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Klagen und hoffen

Frankfurter Kammerchor gastierte in der St. Bardo Kirche

Chorleiter Wolfgang Schäfer dirigiert den Frankfurter Kammerchor. Foto: Wieberneit
Chorleiter Wolfgang Schäfer dirigiert den Frankfurter Kammerchor. Foto: Wieberneit

Für Freunde der Chormusik ein Konzert zum Genießen: Unter dem Titel „Herr auf dich traue ich“ gastierte der Frankfurter Kammerchor unter der Leitung von Wolfgang Schäfer am Sonntag in der katholischen Sankt-Bardo-Kirche in Petterweil.

Karben. Ein „Warum“ in seiner ganzen Vielschichtigkeit, musikalisch von Johannes Brahms erfasst, stand im Mittelpunkt des Programms „Herr auf dich traue ich“ des Frankfurter Kammerchores. Brahms spannte den Bogen von einem kraftvollem Forte als Aufschrei, eine fragende Anklage, hin zu leise ausklingendem Flehen, das ein Hoffen ermöglicht. Wunderbar komponiert, ausdruckstark von den 25 ausgebildeten Sängerinnen und Sängern vorgetragen.

Harmonischer Chorklang

Vom ersten Ton an fesselten die Vokalisten mit ihren raumgreifenden Chorklang eine Intensität des musikalischen Vortrags, der an keiner Stelle nachließ. Alle Stimmgruppen blieben vernehmbar und verschmolzen doch zu einem harmonischen, homogenen Gesamtklang. Voll Spielfreude folgten die Sängerinnen und Sänger den Anweisungen ihres Chorleiters. Heraus kam eine bewegte wie bewegende Dynamik im Vortrag. Mühelos wechselten die Choristen von einem Forte, bei dem die Musik gleichsam auf die Zuhörer zustürzte, in ein sanftes Piano, auf dass die Musik im Kirchenraum schwebend das Ohr umschmeichelte.

Der Chor habe „von der guten Akustik in unserer Kirche gehört und um ein Konzerttermin angefragt“, berichtete Gertrud Schonk vom Pfarrgemeinderat. So kamen die Zuhörerinnen und Zuhörer in den Genuss eines Chorkonzertes der Extraklasse. Der Kammerchor hatte sich 2008 gegründet. Die ehemaligen Studierenden der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt wollten weiterhin mit Professor Wolfgang Schäfer, der seine langjährige Lehrtätigkeit an der HfMDK damals beendete, musikalisch zusammenarbeiten. Seither bringt der Chor geistliche und weltliche Chorwerke verschiedenster Epochen zu Gehör.

Leid und Erlösung

Chorleiter Wolfgang Schäfer stellte die Brahms-Motette „Warum ist das Licht gegeben den Mühseligen“ als Dreh- und Angelpunkt in die Programmmitte, „weil hier alle Facetten des religiösen Empfindens, vom Leid über Zweifel bis Erlösung enthalten sind“, so im Begleittext. Und nicht nur das: Brahms habe sich in seiner vierteiligen Motette verschiedener „Sprachen“ der Vergangenheit bedient.

Und so umspannte das Programm Meisterwerke der Chormusik aus dem17. Jahrhundert bis in die Gegenwart hinein. Von Leid und Erlösung handelten auch die vier Werke von Heinrich Schütz (1585-1672), „Herr, auf dich traue ich“, „Die mit Tränen säen“, „So fahr ich hin zu Jesus Christ“ und „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes“. Oder aus der Finsternis ins Licht (Knut Nystedt „Yet a little while“) führen die Lieder. In glasklarem Vortrag der schroffen, modernen Klangsprache klirren die Töne in dem expressiven Ausdrucks des Leids noch in „Lamento“ von Günter Bialas (1907-1995) aneinander, das Ende des Konzertes aber mündete in einem versöhnlichen Freudenjubel „Amen“ über Gottes Größe in Giuseppe Verdis „Pater noster“ und dem vierten Lied von Heinrich Schütz.


Ein nächstes Konzert wird am Sonntag, 3. Juni, um 19 Uhr in der katholischen St.-Bardo-Kirche in Petterweil stattfinden. Cello und Kontrabass erklingen im Duett.