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Radfahren neu entdecken

Björn Csott (r.) schaut sich schon mal das Lastenfahrrad an, das er für zwei Wochen gemietet hat. Bürgermeister Guido Rahn (Mitte) hat soeben die Aktion »Radfahren neu entdecken« eröffnet. Foto: Pegelow
Björn Csott (r.) schaut sich schon mal das Lastenfahrrad an, das er für zwei Wochen gemietet hat. Bürgermeister Guido Rahn (Mitte) hat soeben die Aktion »Radfahren neu entdecken« eröffnet. Foto: Pegelow

Karben. Wissenschaftlich ist erwiesen, dass viele Autofahrten kürzer als fünf Kilometer sind. Eine ideale Entfernung also, das Fahrrad zu nehmen. Doch wie bewegt man Auto fahrende Menschen dazu, aufs Zweirad umzusteigen? Mit der Aktion »Radfahren neu entdecken«. Die ist gerade in Karben angelaufen. Mit ungeahntem Ansturm.
Ebru Debro tritt in die Pedale und rollt mit ihrem Pedelec voller Vorfreude aus dem Nidda-Erlebnispunkt hinter dem Bürgerzentrum auf den Fahrradweg. Endlich ist ihr Wunsch in Erfüllung gegangen, dass sie nun auch einmal mit einem motorunterstützten Rad fahren darf. »Meine beiden Freundinnen haben ein E-Bike. Jetzt will ich es auch mal ausprobieren und mir dann vielleicht auch eins kaufen oder zum runden Geburtstag schenken lassen.«
Testlauf für
drei Monate

Ausprobieren ist das Stichwort für die Aktion, die jetzt hinter dem Karbener Bürgerzentrum begonnen hat. Denn die Stadt Karben hat gemeinsam mit dem Land Hessen und der Arbeitsgemeinschaft Nahmobilität Hessen (AGNH) die Aktion »Radfahren neu entdecken« gestartet. Drei Monate lang stehen der Stadt 19 elektrisch unterstützte Leihräder zur Verfügung, die sie zum Testen jeweils 14 Tage an ihre Bürgerinnen und Bürger weitergeben kann. »Als wir das in den sozialen Netzwerken beworben haben, waren die Räder ruckzuck vergriffen«, berichtet Bürgermeister Guido Rahn (CDU) bei der offiziellen Eröffnung der Aktion.
Sinn und Zweck soll es sein, die Menschen zum Umstieg aufs Fahrrad zu bewegen. Und das geht am besten, wenn die Räder komfortabel sind und deren Nutzung für einen begrenzten Zeitraum nichts kostet. Kaum hat Denis Schulz von der Firma Goyago die Räder auf den Niddaterrassen aufgestellt, umkreisen die ersten Neugierigen die Räder.
Mit herkömmlichen Rädern haben sie eher wenig zu tun. Besonders fallen die zehn Lastenräder auf. Vier sind für den Transport von Einkäufen oder Gegenständen bestens geeignet, die anderen sechs verfügen über einen Laderaum, in dem es auch zwei Kindersitze gibt.
Für die interessiert sich Björn Csott, der mit seiner Familie in Kloppenheim wohnt. Die Familie hat nur ein Auto und ein Fahrrad. »Wir wollen mal probieren, ob sich solch ein Rad für uns lohnt«, sagt er.
Sollten die Karbener Freude an den neuartigen Fahrrädern haben, würden sie sich wohl eines kaufen. Ganz billig wird das allerdings nicht. Lastenfahrräder kosten nach Angaben von Denis Schulz rund 4500 Euro. Er erklärt den knapp 20 Interessierten die technische Ausstattung und Handhabung der Räder. »Alles ganz einfach«, sagt er und erläutert, wie der kleine Bordcomputer bedient wird oder wie man den Akku aus dem Fahrradrahmen nimmt und nach dem Aufladen an einer Steckdose zu Hause auch wieder einsetzen kann.
Stadt und Radler
sammeln Erfahrunge
n
»Bin mal gespannt, wie sich das fährt«, sagt Björn Csott, als er den Leihvertrag unterschrieben, den Helm aufgesetzt und sich auf den Sattel gesetzt hat.
Erfahrungen sammeln will auch die Stadt, sagt Rahn. »Wir wollen sehen, wie das angenommen wird und welche Erfahrungen die Teilnehmer und die Stadt damit machen.« So müsse überlegt werden, wo die Lastenfahrräder geparkt werden können. »In einen Fahrradständer passen die kaum rein«, witzelt Rahn.
Von Holger Pegelow