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Live-Chats, Broschüren und Plakate an Straßen

Eine bewährte, alte Form im Wahlkampf lebt: Mit riesigen Wahlplakaten werben die Parteien entlang der Bahnhofstraße in Karben. Foto: Pegelow
Eine bewährte, alte Form im Wahlkampf lebt: Mit riesigen Wahlplakaten werben die Parteien entlang der Bahnhofstraße in Karben. Foto: Pegelow

Karben. Wie machen die Parteien in Corona-Zeiten Wahlkampf ohne Händeschütteln und Versammlungen? Diese Zeitung hat in Karben Stimmen eingefangen. Übereinstimmend haben alle befragten Parteien erklärt, sie nutzten jetzt verstärkt die digitalen Kanäle.
CDU-Partei- und Fraktionsvorsitzender Mario Beck sagt, der Wahlkampf finde diesmal viel digitaler statt als früher – aber nicht nur. »Wir verteilen auch Broschüren in die Briefkästen.« Außerdem plakatiere die Partei, das seien die beiden klassischen Instrumente.
Laut Beck stellen sich die Kandidaten via kurzer Videoclips in den sozialen Medien vor. Digitale Versammlungen habe man sowohl intern als auch extern. Bereits vor rund zehn Monaten habe die CDU mit Live-Chats begonnen, »die teils Tausende Aufrufe haben. Der zum Thema Continental hat mit über 5000 Aufrufen alle Rekorde gebrochen.« Man sei begeistert, wie viele Menschen die Partei über diese Formate erreiche – »viel mehr als früher bei Versammlungen«. Deshalb werde man auch nach der Wahl und nach Corona diese Live-Chats fortsetzen. Die CDU werbe bei den Senioren klassisch mit Broschüren und zahlreichen Pressemitteilungen.
Digitale Wahlstände der FDP
Ganz anders die Grünen. Deren Sprecher Lindon Zena betont, derzeit finde der Wahlkampf rein digital statt. Man stelle Teile des Wahlprogramms und andere für die Kommunalwahl relevanten Aktivitäten auf Facebook und Instagram. Zudem verweist Zena auf die Webseite der Partei.
Im Gegensatz zur CDU haben die Grünen indes nicht geplant, digitale Veranstaltungen durchzuführen. Die Bürger, vor allem Senioren, die man nicht über das Internet erreichen könne, werde man über die klassischen Medien wie Flyer, Pressemitteilungen sowie Plakate zu erreichen versuchen.
Auf digitale Wahlstände verweist der Karbener FDP-Vorsitzende Oliver Feyl. Anstelle eines Wahlstandes werde ein Plakataufsteller vor Ort stehen, und dann werden die interessierten Bürger über Videochat, Telefon oder WhatsApp in einem bestimmten Zeitraum direkt mit den Kandidaten in Kontakt treten können. Darüber hinaus bestehe rund um die Uhr die Möglichkeit, Fragen per E-Mail zuzusenden.
Speziell für Senioren habe man bei den digitalen Wahlständen die Möglichkeit des Anrufs vorgesehen. Sowohl Feyl als auch Beck verweisen darauf, dass Senioren im Bezug auf digitale Medien enorm aufgeholt haben und sich mindestens im Bereich E-Mail und WhatsApp gut auskennen. »Aber auch das Medium Flyer, der noch verteilt wird, wird den Zielgruppen gerecht, die es weniger digital haben möchten.«
Auch der Wahlkampf der Karbener SPD findet »primär in digitalisierten Formaten und weniger in konventioneller Form« statt, sagt Vorsitzende Nora Zado. Von den Spitzenkandidaten für die Stadtverordnetenversammlung und die sieben Ortsbeiräte habe man Bilder und Kurzfilme erstellt, die die SPD auf ihrer Homepage und auf den Facebook- und Instagram-Seiten über Youtube veröffentliche. Zudem habe man digitale Versammlungen mit der Bundesvorsitzenden Saskia Esken und dem Bezirksvorsitzenden Kaweh Mansoori gestaltet und öffentlich zugänglich gemacht. Mit der Resonanz sei man zufrieden; es habe viel positives Feedback geben, »auch wenn wir uns eine noch höhere Beteiligung gewünscht hätten«.
SPD verzichtet auf Straßenwahlkampf
Auf einen Straßenwahlkampf habe die SPD abgesehen von einigen Plakaten ganz verzichtet. Es seien einzelne Flyer verteilt worden. »In Zeiten des Klima- und Umweltschutzes erscheinen viele Print-Formate nicht mehr zeitgemäß«, sagt Zado. Bei den Pressemitteilungen halte sich die SPD stark zurück und bringe so gut wie keine Kandidatenbilder und großspurige Wahlversprechen.
Die SPD-Senioren, die über keinen Internetzugang verfügen, informiere man durch persönliche Benachrichtigung in Schriftform, »wofür wir einen eigenen Verteilerkreis geschaffen haben«.
Von Holger Pegelow