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Neue Mitte in der Warteschleife – Bauprojekte in der Innenstadt verzögern sich • Ströbel: Noch kein Euro vom Investor geflossen

Bad Vilbel. Weiter Startschwierigkeiten hat die ehrgeizige Planung für die Neugestaltung der Bad Vilbeler Innenstadt („Neue Mitte“). Mit dem Verkauf der Ströbel-Immobilie auf der Frankfurter Straße sollte dafür bereits im September 2007 der Weg frei gemacht werden. Die zirka 30 Meter lange Häuserzeile wurde unter Vermittlung der Stadt an die Düsseldorfer ITG Immobilien-Treuhand GmbH verkauft. Wegen der Neugestaltung des 1934 von seinem Vater erworbenen Areals lag Karl Ströbel lange mit der Stadt im Clinch, weil seine Entwürfe vom Bauamt abgespeckt worden waren. Ströbels Wohnhaus grenzt im rückwärtigen Teil an das veräußerte Areal.

Doch Ströbel hat vom Erlös noch keinen Cent gesehen: „Ich habe jeden Tag nur Kosten.“ Der damals nicht näher genannte Preis werde nämlich erst fällig, „wenn der Bauantrag genehmigt ist“, sagt der frühere Konditormeister. Die ITG habe bereits Mieter und könne bauen, doch die Genehmigungen müsse die Stadt erst bestätigen. „Das geht sehr schleppend.“ Die Bauarbeiten würden die Frankfurter Straße bis zu eineinhalb Jahre zu einem Nadelöhr werden lassen.

Inzwischen wurde die Bebauung modifiziert. Statt mehrstöckiger Kaufhäuser und Läden ist nur noch von Geschäften im Parterre die Rede. In den übrigen Etagen sollen künftig Büros entstehen. Ströbel spekuliert, dass wohl „ein großer Investor in Bad Vilbel alles machen möchte“ und spielt damit auf Hansgeorg Jehner an, dessen Humanistische Stiftung den Zentralparkplatz erwarb. Ströbel kritisiert dies und vertritt die Meinung, „dass eigentlich Grund und Boden bei der Stadt bleiben sollten.“ Dennoch ist er zuversichtlich, dass es bald weitergeht: „An mir scheitert es bestimmt nicht.“

Auf die Zahlungen der ITG wartet auch Thomas Reimann, Geschäftsführer der K. L. Schmidt AG. Er hatte das Grundstück im Dezember 2007 an die Düsseldorfer Projektentwickler verkauft. Zahltag für den Kaufpreis war der 31. Dezember 2008. Unter Umständen will er aus dem Vertrag austreten. Es gebe „so viele Anfragen in der Warteliste“ für eine Nahversorgung des künftigen Wohn- und Gewerbegebiets.

„Das geht mir alles nicht schnell genug“, sagt auch der ehrenamtliche Wirtschaftsförderer Rüdiger Wiechers (CDU). Beim Ströbel-Areal müsse der Investor erst noch die Nutzer zusammenbringen. Die ITG wolle sich in den nächsten Wochen entscheiden. Wie Bürgermeister Thomas Stöhr ergänzt, habe man der ITG signalisiert, dass auf einen aufwendigen Bebauungsplan verzichtet werden könne, wenn das Bauvorhaben zumindest im Erdgeschoss mit Läden und Schaufenstern eine Bereicherung des Gewerbes und eine Aufwertung der Stadt mit sich bringe. Mit einem einfachen Bauantrag könne das Vorhaben schon binnen weniger Monate realisiert werden. Stöhr kritisiert Ströbels Vorwurf, die Stadt sei untätig. Er könne sich nicht zu Inhalten privater Verträge äußern und Ströbel sei nicht im Verfahren beteiligt.

In der Rodheimer Straße stagniere das Verfahren, weil noch zusätzliche Grundstückskäufe getätigt werden müssen, erläutert Wiechers. Auch das dortige Betonwerk Englert müsse noch verlegt werden. Ob die ITG das Projekt zu Ende führen könne, ist für Wiechers noch offen: „Nur, wenn alles zusammenpasst.“ Die Stadt sei da nicht festgelegt. Nach dem Aufstellungsbeschluss gehe es nun darum, die genaue Grundstücksfläche zu benennen, bevor ein B-Plan in Gang gesetzt werden könne, ergänzt Stöhr.

Mit Nachdruck wolle er jetzt daran gehen, das Ströbel-Areal zu bebauen, betont Wiechers. An dem Projekt hänge auch der Bebauungsplan für den Bereich des Parkhauses, das Voraussetzung für die Umgestaltung des Zentralparkplatzes sei. Stöhr erklärt hingegen, das Parkhaus werde in der Planung vorgeschaltet. Man wolle sich beim Startschuss für die Neue Mitte nicht von Ströbel abhängig machen. Deshalb erarbeite das Bauamt einen separaten Bebauungsplan für das Parkhaus.