenunterkunft gebe es aber nicht. Die meisten seien privat untergebracht »oder in unseren Gemeinschaftsunterkünften«. Müller-Grimm berichtet von großer Aufklärungsarbeit. »Wir haben ein tolles Team, das viel Unterstützung anbietet.« Es sei nicht einfach, auf dem erhitzten Wohnungsmarkt passende Angebote zu finden. »Deshalb bringt es nichts, wenn man sich vorher auf eine gewisse Straße oder Ortsteil festlegt.« Müller-Grimm legt Wert darauf, »dass wir alle Menschen gleich behandeln. Es gibt keinen Unterschied, woher die Geflüchteten kommen. Darauf haben wir auch beim Hilfeladen gemeinsam mit der Flüchtlingshilfeverein immer großen Wert gelegt«.

Energiekrise: Auch wenn die meisten ihre Abschlussrechnung noch nicht erhalten haben, ist die Unsicherheit auch bei einigen Bad Vilbelern groß. Die Sozialdezernentin berichtet von »verzweifelten Anrufen« beim Familien-, Senioren- aber auch beim Kita-Büro. »Zum Beispiel rufen Eltern an, die sagen, dass sie aufgrund der steigenden Kosten wieder beide arbeiten müssen, und fragen, ob sie einen verlängerten Kita-Platz bekommen können.« Müller-Grimm weiß, dass diese Lage vielen zu schaffen macht. »Wir haben Einrichtungen wie die Efzets. Dort haben Jugendliche die Möglichkeit, sich mit Freunden zu treffen, etwas zu trinken und kostenfrei an den Workshops teilzunehmen. Wir versuchen mit vielen Angeboten die Familien zu unterstützen.«

Haushalt: Derzeit laufen die Beratungen für den Doppelhaushalt der Stadt. Für die Sozialdezernentin steht fest: »Wichtig ist, dass die Häuser geöffnet bleiben müssen.« Da dürfe es keine Kürzungen geben. »Wir brauchen diese Angebote. Sozialausgaben dürfen nicht gekürzt werden. Schließlich wir wollen weiter eine familienfreundliche und soziale Stadt bleiben.« Von Patrick Eickhoff