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Kultur-Forscher geehrt – Für seine Arbeiten zum Heimat-Begriff hat ein Schönecker Kulturpreis erhalten

Schöneck. Mit Professor Heinz Schilling erhält in diesem Jahr ein Kulturanthropologe den Kulturpreis des Main-Kinzig-Kreises. Besonders seine Gedanken zum Heimatbegriff gelten als richtungsweisend.

Als Begründung für seine Ehrung führt die Kreisverwaltung an, dass Professor Heinz Schilling sich in der Vergangenheitmit dem Spannungsfeld zwischen den Alteingesessenen und den Neubürgern im Main-Kinzig-Kreis beschäftigt habe. Dabei seien vor allem seine Gedanken zu dem Begriff „Heimat“ richtungsweisend gewesen.

„Mein Schwerpunkt als Anthropologe ist nicht das Vermessen von menschlichen Schädeln, sondern liegt vielmehr bei dem Menschen als Kulturträger“, erklärt Schilling seinen Forschungsbereich. Im Zuge der Globalisierung habe nämlich der Begriff Heimat plötzlich wieder an Bedeutung gewonnen. Deshalb untersucht der inzwischen emeritierte 68-jährige Professor aus Schöneck weniger die kulturellen Leistungen und Kompetenzen der Menschen in Vergangenheit und Gegenwart, sondern mehr den Einfluss ihrer heutigen Wertvorstellungen auf ihre alltägliche Lebenswelt. „Der Begriff Heimat steht für viele Menschen heute mehr für Erdung im sozialen Umfeld als für ein räumlich abgegrenztes Gebiet“, berichtet Schilling über seine heutigen Forschungen.

Denn auch, wenn er zwischenzeitlich aus Altersgründen keinen ordentlichen Lehrstuhl an einer Universität mehr innehat, so gilt sein Hauptaugenmerk neben seiner Familie trotzdem weiterhin der Forschung. Spannend für ihn ist vor allem zu beobachten, dass sich moderne Kulturen in Wechselwirkung mit bestimmten Prozessen wie der Globalisierung der Ökonomie oder der Beschleunigung der Medienentwicklung veränderten.

Als Beispiel nennt Schilling die unterschiedlichen Integrationsformen von Neubürgern im ländlichen und im städtischen Bereich. Während sich in der Stadt die verschiedenen Kulturen nämlich fast wie von selbst vermischten, erwartet die Landbevölkerung weiterhin ein absolutes Unterwerfen der neu Hinzugezogenen unter ihre heimatlichen Gebräuche.

Aber Schilling forscht nicht nur am Menschen, sondern steht auch ansonsten mit beiden Beinen im täglichen Leben. So begann er sein Berufsleben nach dem Volkskundestudium zunächst als Journalist beim Saarländischen Rundfunk. Obwohl ihm diese Tätigkeit nach eigenen Angaben viel Freude bereitet hat, kehrte er nach zehn Jahren wieder an die Universität zurück.

Anfang der 90er Jahre baute er einen in Deutschland damals noch fast unbekannten Studiengang „Kultur und Politik“ an der Uni Frankfurt auf. Er griff damit einen Jugendtraum auf. Denn schon zu Schulzeiten hatte ihn der Unterschied zwischen den Bewohnern unterschiedlicher Regionen interessiert.

„Warum fühlen sich Bayern eigentlich als Bayern und Hessen als Hessen, obwohl ihre Dörfer, nur durch eine imaginäre Landesgrenze getrennt, nur wenige Hundert Meter auseinanderliegen“, schilderte Schilling den Ursprung seines Forscherlebens.

Seine Schaffenskraft begrenzte er später nicht nur auf den akademischen Raum, sondern mischte sich in den 90er Jahren auch als Gemeindevertreter für die Grünen fünf Jahre lang in die Kommunalpolitik in Schöneck ein.

Darüber hinaus arbeitete er an dem hessischen Dorferneuerungsprogramm mit und kümmerte sich für den Main-Kinzig-Kreis auch um die Auswirkungen des Ballungsraums Frankfurt Rhein-Main auf den Landkreis.