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Nachhaltige Energie

Hans-Jürgen Stadler ist der Geschäftsführer der Karben Energie GmbH, die für nachhaltige Energieerzeugung in der Stadt zuständig ist. Hier steht er vor der Biogasanlage in Groß-Karben, einem der Schwerpunkt-Geschäftsfelder der Gesellschaft. Foto: Holger Pegelow
Hans-Jürgen Stadler ist der Geschäftsführer der Karben Energie GmbH, die für nachhaltige Energieerzeugung in der Stadt zuständig ist. Hier steht er vor der Biogasanlage in Groß-Karben, einem der Schwerpunkt-Geschäftsfelder der Gesellschaft. Foto: Holger Pegelow

Karben. Wenn es in Karben um Energie geht, vor allem um nachhaltig erzeugte, dann ist die Karben Energie GmbH immer dabei. Wie steht es derzeit um den Ausbau der Fotovoltaik, welchen Anteil hat die Biogasanlage und welche Projekte stehen für die Zukunft an? Geschäftsführer Hans-Jürgen Stadler kann dazu eine Menge sagen.
Die Liste ist lang, die er vom Kommunalen Immobilien Management (KIM) bekommen hat. Hans-Jürgen Stadler scrollt die Liste auf seinem Computer im Rathaus rauf und runter: »Da stehen rund 140 Objekte drauf. Die werden wir prüfen«, teilt er mit. Die Liste enthält mögliche Dächer für den Aufbau einer Solaranlage. Denn es ist politischer Konsens, dass die Stromerzeugung aus Solarenergie in der Stadt verstärkt werden soll. In den nächsten Wochen prüft man bei der Karben Energie, welche der Flächen für den Aufbau geeignet sind. »Alle werden es gewiss nicht sein«, weiß der gelernte Diplom-Ingenieur. »Manche halten die Last nicht aus.«
Nun ist es aber keineswegs so, dass Stadler oder städtische Mitarbeiter oder gar Statiker auf jedes Dach müssen. Denn vor der praktischen Prüfung kommt zunächst das Aktenstudium. Das macht Stadler selber, holt sich dazu die entsprechenden Unterlagen über die Immobilien. Erst wenn die Daten hergeben, dass eine Fläche geeignet erscheint, soll ein Statiker das praktisch prüfen. Sollte eine Entscheidung für eine Solaranlage getroffen werden, gibt es auch eine Wirtschaftlichkeitsberechnung. Günstig sieht es für die Objekte aus, bei denen das Dach sowieso neu gemacht werden muss. »Dann kann es gleich ein Solardach sein.«
In Sachen Solarenergie ist Karben ohnehin schon ganz gut aufgestellt. Die derzeit zehn Anlagen im Stadtgebiet erzeugen laut dem Geschäftsführer über 470 000 Kilowattstunden Strom. Damit könnten ganzjährig rechnerisch rund 117 Haushalte mit Solarstrom versorgt werden. Aber das ist natürlich nur Theorie. Denn für den Eigenbedarf der Gebäude, auf denen die Solaranlagen stehen, wird der wenigste Strom erzeugt.
Meiste Solarstrom
fürs allgemeine Netz

Das meiste fließt ins öffentliche Netz. Schließlich kann die Stadt dafür eine Einspeisevergütung kassieren. Für die ersten Anlagen habe es 30 Cent pro Kilowattstunde gegeben. Doch die Zeiten ändern sich. Die neueste Anlage auf dem Dach der evangelischen Kindertagesstätte in Burg-Gräfenrode hat eine geringere Vergütung. Zurzeit erhalte man nur noch 7,5 Cent. Dafür nutzt die Kita einen Großteil des erzeugten Solarstroms für eigene Zwecke.
Zweiter Schwerpunkt der Arbeit der Karben Energie ist die Biogasanlage, die an der Kreisstraße zwischen Groß-Karben und Heldenbergen steht. Hier gibt es verschiedene Eigentümer, Mehrheitseigentümern ist jedoch die Karben Energie. »Ich bezeichne die Biogasanlage als technische Kuh. Die frisst alles auf, und hinten raus kommt jede Menge Gas und Strom«, schmunzelt Stadler. Die Anlage mit den markanten runden Faultürmen produziert nach Angaben des Geschäftsführers rund drei Millionen Normkubikmeter Biomethangas und 6,6 Millionen Kilowattstunden Strom. Bei einem durchschnittlichen Gasverbrauch von rund 12 000 Kilowattstunden pro Durchschnittshaushalt kann die Biogasanlage also rein rechnerisch rund 250 Haushalte mit nachhaltig erzeugter Energie versorgen.
Die Anlage ist vor zehn Jahren unter finanzieller Beteiligung etlicher Bürgerinnen und Bürger entstanden. Sie konnten Anteile zeichnen und haben dafür Zinsen erhalten. »Das hat sich für sie gelohnt«, sagt Stadler. Denn jährlich hätten sie zwischen 2,5 und 3 Prozent an Zinsen erhalten und zudem noch einen Endbonus von fünf Prozent.
64 Interessenten für Windkraftbeteiligung
Ein ähnliches Modell schwebt dem Geschäftsführer für die neuen Windkraftanlagen vor, die auf Petterweiler Gemarkung errichtet werden sollen. Während einer Bürgerinformationsveranstaltung durch Stadt und Investor war das Interesse an einem solchen Modell abgefragt worden. Stadler selbst hatte an einem Info-Stand gesessen und Interessenbekundungen entgegengenommen. 64 Interessenten habe er notiert. Ob das Projekt, das vor allem von Anwohnern aus der Nachbarstadt Bad Homburg angefeindet wird, überhaupt zustande kommt, weiß Stadler derzeit noch nicht zu sagen.
Wenn das Windkraftprojekt aber verwirklicht werden sollte, sollen sich die Bürgerinnen und Bürger an einem der Windräder beteiligen können und entsprechende jährliche Vergütungen erhalten.