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Mit Talar und Zollstock

Die Pfarrer zeigen mit ihren Zollstöcken, worauf es jetzt ankommt (von links): Christian Krüger, Eckhard Dautenheimer, Nadia Burgdorf und Werner Giesler. Foto: Schenk
Die Pfarrer zeigen mit ihren Zollstöcken, worauf es jetzt ankommt (von links): Christian Krüger, Eckhard Dautenheimer, Nadia Burgdorf und Werner Giesler. Foto: Schenk

Karben/Bad Vilbel. Grund zur Freude für alle Gläubigen: Die politischen Entscheidungsträger gaben ihr Einverständnis, dass ab Mai wieder gemeinsam Gottesdienst gefeiert werden darf. Für viele Christen ist das der langersehnte Griff nach einem Stückchen Normalität. Doch manche Dinge im kirchlichen Miteinander werden anders gehandhabt.
Die evangelischen und katholischen Gemeinden kommen nicht umhin, strenge Hygieneregeln einzuhalten. Deren Umsetzung soll von den jeweiligen Kirchengemeinden organisiert werden. Verantwortlich sind die evangelischen Kirchenvorstände, für die Katholiken ist das Bistum weisungsbefugt.
An eine Liturgie ohne Kontakt und Gesang muss ebenso gedacht werden wie an Desinfektionsmittel am Eingang. Hauptproblem in den überwiegend kleinen Wetterauer Dorfkirchen dürfte aber das Raumkonzept sein. Wie können Menschen überhaupt noch gleichzeitig in die Kirche gehen, wenn in den Stuhlreihen und Bänken 1,50 Meter Abstand eingehalten werden muss?
Neue Angebote bleiben
Die evangelische Kirchengemeinde Dortelweil hat auf diese Frage eine klare Antwort: Zunächst gar nicht. In der Corona-Krise gehen die Christen in dem Bad Vilbeler Stadtteil neue Wege. Neu entstandene Angebote wie die offene Kirche, den Vaterunser-Weg oder den Online-Glaubensimpuls wolle man weiterführen, teilt der Kirchenvorstand mit. Das bedeutet, dass es in Dortelweil im Mai keine Gottesdienste geben wird.
Gerade noch 30 Plätze
Küster Matthias Kallmeyer macht deutlich, wo das Hauptproblem bei der Umsetzung der Hygiene-Konzepte liegt. »240 Plätze bietet die Dortelweiler Kirche für Gottesdienstbesucher«, rechnet er vor. »Bei der Einhaltung des Mindestabstands von 1,50 Metern seitlich sowie nach vorne und hinten bleiben noch 30 Plätze übrig. In die Kirche kommen normalerweise aber rund 60 Leute.«
In der katholischen Kirche St. Bonifatius in Karben wurde am 9. Mai wieder Gottesdienst gefeiert. Dazu kam vom Bistum Mainz in der vergangenen Woche eine Dienstanweisung mit strikten Auflagen. Die hat dazu geführt, dass die Vorbereitungen mit Zollstock und Taschenrechner durchgeführt werden mussten. In St. Bonifatius stehen somit 25 Plätze zur Verfügung. Noch weniger, nämlich 18, sind es in St. Bardo Petterweil und St. Johannes Nepomuk Kloppenheim.
Die evangelische Gesamtkirchengemeinde Karben startet am 17. Mai unter einem nahezu identischen Hygienekonzept wie die katholische Kirche. Telefonische Anmeldung und Listeneintragung gehören ebenfalls dazu. In Okarben und Groß-Karben wird weiterhin Gottesdienst in der Kirche gefeiert, Klein-Karben beginnt mit einem Theatergottesdienst hinter der Kirche, und die Rendeler Gläubigen treffen sich im Pfarrgarten.