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Mediathek als Modell – In der Stadtbücherei ist zu sehen, wie die „Neue Mitte“ die Stadt verändern wird

Bad Vilbel. Das umstrittene Projekt der Mediathek-Brücke nimmt Formen an – zunächst als maßstabgerechtes Modell, das in der Stadtbücherei zu besichtigen ist. Trotz der heftigen Debatten um die geplante Mediathek über der Nidda fanden sich nur zwei Besucher ein, als Kulturamtsleiter Claus-Günther Kunzmann jetzt das erste detaillierte Modell in der Stadtbücherei vorstellte. Der von einem Münchner Architektenbüro gebaute Holzentwurf macht im Maßstab 1 : 200 anschaulich, wie die Neue Mitte das Stadtbild prägen wird.

„So sieht man mal die Größenverhältnisse und kann sich vor Augen führen, wie die Gebäude zueinander stehen“, lobte Ernst Busemann, der als Vorsitzender des Akzente-Vereins selbst Bauherr am Zentralparkplatz ist.

Ganz aktuell ist der Entwurf nicht – er enthält noch das gerade abgerissene Reifschneider-Haus. Kunzmann betonte, das Modell zeige noch keine Details der Neuen Mitte. Die dargestellten Baukörper stellten lediglich Proportionen einer geschlossenen Bebauung dar. Einwänden, man hätte das Modell schon früher zeigen können, entgegnete Kunzmann, man habe erst jetzt die Eckdaten für die Mediathek zusammengetragen. Die Büchereibrücke werde, laut Kunzmann, das kleinste und niedrigste Bauwerk zwischen der vorhandenen Bebauung an der Frankfurter Straße mit fünf Geschossen und dem Kurhaus sein, „sodass ein kleinerer Baukörper städtebaulich kaum zu vertreten ist.“

Weiter könne man nun „überprüfen, ob die Büchereibrücke die Sicht auf das denkmalgeschützte Kurhaus zulässt und der in der Neuen Mitte entstehende Platz ohne die Brücke ein architektonisches Fiasko ohne jede Verweilqualität würde.“ Die Mediathek trage dazu bei, dass der neue Platz gefasst sei, so Kunzmann. Gebe es keine sichtbare Eingrenzung, sei der Platz schon verloren – wie es sich am Dortelweiler Forum gut erkennen lasse.

Das Modell steht im Foyer der Bücherei auf einem 1,50 Meter hohen Podest – sehr zur Irritation der Besucher. Der Rollstuhlfahrer und SPD-Stadtverordnete Hajo Prassel fühlte sich von der Präsentation ausgeschlossen. Für andere Besucher steht ein Podest bereit. Die Höhe sei bewusst so gewählt worden, um den Entwurf auf Augenhöhe entdecken zu können. Mit der Präsentation könne die künftige Perspektive der maßstabgerecht im Modell aufgestellten Passanten nachempfunden werden.

Sichtbar werden bei dem Modell vor allem die neu entstehenden Blickachsen. Nach Protesten, dass das Kurhaus künftig nicht mehr zu sehen sein würde, habe man den Baukörper der Mediathek etwas nach Osten versetzt, so Kunzmann. So könne man künftig vom Kurhausvorplatz direkt auf die Frankfurter Straße gucken – und umgekehrt. „Sichtfenster“ nannte Kunzmann die sich zwischen den Gebäuden offenbarende „Lebendigkeit“. Dadurch sei mehr zu entdecken als heute, wo das Ufer der Nidda komplett zugewachsen sei. Deutlich wird auch die geplante Niveauangleichung zwischen dem bisherigen Zentralparkplatz, der Brücke und dem Kurhausvorplatz. Die Anhebung um 1,20 Meter sei nötig, damit nicht auf einem schrägen Areal gebaut werden müsse, erläuterte Kunzmann. Die Erhöhung rund ums Kurhaus stelle dort auch den historischen Zustand wieder her. Ursprünglich sei der Platz durch eine Mauer vom Kurpark abgesetzt worden. Dass der Park erst zum Schluss instand gesetzt werde, liege auch daran, dass er durch die Baustellenzufahrt in Mitleidenschaft gezogen werde. Angesichts der umfangreichen Erdarbeiten sei mit 3000 Lkw-Fahrten für den Aushub zu rechnen.

Die Öffnungszeiten der Stadtbücherei: montags, dienstags, donnerstags und samstags, von 10 bis 12 Uhr; montags, dienstags und donnerstags, von 15 bis 18 Uhr; freitags, von 10 bis 14 Uhr.