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Minkel rügt Führung der Kreis-CDU – Quellenstädter Ehrenstadtrat vermisst Selbstkritik über die „vermeidbare“ Niederlage bei der Landratswahl

Wetteraukreis. In der Wetterauer CDU rumort es offenkundig. Wenige Tage vor dem Parteitag hält ein prominentes Mitglied der Christdemokraten mit Kritik am Vorstand nicht mehr hinter dem Berg: Klaus Minkel, früherer Erster Stadtrat von Bad Vilbel, und ehemaliger Bundestagsabgeordnete, kreidet der Unionsführung Fehler im Zusammenhang mit der Landratswahl an, die für die CDU mit einer Niederlage endete.

Unter dem Titel „Hochmut kommt vor dem Fall“ macht Minkel seinem Unmut in einem Schreiben an die Medien öffentlich Luft. Er betont zwar, dass es sich um ein von ihm „verfasstes und herausgegebenes“ Schriftstück handelt, gibt aber zu erkennen, dass seine Meinung keineswegs eine einzelne sei. Dem Vernehmen nach soll sein Schritt mit anderen Kritikern abgestimmt sein. Kreisverbandschefin Puttrich und der Vorsitzende der Kreistagsfraktion, Konrad Dörner, indes sind von dem Vorstoß Minkels überrascht und verärgert.

Obwohl als Favorit ins Rennen gegangen, weil auch mit Unterstützung von Wählergemeinschaft (FWG/UWG) und FDP, hatte der Unionsbewerber, Erster Kreisbeigeordneter Oswin Veith, die Landratswahl verloren. Im ersten Wahlgang, der parallel zur Landtagswahl am 27. Januar stattfand, lag Veith unter vier Mitbewerbern noch mit komfortablem Abstand vor dem SPD-Kandidaten Joachim Arnold. In der Stichwahl zwei Wochen später aber wendete sich das Blatt überraschend. Die Aufholjagd brachte Arnold, wenn auch knapp, doch noch den Sieg. Das lag nach den Analysen vor allem daran, dass es der SPD besser gelang, ihre Wähler zu mobilisieren.

Wie sich die Parteiführung mit dieser Niederlage auseinandersetzte, damit ist Minkel nicht einverstanden, verlangt mehr Selbstkritik. „Meine intern vorgetragene Kritik hat leider keine Einsicht bei der CDU-Spitze gezeigt.“ Zur „ehrlichen“ Bestandsaufnahme gehört es nach seiner Auffassung, sich die eigenen Fehler einzugestehen, was nicht geschehen sei. Minkel hält dem Vorstand unter anderem vor, er habe die Partei auf den zweiten Wahlgang nicht ausreichend vorbereitet. Dies sei ein „eindeutiger Führungsfehler“ gewesen, sagt Minkel und meint damit offenkundig vor allem die Vorsitzende, von der er außerdem sagt, sie trage „zu viele Hütchen“, um allen Anforderungen gerecht zu werden. Dass es bei entsprechender Vorbereitung für die Union hätte besser laufen können, sieht Minkel am Beispiel Bad Vilbels belegt. Dort habe Veith seinen Vorsprung bei vergleichsweise hoher Wahlbeteiligung in der Stichwahl deutlich ausbauen können und zwar wurde das Ergebnis des ersten Wahlganges von 53,2 auf 67,4 % gesteigert. „Dem linken Lager wurden 14,2 % abgenommen, das Lager der CDU um 14,2 % gemehrt. Das ist ein Umschwung von 28,4 %! In Bad Vilbel stimmte beim Zeit- und Kräfteeinsatz die Schwerpunktbildung. Es war aber leider einer der vielen verlorenen Bad Vilbeler Siege, weil die Landratswahl knapp und vermeidbar verloren ging“, ist Minkel enttäuscht. Knapp 800 Stimmen fehlten der CDU.

Parteichefin Puttrich und Fraktionsvorsitzender Dörner weisen Minkels Vorhaltungen zurück. Sie sagten beide, auf mangelnde Motivation im Wahlkampf und falsche Strategien sei die Niederlage nicht zurückzuführen. „Wir haben mit den richtigen Themen und viel Einsatz gemeinsam mit den Ortsverbänden für Veith geworben“, erklärte Puttrich. Die Wetterauer Union sei aber stärker als erwartet in den Sog der Abwärtsbewegung der Landespartei geraten. (rh/zlp)