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Löwen“ auf der Bühne – Theater-Arbeitsgemeinschaft der Bad Vilbeler Brunnenschule sorgte für großes Gemeinschaftsgefühl

Mehr Selbstbewusstsein, Spaß, Gemeinschaftsgefühl und Disziplin – das erleben acht Brunnenschüler. Sie üben für das Stück „König der Löwen“.

Bad Vilbel. „Konzentrier“ dich auf einen Punkt im Raum, du musst mit beiden Beinen auf der Bühne stehen“, sagt Lehrerin Caroline Haberland zu Britta, die die Löwin Nala spielt. Und sie lobt die Förderschülerin: „Du hast eine schöne Stimme.“ Britta freut sich: „Ich will beim nächsten Theater wieder dabei sein, ich habe schon Romeo und Julia im Kindergarten gespielt.“ Diese Leidenschaft teilt auch die Lehrerin Haberland. Sie hat im Internat Musical-Erfahrungen gesammelt. Auch im Bildungsplan finde sich das Theaterspiel, „aber nicht so häufig in der Förderschule“. Deswegen habe sie in ihrem Referendariats eine Theater-AG gestartet. Zwei Aufführungen gab es schon: „Nachts im Kaufhaus“ und „Dornröschen ganz cool“.
Seit drei Monaten bereiteten sich die Schüler auf ihre zwei Aufführungen vor. Tobias (13), der das Löwenjunge Simba spielt, hat schon bei den anderen Stücken mitgewirkt, „das macht Spaß“. Ines (14), die den Vogel Zazu spielt, mag es, „wenn man sich bei manchen Rollen richtig austoben kann.“ Am schwierigsten, meint Emilia, der Affe Rafiki, sei das Auswendiglernen des Textes. Doch damit allein war es nicht getan. Die Sechst- bis Neuntklässler der Theater-AG haben sich auch um die Ausstattung selbst kümmern müssen.
In der kleinen Aula ist die phantasievolle Improvisation an allen Ecken sichtbar. An der Wand hängen bunte Stoffbahnen, die Kulissen, mit afrikanischen Motiven. In der Ecke stehen Holzkisten, die sich als Cajóns entpuppen – selbst gezimmerte Percussions-Instrumente mit eingehängten Metallfäden und einem Resonanzloch, auf die man sich draufsetzen und lostrommeln kann, erläutert Musik-pädagogin Anja Schlemminger.
Auch die Kostüme, einfache Umhänge, die Theaterschminke und die Technik laufen in Eigenarbeit.
Weil es ein Musical ist, gehört auch das Einsingen zur Probearbeit, „damit die Stimme warm wird“, sagt Haberland. Die Schüler sollten sich auch trauen, laut und Raum greifend zu sprechen -“dass es der Opa in der letzten Reihe, der sein Hörgerät abgeschaltet hat, hört“, ergänzt eine Schülerin spontan. Schließlich gibt es auch Solo-Auftritte, wie den von Britta.
Das Theater-Projekt läuft fächerübergreifend: auch in Kunst, Musik, Deutsch. Die vielen Aufgaben, das selbstständige Arbeiten, bereiten manchmal Probleme. „Wo ist die Hyänenmütze? – Ihr müsst euch um eure Sachen kümmern“, ruft Haberland lautstark in den Saal. Auch wenn bei denen, die gerade nicht dran sind, Unruhe aufkommt, ruft sie diese gleich zur Räson.
Die Arbeit mit den Förderschülern ist aber auch motivierend, weiß Haberland. Im darstellenden Spiel könne man sich und andere bewusster wahrnehmen, es gehe um Selbstbewusstsein, Teamfähigkeit, sich in der Gruppe behaupten. „Die Schüler waren im ersten Stück noch ängstlicher“, erinnert sich Haberland. Sie freut sich, dass mit der Inszenierung auch das Lehrer-Schüler-Verhältnis besser werde – und nicht nur von Noten und Stress geprägt.
Nach der „Löwen“-Aufführung plant Haberland schon das nächste Stück. Welches es wird, das sollen die Schüler selbst aussuchen. (dd)