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Neues Heim für 100 000 Fundstücke – Räume des Vereins für Vor- und Frühgeschichte im unteren Niddertal renoviert

Nidderau. Die Zeit, in der die Geschäftsführerin des Vereins für Vor- und Frühgeschichte im unteren Niddertal, Gretel Callesen, Angst vor dem Winter und der Kälte für ihre Fundstücke in den Räumen des Stadtarchivs in Heldenbergen haben muss, scheinen dem Ende zuzugehen. Denn nachdem das Erdgeschoss des ehemaligen Schul- und Feuerwehrgebäudes Anfang des Jahres sehr aufwendig mit einen Spezialverfahren trockengelegt wurde, werden demnächst die Maler mit dem Innenputz beginnen können. Der Magistrat hat 13 000 Euro für diese Arbeiten freigegeben. „Wenn im nächsten Schritt auch noch die Gasheizung eingebaut wird, kann im dem Haus dann endlich das ganze Jahr über gearbeitet werden“, freut sich auch der Vereinsvorsitzende Hartmut Hoppmann über die Fortschritte.

Vor allem die Feuchtigkeit in dem 1895 erbauten Haus machte den Archäologen zu schaffen, da sie eine Lagerung der antiken Schätze fast unmöglich machte. Auf weit über 100 000 Gegenstände, von der Tonscherbe aus der Keltenzeit, um 500 Jahre vor Christus, bis zu einem etwa 100 000 Jahre alten steinernen Werkzeug aus der Zeit des Mittelpaläolithikum reichen die Funde. Und sie stammen alle aus dem Raum zwischen Niederdorfelden und Nidderau. Wegen der vielen Straßenbaumaßnahmen in diesem Bereich ist auch für die nahe Zukunft mit keinem Ende der Funde zu rechnen.

Sorge bereiten der studierten Archäologin Callesen aber nicht nur die Räume zur Aufbewahrung der Funde, sondern vielmehr die Ausgrabungen selbst. Die hätte sie nämlich liebend gern selber mit Hilfe ihres Vereins beaufsichtigt und durchgeführt. Aber ihr Angebot sei damals unterboten worden und nun hegt sie Zweifel, ob die derzeitigen Ausgrabungen um Kilianstädten herum auch alle sorgfältig genug erfolgen würden. „Wenn ich manchmal an den Ausgrabungsstätten vorbeigehe, dann bricht es mir schon das Herz“, gesteht sie nachdenklich.

Immerhin waren die erste Funde in Kilianstädten ursächlich für die Gründung ihres Archäologievereins im Jahr 1987. Seither gehören außer archäologischer Baubetreuung, Fundbearbeitung, Pflege und Archivierung auch Ausstellungen, Vorträge und Publikationen zu den Aktivitäten des Vereins. Was bisher unmöglich war, waren Ausstellungen im eigenen Haus. Das soll nun mit Fertigstellung der Renovierungsarbeiten möglich werden. Denn im Erdgeschoss planen die Archäologen, eine Schausammlung einzurichten, die auf Anfrage zu sehen sein wird. Darüber hinaus wollen die Vereinsmitglieder ein brandkeramisches, also jungsteinzeitliches Haus einrichten.