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»Kultur soll für alle da sein«

Sabine Helwig möchte die »kleinen Kulturinseln« miteinander verbinden. Foto: Sauer
Sabine Helwig möchte die »kleinen Kulturinseln« miteinander verbinden. Foto: Sauer

Karben. Die neue Stadträtin Sabine Helwig (CDU) ist in den kommenden fünf Jahren für das kulturelle Leben in Karben zuständig. Im Interview mit Redakteurin Jana Sauer spricht sie über ihre Ziele – und gibt erste Einblicke in eine schon im Juli gestartete Veranstaltungsreihe »mitten« in Karben.

Sie sind seit einigen Wochen als Stadträtin für Kultur im Amt. Wie ist die Kultur in Karben aufgestellt?
Sie wird ganz gut aufgestellt werden (lacht). Es ist viel Potenzial da – aber bislang ähneln die Kulturangebote kleinen Inseln. Diese würde ich gern stärker verbinden.

Mit welchen Kulturangeboten können Karbenerinnen und Karbener diesen Sommer rechnen?
Eine Reihe von Veranstaltungen stehen schon fest: Im August zaubert Nicolai Friedrich im Bürgerzentrum, im September lädt die Kulturscheune zur Sommerbühne. Darüber hinaus freue ich mich ganz besonders über eine Veranstaltungsreihe, die ich schon vergangenes Jahr ins Gespräch gebracht hatte: »Kultur mittendrin«.

Die »Kultur mittendrin« wird in der Neuen Mitte stattfinden. Warum ist dieser Ort so passend?
In der Diskussion im Stadtparlament wurde der Wunsch geäußert, dass die Reihe durch die Stadtteile wandert und an verschiedenen Orten stattfindet. Ich finde die jetzt getroffene Lösung aber besser, so wird es eine feste Anlaufstelle geben. Die Neue Mitte gehört zwar zur Gemarkung Kloppenheim, aber sie wirkt »neutral«. Ich fühle mich dort als Klein-Karbenerin ebenso angesprochen wie Sie als Roggauerin. Hier können sich alle treffen und haben die Möglichkeit zusammenzuwachsen. Das macht für mich den Kern von Kultur aus: Sie soll verbinden und für alle da sein.

…also auch für alle Altersgruppen?
Ja. Das offene Konzept soll jeden ansprechen, es kann After-Work-Entspannung sein oder ein Treffen von Senioren. Dabei ist uns aber bewusst, dass einzelne Zielgruppen – etwa Jugendliche – schwieriger zu erreichen sind als andere. Damit auch sie sich vom Programm angesprochen fühlen, sind wir etwa in Gesprächen mit ehemaligen Schülerbands.

Jeder der vier Freitagabende soll ein eigenes Programm haben. Das klingt ehrgeizig. Kann die Stadt das auf Dauer leisten?
Unser Ziel ist es, das Konzept langfristig an einen Veranstalter zu übergeben und nur noch unterstützend tätig zu sein. Durch Corona ist es dieses Jahr so leider nicht möglich und wir machen momentan alles selber, das wird aber auf Dauer nur schwer zu leisten sein.

Nun sprechen wir auch über die ersten Präsenzveranstaltungen seit Langem aufgrund der Corona-Pandemie. Wie wurden die Livestreams der vergangenen Monate angenommen?
Sehr gut. Im April wurde aus der Kulturscheune gestreamt, das kam gut an. Letztlich ist eine Live-Begegnung aber immer etwas anderes.

Dabei ist Kultur ja nicht nur Sache der Stadt, sondern auch der Vereine. Oder muss die Stadt etwa einspringen, weil das Angebot hier nicht groß genug ist?
Nein, keinesfalls! Wir haben ein überaus aktives Vereinsleben in Karben, von der Weiberfastnacht über die Kerbe bis hin zu den Angeboten der Kirche, die in der Pandemie digital hervorragend ausgebaut wurden. Die Stadt hingegen hat sich bislang sehr zurückgehalten. In meinen Augen ist es aber gar nicht so wichtig, wer etwas macht – es ist nur wichtig, dass etwas gemacht wird. Karben darf nicht nur zum Schlafen gut sein, man muss hier auch leben wollen.

Sind dafür schon konkrete Wünsche an Sie herangetragen worden?
Tatsächlich haben sich Karbener Künstler bereits mit einem Wunsch bei mir gemeldet: Sie möchten die Stromkästen in der Stadt verschönern. Ich würde gern die Kurt-Schumacher-Schule (KSS) einbinden, vielleicht sind Workshops für Jugendliche im Jukuz denkbar.

Lassen Sie uns einmal in die Zukunft blicken. Die Amtszeit der Stadträtin beträgt fünf Jahre. Was wollen Sie in dieser Zeit erreicht haben?
Ich fände es klasse, wenn wir an einen Punkt kommen, wo es ein jährliches, dickes Veranstaltungsheft für Karben gibt. Darin wären dann alle Veranstaltungen gelistet – von der Büchereilesung bis hin zum Konzert. Und die Karbenerinnen und Karbener würden es im August in die Hand nehmen und idealerweise ein Programm durchblättern, das sie bis kommenden Sommer begeistert.