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Mallorca in Bad Vilbel – Jürgen Drews bringt über 2000 Fans vor Glück an den Rand der Ohnmacht

Bad Vilbel. Was brauchen wir den Ballermann, wenn der König von Mallorca die Festhalle von Eddy Hausmann auf dem Bad Vilbeler Markt regiert? Viel zu kurze zwei Stunden konnten am Freitagabend 2000 Kehlen seine Hits mitsingen. Mädchen und Jungs aller Generationen tanzten auf den Bänken, und die Teenies, die er auf die Bühne holte, waren vor Glück der Ohnmacht nah.

Man kann über ihn denken was man will, aber dass er ein Stimmungsprofi der Extraklasse ist, wird niemand ernsthaft bestreiten. Jürgen Drews ist noch gar nicht auf der Bühne, als ihm schon ekstatisches Gekreische entgegen schlägt. Passend zum landwirtschaftlichen Flair beginnt er noch nicht sichtbar, aber unüberhörbar übers drahtlose Mikro schon auf der Wiese hinterm Zelt, wo drei Tage zuvor Schafe auf den Schätzbullen schielten, aus seinem „Bett im Kornfeld“ zu kriechen. Bodyguards öffnen die Hintertür, singend schreitet der König im Blitzlichtgewitter auf die Bühne. „Macht das Mikro etwas leiser“, weist er die Technik an. Doch dann wäre er im donnernden Jubel nicht mehr zu hören.

Endlich ist er da! 45 Minuten später als angekündigt, aber umso sehnlicher erwartet. Die „Toptime-Band“ hat als Stimmungsmacher seit 19 Uhr prima Vorarbeit geleistet. Wann hat man schon einmal einen Marktmeister auf der Bank tanzen sehen? Timo Jehner versteht es wie kein anderer, seinen harten Job mit dem Vergnügen zu verbinden. 21.30 Uhr: Die Band geht, die Bühne wird dunkel. Nun muss er doch kommen. Doch dann spielt „Toptime“ noch eine Runde und zieht alle Register im Rückgriff auf die ZDF-Hitparade, die Jürgen Drews ja auch schon mit beherrscht hat. „Magdalena“ läuft vor „Alice, Alice, who … is Alice“, die nahtlos auf „Heidi“ trifft. Die Halle brodelt, als Onkel Jürgen sie gegen 22.15 Uhr betritt. Ein paar Teenies dürfen zu ihm auf die Bühne klettern. Ein Mädchen plumpst runter, versucht es aber sofort noch einmal, denn so nah kommt es seinem Idol nie mehr. Es mobilisiert die letzten Kräfte, während die Les Humphries Singers Auferstehung feiern. Als die Reiferen in „Mexico“ schwelgen, ziehen hilfreiche Sicherheitskräfte am Bühnenrand Arme und Beine hoch.

Der König hat seinen Umhang abgelegt, klatscht im Singen die überglückliche erste Reihe ab, stimmt „Ich bau dir ein Schloss“ an, das er damals für seine Ramona gesungen hat, als er vor 18 Jahren mit ihr zusammen kam. Sehnsüchtiges Stöhnen im Publikum nach so viel ewiger Liebe! Da stört es auch niemanden, dass Onkel Jürgens Stimme etwas heiser ist. Kein Schweinegrippe-Mitbringsel aus Mallorca, „nur eine Drews-Erkältung“, beruhigt der König sein Volk. Trotzdem tanzt und hüpft er mit den Mädchen, boxt sich von der Bühne aus mit den Jungs im Publikum auf die Fäuste – er weiß, was seine Fans von ihm erwarten: „Ich bin der König von Mallorca . . .“

Mitten im brodelnden Pulk ein hellblau glänzender Haarschmuck über einem strahlenden Gesicht, hoch kreisende Arme, die aus einer blauen Schärpe zu wachsen scheinen: Auch Quellenkönigin Simone I. lässt sich den Königs-Kollegen nicht entgehen. Und bestimmt träumt sie wie Hunderte andere in der Nacht im Bett vom Kornfeld.