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Qualitätsarbeit hat ihren Preis

Tarifkonflikt öffentlicher Dienst, Warnstreik und Kundgebung, hier: Mehr als 200 Teilnehmer aus 43 Kommunen und vier Kreisen sind zum Streik vor das Bad Vilbeler Rathaus gekommen. Foto: Fauerbach
Tarifkonflikt öffentlicher Dienst, Warnstreik und Kundgebung, hier: Mehr als 200 Teilnehmer aus 43 Kommunen und vier Kreisen sind zum Streik vor das Bad Vilbeler Rathaus gekommen. Foto: Fauerbach

Bad Vilbel. Mit Verdi-Fahnen, Plakaten, Tröten, Fächern, einer Menschenkette und vor allem klaren Worten haben über 200 Mitarbeiter aus 41 Städten und Kreisverwaltungen in der Quellenstadt lautstark auf ihre Forderungen in der Tarifauseinandersetzung des öffentlichen Dienstes aufmerksam gemacht.
»Wir im öffentlichen Dienst haben den Laden auch während der Corona-Krise am Laufen gehalten. Mehr Geld bedeutet mehr Anerkennung für die erbrachte Leistung und ist ein Zeichen des Respektes«, betonte Rosi Haus, Geschäftsführerin, Bezirk Verdi FFM und Region. Unter den Rednern waren auch der stellvertretende Geschäftsführer Alexander Klein und Thomas Winhold, Fachbereichsleiter Gemeinden im Verdi-Landesbezirk Hessen.
Den DGB vertrat Tobias Huth, Organisationssekretär DGB-Region Südosthessen. Er betonte: »Wir sind mehr wert, sollten mehr verdienen und gehen deshalb auf die Straße.« Mehr Geld in den Taschen der Beschäftigten bedeute zugleich mehr Geld in den Kassen der regionalen Wirtschaft. Rosi Haus, Bezirksgeschäftsführerin Frankfurt und Region der Gewerkschaft Verdi, erinnerte daran, »dass wir nur mit einer starken Gewerkschaft durchsetzungsfähig sind.« Sie und Bad Vilbels Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU), Mitglied im Präsidium des Kommunalen Arbeitgeberverbandes Hessen (KAV) riefen dazu auf, sichbeim KAV in Frankfurt für ein ordentliches Angebot einzusetzen.
Sture Haltung
Zu den Forderungen der Demonstranten gehört, dass der neue Tarifvertrag eine Laufzeit von mindestens drei Jahren hat. Thomas Winhold erinnerte daran, dass die Warnstreiks mit Delegierten wie in Bad Vilbel aus dem Wetterau-, dem Hochtaunus-, dem Maintaunus- und Teilen des Main-Kinzig-Kreises, eine Antwort auf die »sture Haltung der kommunalen Arbeitgeber« sei, die es »mit ihrer Arbeitsverweigerung auf ein Kräftemessen angelegt haben«.
Applaus gab es dafür von Michael Fritz aus Butzbach, dem ehrenamtlichen Vorsitzenden des Verdi-Kreisvorstandes Wetterau: »Es wird in Kindergärten, Bauhöfen und der Verwaltung nur noch eingestellt, wenn es anders nicht mehr geht. Vertrösten und Durchhalten ist angesagt. Die Kollegen müssen immer mehr Arbeit leisten. Die Mehrarbeit führt auf Dauer zu Überstunden und Stress und schlimmstenfalls zu psychischen Erkrankungen mit langen Ausfallzeiten.« Dass kein Geld für die Forderungen da wäre, diese überhöht seien und nicht finanzierbar, hörten die Gewerkschaftsvertreter seit Jahren in den Tarifauseinandersetzungen. »Wir sagen: Eine qualitative Arbeit hat ihren Preis. Mit schönen Worten und Wertschätzung lässt sich keine Miete, Bekleidung oder der Einkauf bezahlen.«
Mitarbeiter fehlen
Der Sprecher der Verdi-Vertrauensleute, Andreas Wehnes von den Stadtwerken Bad Vilbel, ergänzte: »Im Technischen Bereich wie auch in der Verwaltung fehlen Mitarbeiter. Wir freuen uns über ein vernünftiges Angebot und die Einstellung neuer Kollegen als Ausgleich für unsere Leistungen.«
Diplom-Pädagogin Georgete Bogalho, Leiterin der Kita Auenland in Massenheim, sagte: »Wir sind auf der Straße, weil es immer schwieriger ist, gut ausgebildetes Personal zu finden. Wir haben immer mehr Zeitarbeitskräfte im Team, die uns zwar gut unterstützen, aber kein gut ausgebildetes Fachpersonal ersetzen. Das ist jedoch in einem reinen U3-Haus wie unserem besonders wichtig.«
Zustimmung erhielt sie von Erzieherinnen aus Bad Nauheims Kita »Little Friends« und von Erzieherin Nadine Hagen von der Gronauer Kita Löwenburg. »Ich bin seit 2004 in der Gewerkschaft. Wir sollten über die Gesundheitsreform, mehr Personal und über kleinere Gruppen sprechen. Die hohe Belastung hat gesundheitliche Folgen.« Neue Baugebiete, mehr Familien mit Kindern, aber weniger Personal in den Kitas passen nicht zusammen, betonten die Erzieherinnen. Sie wünschen sich die Anerkennung ihrer Tätigkeit als systemrelevant.