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„Quälereien am Klavier“ – Publikum und den auftretenden Schülern in der Alten Mühle einiges abverlangt

Bad Vilbel. Beim Konzert der Musikschule mit dem Titel „100 Quälereien am Klavier“ wurde dem Publikum und den auftretenden Schülern in der Alten Mühle einiges abverlangt. Auf dem Programm standen Werke von Erik Satie und John Cage, die „musikalisch-szenische Grenzerfahrungen“ boten.

Im Foyer und auf der Bühne waren 40 Musikschüler von elf bis 21 Jahren des Fachbereichs „Tasten“ zu sehen und hören. Eröffnet und beendet wurde das dreieinhalbstündige Konzerterlebnis mit den Werken „Gnossienne Nr. 4“ und „Gymnopédie Nr. 1“ von Erik Satie. Beide beziehen sich auf die griechische Antike. Über Satie schrieb sein Freund Claude Debussy: „Ein sanfter Komponist aus dem Mittelalter, der sich in dieses Jahrhundert verirrt hat.“ Sprengstoff enthielten seine Werke, denen er sich wie sein jüngerer Kollege John Cage auf „nonkonformistische Art“ näherte, dennoch genügend. So stellen seine dem Konzert den Namen gebenden „Vexations“ (Quälereien) Pianisten auf eine harte Geduldsprobe. Beim längsten, 1963 erstmals aufgeführten Klavierstück der Musikgeschichte, wird das Thema 840 mal in 20 Stunden wiederholt. In Bad Vilbel spielten 19 Schüler, wie die Pianistin Corinna Hannig am Klavier im Foyer sitzend, je sechs Durchgänge. Sie verkürzten das Martyrium auf drei Stunden und 120 Phrasen.

Spannung und die Launen des Publikums muss der Pianist aushalten, der John Cages Stück „4´33“ interpretiert. In der Alten Mühle traf es Adrian Baumann. Er saß vier Minuten und 33 Sekunden lang regungslos auf der Bühne am Flügel, ohne zu spielen. Bei dem extremsten Stück des Konzertes handelte es sich um „eine Provokation auf den normalen Konzertbetrieb“. Laut Musikschulleiterin Juliane Zollmann übernimmt das Publikum die Rolle des Musikers. Es füllt die Stille im Saal mit Hüsteln, scharrenden Füßen, aufmunterndem Klatschen oder ungeduldigen Anfeuerungsrufen. Es soll bei Aufführungen schon zu Tumulten gekommen sein.

Solchen Unmutsbezeugungen hatten die jungen Akteure durch Briefing ihrer Eltern und Familien vorgebeugt. Bei „diesem Ausnahmekonzert mit 40 Musikern“ hätten die Akteure, ist Organisator Klaus Dreier sicher, ihren Horizont erweitert.