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Modesprache – Sprachmoden – Bad Vilbeler Autor beleuchtet kritisch die Flut der Anglizismen und Veränderungen

Bad Vilbel. Die Frankfurter Buchmesse hat ihre Tore geöffnet. Auf der weltgrößten Bücherschau sind vom 6. bis 10. Oktober über 7300 Aussteller aus mehr als 100 Ländern vertreten. Der Vilbeler Horst Zirpins ist mit seinem Buch „Modesprache – Sprachmoden“ dabei.

In den Hallen zu vernehmen ist ein babylonisches Sprachengewirr. Es spiegelt sich in den Ankündigungen wider. So feiert die Initiative „Sparks“ (Funke), die alle Angebote zum E-Geschäft bündelt, Premiere. Das Programm wird mit den Worten: „Bei den Frankfurt Hot Spots trifft Content auf Technology, treffen Stories auf Apps. Genießer erwartet die Gourmet Gallery“ angekündigt. Ferner kommt „rechtzeitig zur Buchmesse unser Blog in neuem Look daher“.

Ein Glück für jeden, der das und anderes verstanden hat. Allein diese Ankündigungen sind ein Fall für Horst Zirpins. Der 1936 in Frankfurt geborene Autor unterrichtete bis 2001 Deutsch und Französisch am Georg-Büchner-Gymnasium. Sein Erstaunen über manche Ausdrucksformen in den Medien und im Alltag ließen den pensionierten Oberstudienrat unter die Buchautoren gehen. „Modesprache – Sprachmoden“ erschien im Mai dieses Jahres in zweiter Auflage. In seinem Leitfaden geht der leidenschaftliche Sprachwissenschaftler der Frage nach „Welche Normen gelten noch in einer Zeit der weltoffenen Vielfalt, des schnellen Wandels?“ „In meinem Buch habe ich eine Stichwortsammlung von oft wiederkehrenden Schlüsselbegriffen unserer Zeit aus acht verschiedenen Bereichen von Alltag über Bildung und Gesellschaft bis Politik kritisch durchleuchtet.“

Zirpins setzt sich im Kapitel „Alltag“ unter anderem mit dem Wandel der Begrüßungs- und Abschiedsformeln auseinander. Das unverbindliche „Hallo“ hat die Grußformeln „Guten Tag“ oder „Einen schönen guten Morgen“ abgelöst. Das umgangssprachliche „Tschüß“ verdränge das formellere „Auf Wiedersehen“. Auffällig ist bei diesen zusätzlichen Abschiedsformeln der ständig wiederkehrende Gebrauch des Adjektivs „schön“. Den Autor stört, dass diese Zusätze „in die Privatsphäre und die Subjektivität des Einzelnen“ gehen. Seine in lexikalischer Form aufgeführten Begriffe stellt er ihre Herkunft, Synonyme, Bedeutungsvarianten zur Seite. Er fragt nach Regeln und Veränderungen, fügt Beispiele aus den Medien und der Literatur bei. Er beleuchtet Zusammenhänge, die ein Gesellschaftsphänomen erhellen.

Durch den großen Bogen, den der Autor zu jedem Begriff spannt, ist „Modesprache – Sprachmoden“ nicht ein trockenes Fachbuch, sondern eine vergnügliche Lektüre. Ein weiterer Vorteil des Buches: Die einzelnen Begriffe lassen sich schnell nachschlagen. „Zum Lesen eines Kapitels reichen zehn Minuten“, sagt der humanistisch gebildete Autor. Die eingangs erwähnten Anglismen wie auch Lehnwörter aus anderen Sprachen gab es schon immer im Deutschen. Nicht jedoch in dieser Flut. „Sie werden im deutschen Redefluss als Einschübe genutzt. Die englischen Fragmente sollen dem Gesprächspartner oder Leser Internationalität vorspiegeln.

„Unsere Sprache befindet sich stark im Umbruch“, sagt der kritische Beobachter Zirpins. Sein liebstes Hobby ist das Erlernen von Fremdsprachen. Seine im Gymnasium in Bad Homburg erworbenen Latein, Alt- und Neugriechisch Kenntnisse erweitert er in Volkshochschulkursen ständig. Inzwischen spricht er neben Deutsch und Französische auch Russisch, Spanisch und Italienisch. Vertieft werden die jeweiligen Sprachkenntnisse in den entsprechenden Ländern und der Lektüre bekannter Autoren im Original. Neben seinen Leidenschaften Lesen, Sprachen lernen, Wandern und im Garten arbeiten bereichern die Katze Penelope, seine über 95 Jahre alte Mutter, seine beiden Söhne und seine Enkelin den Alltag des Witwers.

Horst Zirpins: Modesprache-Sprachmoden, Taschenbuch 140 Seiten, Wagner Verlag, 2. erweiterte Auflage 2010, 9,80 Euro.