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Leichen im Burgkeller – Tödliches Entsetzen und Hochspannung zur mitternächtlichen Stunde

Bad Vilbel. Ohne sich zu rühren, sitzt der alte Mann eine Stunde lang aufrecht im Bett. Ebenso regungslos steht sein Mörder in der nur spaltbreit geöffneten Tür. „Da hörte ich ein leises Ächzen, und ich wusste, es war das Ächzen tödlichen Entsetzens.“ Genüsslich breitet der Erzähler im Keller der Burg bei „Eiskalt serviert. Lesung mit Gänsehaut“ kurz vor Mitternacht jene Augenblicke vor dem Akt aus, mit dem ein Mensch dem Leben eines anderen ein Ende setzt. Ivana Langmajer liest hoch konzentriert aus „Die Angst“ von Hermann Harry Schmitz.

Auch die weiteren Geschichten, die den 50 Besuchern präsentiert werden, handeln vom Sterben, Töten und dabei empfundenen Emotionen wie Macht oder dem Wunsch, „Morden als Vollkommenheit zu zeigen“.

Heiner Boehncke, Literaturwissenschaftler, Ruth Schröfel von den Burgfestspielen und Annette Zindel-Strauß vom Kulturamt haben die Texte ausgewählt und arrangiert. Die Texte stammen von Edgar Allen Poe, Wolfgang Borchert, Jan Philipp Reemtsma und anderen Autoren. Sie werden von den Schauspielern Ivana Langmajer und Peter Clös gelesen.

„Das Geräusch wie das Ticken einer Uhr, die man mit einem Tuch umwickelt hat“ zieht sich als roter Faden durch die Erzählung. Es wird nur vom Mörder wahrgenommen. Es macht ihn derart mürbe, dass er den Polizisten unaufgefordert seine Tat gesteht und das Versteck der Leiche zeigt. Ohnehin kommt Geräuschen, aber auch der Stille eine bedeutende Rolle zu. Langmajer und Clös gelingt es gut, Spannung aufzubauen. Manche Erzählungen weisen aufgrund unerwarteter Wendungen Humor auf.

Lediglich die Geschichte vom „Schwarzen Jonas“ fügt sich da nicht ein. Sie wirkt abstoßend, da der Autor ohne Hintergrund beschreibt, wie er und seine Mitstreiter als Betreiber einer Herberge ahnungslose Reisende töten, bis sich im Keller die Knochen stapeln. Zuvor werden die Frauen misshandelt und vergewaltigt. Dieser Erzählung fehlt der unterhaltsame, auf die Spitze getriebene Moment.

So wird in „Der Mann und die Schlange“ von Ambros Bierce die Kraft der Suggestion überzeichnet dargestellt. Der zu Boden gestürzte Mann starrt in die Augen der Schlange. In Erwartung des tödlichen Bisses steigert er sich tiefer und tiefer in die Angst hinein. Die Schlange, ihres Triumphes gewiss, starrt ihn regungslos an. Am Morgen wird der Mann tot auf dem Boden liegend mit Schaum vor dem Mund gefunden. Doch das Reptil entpuppt sich als ausgestopftes Schauobjekt.

Langmajer singt Georg Kreislers Lied „Ich hab’ deine Hand“, in der der österreichische Kabarettist in gewohnt schwarzer Manier von der Liebe erzählt. Erst tötet der Liebende die Geliebte, dann schneidet er ihr die Hand ab, um mit ihr bis zur Arretierung Händchen halten zu können.

Nächste Vorstellungen mit „Eiskalt serviert“ im Burgkeller: 7., 14., 20., und 28. Juli sowie weitere im. August