Veröffentlicht am

„Knete“ für Klassenfahrt – Fördervereine müssen Schüler unterstützen, deren Eltern das Geld für zusätzliche Aktivitäten fehlt

Bad Vilbel. Die Fälle nehmen zu: Weil Eltern finanzielle Schwierigkeiten haben, können ihre Kinder nicht an Schulausflügen oder Klassenfahrten teilnehmen. Oft springen die Fördervereine der Schulen ein. Etwa 20 Mädchen und Jungen sind an ihrer Schule betroffen, schätzt Angelika Ringler, die Leiterin der Ernst-Reuter-Schule (ERS) auf dem Heilsberg. Das sind rund zehn Prozent der Schüler. Tendenz steigend.

Ringler nennt ein Beispiel: „Just als ein Schulausflug anstand, meldete sich ein Schüler krank.“ Beim Nachfassen solcher Fälle komme oft heraus, dass die Eltern den Ausflug finanziell nicht stemmen können, so die Schulleiterin. Mutter und Vater scheuten jedoch ein offenes Wort, weil sie sich schämten, gar eine soziale Ausgrenzung ihres Kindes befürchteten. Doch genau das soll nicht geschehen.

In solchen Fällen springt der Förderverein der Schule ein. Eine typische Vorgehensweise, bestätigt Andre Lindhart. Der Jurist des Schulamtes für den Wetterau- und Hochtaunuskreis berichtet von nur „zwei bis drei Fällen im Jahr“, die bei der Friedberger Außenstelle des Kultusministeriums landen.

In der Regel meldeten sich Eltern. Die bekommen den Tipp, sich an die jeweilige Schulleitung und den Förderverein zu wenden; einen Finanztopf für dererlei Unterstützung gebe es im Kultusbereich nicht, betont Lindhart. Das Ministerium legte jedoch im vergangenen Dezember finanzielle Höchstgrenzen für Klassenfahrten im sogenannten Wander-Erlass fest. Demnach darf eine Klassenfahrt innerhalb Deutschlands maximal 150 Euro pro Schüler kosten, eine Auslandsfahrt bis zu 225 Euro. Ausnahme: Wenn die Schüler die Kosten über einen längeren Zeitraum „ansparen“. Dann dürfen es für eine Inlandsfahrt bis zu 300 Euro sein, fürs Ausland höchstens 450 Euro.

Hintergrund ist die Erkenntnis, dass „Schulwanderungen und Schulfahrten wichtige Elemente des Bildungs- und Erziehungsauftrags sind“ und sie unter anderem den Gemeinschaftssinn fördern. Die Schule müsse aber auf jeden Fall darauf achten, heißt es in dem Erlass, dass sich die aufzubringenden Gesamtkosten „vorrangig an den finanziellen Möglichkeiten der Eltern orientieren“.

Glücklich können die Schulen sein, die einen funktionierenden Förderverein haben wie die ERS. Dessen Vorsitzende Michaela Lockel durfte vor wenigen Tagen eine 1600-Euro-Spende entgegen nehmen. Das Geld überreichten Beate Zatschker, Anette Schildger und Martina Scholz vom Organisationsteam des Heilsberger Kleiderbasars. Die Summe stammt vom Gewinn des jüngsten Kinderkleiderbasars und soll nun Mädchen und Jungen die Teilnahme an Klassenfahrten ermöglichen.

Der nächste Kleiderbasar findet am 11. September von 13 bis 15.30 Uhr im Heilsberger Georg-Muth-Haus statt. (fnp)