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Mystische Gestalten – Zuwachs bei den Eichenholzfiguren – Sammlung nur während der Festspiele zu sehen

Mystische Holzfiguren umrahmen die Bad Vilbeler Wasserburg. Nachdem die Ostwand des Gemäuers saniert worden ist, konnte nun die Dauerausstellung mit den Skulpturen von Stephan Guber erweitert werden.

Bad Vilbel. Ruhig, entrückt stehen sie – sicher vor Vandalismus – am inneren Graben der Burg, die lebensgroßen Eichenholzfiguren des Niddaer Künstlers Stephan Guber. „Paradies“ nennt er seinen Zyklus, der im Jahr 2008 dort erstmals zu sehen war.

Ursprünglich nur für ein Jahr, doch der Eindruck, den die Figuren hinterließen, das Spiel von Licht, Schatten und Wasserspiegelungen, die Mystik, die sie verbreiteten, ließ das Projekt zur Dauerausstellung werden. Eine, die stets auch im Fluss ist, denn manche Objekte wurden verkauft, andere von der Stadt erworben – immerhin ein Viertel der zunächst 44 Figuren.

Jetzt 69 Objekte

Inzwischen sind es 69 Objekte, die allein oder in Gruppen „in der Zwischenwelt der Burg“ stehen, wie Kulturamtsleiter Claus-Günther Kunzmann den inneren Graben bezeichnet. Die Figuren tragen Namen wie „Kurz vor dem Erwachen“, „Die Verwunderung“, „Die Ahnung“, „Narr und Prinzessin“, „Der innere Klang“ und „Die Versuchung“. Durch eine Empfehlung der Schauspielerin Andrea Wolf lernte Kunzmann den Künstler 2007 kennen. Die Figuren sollten dem stummen Sandstein der Burg ein Gesicht geben, eine Mystik spürbar machen. Sie sei „das Bindeglied zwischen Kunst und Historie, zwischen Holzskulptur und Steinmauer“.

Diese Wechselwirkung zwischen der Burg und den Figuren faszinierte auch Guber. Sie sind ihm Projektionsflächen für „den Menschen in seiner äußeren und inneren Verfasstheit zwischen Wachen, Träumen und Schlafen“. Erst viel später hat Guber einen Stich aus dem 15. Jahrhundert entdeckt, wo solche Figuren ebenfalls als Symbolbild eines Paradieses an einer Burg zu sehen waren. „Das ist doch das Fenster der Wasserburg da oben“, habe er verblüfft gedacht.

Seit Herbst hat sich Guber mit der Anfertigung 25 weiterer Skulpturen beschäftigt, dabei gab es „kleine Verwandlungen im Ausdruck“. Die allerersten Skulpturen hätten einen verinnerlichten, indifferenten Blick gehabt, jetzt gibt es welche, „die ganz deutlich nach außen schauen“. Ein Prozess vom Träumen zu immer bewusster werdenden Zuständen. Die träumerischen Zwischenwelten werden dabei von Symbolen wie Vögeln oder Schlangen auf dem Haupt illustriert. Unterstützt wird die Wirkung der Holzfiguren von dem hellen Hintergrund des Sandsteins. Dadurch rücken die hellen Figuren am Tage in den Hintergrund, nachts werden sie durch Licht hervorgeholt. Umgekehrt ergeht es den dunklen Figuren.

Meditativ

Alle Figuren laden zu meditativen Betrachtungen ein. „Wer Zeit und Muße hast, sieht, wie die anfangen, sich zu verwandeln“, ergänzt Kunzmann. Die Skulpturen sind nur während der Festspielsaison zu sehen. Während des Winters sind sie eingelagert zum Schutz und auch zum „Aha-Effekt“, wenn sie wieder aufgestellt werden.