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Lehrerin aus Leidenschaft

Ein letztes Foto am Außengelände: Die Arbeit mit den Kindern hat Gaby Weiß immer am meisten Spaß gemacht. »Klassenfahrten, Zirkusprojekte, Projektwochen. Jede Aktion hatte ihren Charme«, sagt sie. Foto: Eickhoff
Ein letztes Foto am Außengelände: Die Arbeit mit den Kindern hat Gaby Weiß immer am meisten Spaß gemacht. »Klassenfahrten, Zirkusprojekte, Projektwochen. Jede Aktion hatte ihren Charme«, sagt sie. Foto: Eickhoff

Gaby Weiß, Leiterin der Heilsberger Ernst-Reuter-Schule, geht in den Ruhestand

Bad Vilbel. Gabriele »Gaby« Weiß nimmt nach 34 Jahren an der Ernst-Reuter-Schule Abschied. Lange war sie Leiterin der Grundschule. Zum Abschied blickt sie zurück auf prägende Erlebnisse und Dinge, die sie besonders vermissen wird.

Gesucht und gefunden: Gabriele »Gaby« Weiß und die Ernst-Reuter-Schule auf dem Heilsberg – das passt einfach. Die Verbindungen der Pädagogin zu »ihrer Schule« klingen wie eine Geschichte, die einfach so kommen musste. Ihr Mann wurde dort eingeschult, ihre drei Kinder haben in der Einrichtung in der Pestalozzistraße das Lesen und Schreiben gelernt. »Und ich hatte die Ehre, seit 1988 hier zu sein. Das erfüllt mich mit Stolz«, sagt sie.

Zum Stolz kommt bei der 66-Jährigen eine gehörige Portion Wehmut. Denn für Gaby Weiß heißt es Ende diesen Monats Abschied nehmen. Abschied nehmen von ihrem Büro, das voll ist mit Erinnerungen an 34 Jahre. Abschied nehmen von Kollegen und Kolleginnen. Aber vor allem: Abschied nehmen von den Kindern. »Sie waren mir immer am wichtigsten.«
Denn auch als Schulleiterin hat Gaby Weiß ihre Stunden als Lehrerin immer wahrgenommen. »Zwar nicht mehr so viele wie am Anfang, aber ein Verzicht aufs Unterrichten stand nie zur Debatte.« Denn wenn Gabriele Weiß in all den Jahren eins war, dann Lehrerin aus Leidenschaft.

»Und auch das war irgendwie vorgezeichnet«, sagt sie und lacht. Sie blickt zurück: »Ich bin an meinem ersten eigenen Schultag aus der Schule heimgekommen und habe gesagt, ich werde Lehrerin. Das hat sich zwar ab und zu noch gedreht, aber ich bin letztlich immer wieder beim Wunsch, Lehrerin zu werden, gelandet.«

Nach dem Studium schließt sie in Seligenstadt als Referendarin 1980 ihr zweites Staatsexamen ab. »Dann kam aber erst mal die Familie dran«, sagt sie.
Nach der achtjährigen Pause und drei Kinder später nimmt sie ihren Dienst an der ERS auf.

Dabei wäre beinahe alles ganz anders gekommen. »Es stand auch eine andere Schule in der Wetterau im Raum. Ich bin froh, dass es dann die Ernst-Reuter-Schule wurde.« Die ist damals noch eine Grund-, Haupt- und Realschule. Das ändert sich 2011. Aufgrund schulrechtlicher Bestimmungen wird die Sekundarstufe I auf andere städtische Schulen verteilt. Die ERS wird zur reinen Grundschule und zählt heute 320 Schülerinnen und Schüler. »Das Gute daran ist, dass wir dadurch die Betreuung und die Klassen gut unter bekommen«, sagt sie.

2001 wird sie Konrektorin an »ihrer Schule«. »Mein damaliger Chef meinte, du machst das jetzt. Ich hatte immer schon einen Hang für gute Organisation.« 2008 muss Weiß für kurze Zeit weg vom Heilsberg. »Die Fritz-Erler-Schule in Wöllstadt hatte keine Rektorin. Ich wurde als kommissarische Schulleiterin abgeordnet.« Besonders zu Beginn ohne Konrektorin »habe ich sehr viel gelernt«. Nach dreieinhalb Jahren wird die Schulleitungsstelle in der ERS frei und Frau Weiß ist klar: Es geht zurück. »Ich bin froh, dass das geklappt hat.«

Zwischen Schlussstrich und Abschiedstränen
Auf die vergangenen zweieinhalb Corona-Jahre hätte die Schulleiterin »gerne verzichtet«. Aber alleine aufgrund all der ausgefallenen Veranstaltungen sei klar gewesen: »Ich gehe nicht nach dem halben Schuljahr oder ohne richtige Verabschiedung.« Denn Gaby Weiß möchte gerade diese Momente und die letzten Wochen im Amt nutzen, um danke zu sagen. »Ich habe mit so tollen Menschen zusammenarbeiten dürfen.« Von der jungen Referendarin mit ganz neuen Inhalten bis zur jahrelangen Kollegin. »Jeder hat seinen Stempel hinterlassen.«

Wer mit Gaby Weiß am Tisch sitzt, erlebt eine aufgeräumte Person, die viel erlebt hat. »Hätte dem kleinen Mädchen, das Lehrerin werden wollte jemand mal davon erzählt, hätte sie das nicht geglaubt«, sagt sie. Die Digitalisierung ist eines dieser Felder in die sie sich erst mal selbst reinfuchsen musste. Aber dafür gibt es ja Fortbildungen. Die Kinder heute wachsen mit Smartphones und EDV-Unterricht auf. »Das sind ganz andere Gegebenheiten.«
Ebenfalls glücklich macht die 66-Jährige das gelöste Problem mit der Schulbetreuung und dem Ganztag. Bis vor zwei Jahren waren vor Ort drei unterschiedliche Träger in die Nachmittagsbetreuung der Einrichtung eingebunden. »Jetzt ist es gebündelt beim Förderverein. Die Corona-Zeit war ein Kraftakt. Aber auch das haben sie gut hinbekommen.«

Die Verabschiedung Ende des Monats soll für Weiß ein »Schlussstrich« sein. »Ich werde keine U-Plus-Lehrerin«, sagt sie. Vorher werde sie ohnehin »Rotz und Wasser heulen«. Am meisten freut sich Gaby Weiß auf »einen Urlaub außerhalb der Schulferien«. Auch wenn dieser noch nicht in Planung sei. Denn: Zur Verabschiedung kommen Kinder und Enkelkinder zu Besuch. »Sie werden ein paar Tage bleiben. Darauf freue ich mich sehr, es wird aber auch etwas anstrengend.« Der Ausflug auf die Ronneburg sei schon geplant. »Und danach wird erst mal ausgeschlafen.«
Von Patrick Eickhoff