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Osterandacht an ungewohntem Ort

Unter Bäumen: Über 80 Besucher haben Ostersonntag den Weg zu einem nicht alltäglichen Gottesdienst gefunden. Foto: Jürgen W. Niehoff
Unter Bäumen: Über 80 Besucher haben Ostersonntag den Weg zu einem nicht alltäglichen Gottesdienst gefunden. Foto: Jürgen W. Niehoff

Karben. Ostergottesdienst einmal anders, nicht in der Kirche, sondern mitten im Wald bei Karben auf einem Grillplatz: Dazu hatte am Sonntag das evangelische Pastoren-Ehepaar Nadia und Simba Burgdorf eingeladen.
Die Idee zu dieser besonderen Osterandacht kam Nadia und Simba Burgdorf, als sie sich wieder einmal Gedanken über den allgemein sinkenden Gottesdienstbesuch gemacht haben. »Das Prinzip ist ganz einfach, wenn die Leute nicht mehr zu uns in die Kirche kommen, dann müssen wir raus zu ihnen gehen«, meinen sie.
Das haben die Burgdorfs in den vergangenen Jahren schon praktiziert, beispielsweise mit einem Gottesdienst auf einer Autoscooter-Anlage, mit einem Weihnachtsgottesdienst auf dem Parkplatz vor einem Altenheim.
Viele Familien mit
kleinen Kindern

Der Ostergottesdienst liegt den beiden besonders am Herzen. Deshalb hatten sie zunächst Bedenken, ob genügend Besucher zum Grillplatz im Wald oberhalb des Klein-Kärber Friedhofs kommen würden. Der Samstag hatte sich grau in grau gezeigt, und auch das Wetter am Sonntagmorgen sah nicht verheißungsvoll aus. Doch kurz vor 11 Uhr rissen die Wolken auf, die Sonne kam durch und mit ihr die Gottesdienstbesucher.
Am Ende waren es über 80 Besucher, die meisten Familien mit kleinen Kindern, wobei die Kinder die Ostereiersuche gar nicht abwarten konnten, die auch angekündigt worden war. Doch zuerst ging es um den Gottesdienst: »Wir wollen mit unseren Gottesdiensten Alt und Jung gemeinsam ansprechen. Deshalb wird auch dieser Ostersonntagsgottesdienst einigen etwas unorthodox erscheinen«, wies Nadia Burgdorf, die anschließend auch die Predigt hielt, die Besucher einleitend auf einige Besonderheiten hin. Es solle ein gemeinsamer Gottesdienst werden, bei dem Junge und Alte mitwirken und nach einer Sprache gesucht werde, die alle sprechen. Um die Atmosphäre in diesem Sinne etwas aufzulockern, erzählte die Pfarrerin sogleich zwei Witze, weil der Ostersonntag doch der Tag der Freude, des Lachens und damit des neuen Lebens sei. Schließlich sei an dem Tag Jesus wiederauferstanden.
Sodann klärte Burgdorf die Besucher über ihre Teilnahme an dem Gottesdienst auf: »Sie müssen nicht nur mitsingen und mitbeten, sondern beim Singen zum Teil mitrappen oder beim Beten mit Hand- und Armreichungen das Gesagte unterstützen«. So sollten die Versammelten beispielsweise mit den Händen eine Schale bilden und diese während des Gebetes in Richtung Himmel halten, wenn es um Dinge geht, die einen traurig machen oder innerlich zerrissen haben. Wenn es um Dinge geht, die man in einem Gebet erfleht, sollen die zur Schale geformten Hände zum Herzen gehen, so die Vorgabe.
Das Gummibällchen
und die Hoffnung

Ähnlich eingängig war die Verdeutlichung von Hoffnung, wie sie Simba Burgdorf vorführte. Er verglich die Hoffnung mit einem Gummibällchen, das nur nach oben springt, wenn es auf einen harten Untergrund prallt. »Auch die Hoffnung tritt nur in Erscheinung, wenn es einem schlecht geht, also in harten Zeiten«, so Burgdorf. Wie es ist, wenn die Hoffnung dann noch in eine Krise gerät, also eingeengt wird, das demonstrierte Burgdorf mit dem Zusammenpressen eines Gummibällchens. Dabei, erläuterte er, speichere das Gummibällchen Energie, die es anschließend brauche, wenn der Druck nachlässt, um zur alten Form zurückzufinden: Oder, übertragen auf den Menschen, damit dieser wieder auf seinen Lebensweg zurückfindet – vergleichbar der Auferstehung. Deshalb sei Hoffnung so wichtig für die Menschen.
Beim Gebet durften dann Groß und Klein ihre Wünsche laut äußern – beispielsweise für mehr Gesundheit oder für Wohlergehen für die Familie oder Freunde oder alles Gute für Charlotte – eben für alles, was man im Herzen trägt. Nachdem die Kinder noch zu einem abschließend Lied mittanzen durften, gab die Pfarrerin das von denen langersehnte Zeichen zum Ostereiersammeln. »So einen Gottesdienst hätte ich mir als Kind auch gewünscht. Dann stünde die Kirche sicherlich heute auch besser da«, meinte ein älterer Besucher nachdenklich zu seiner Nachbarin. So einen tollen Gottesdienst habe er persönlich noch nie erlebt.
Von Jürgen W. Niehoff