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Rein ins Hotel, – Rathauschef erschüttert über „solchen Quatsch“

Bad Vilbel. „Ich stimme dem Antrag von Peter Ringel zu, denn eine Ausschreibung dieses Filetgrundstücks ist die sauberste Lösung.“ Mit diesen Worten eröffnete Ulrich Rabl (Grüne) die Debatte um den Verkauf des städtischen Grundstücks an der Ecke Parkstraße und Niddastraße im Stadtparlament.

Auch wenn er offensichtlich nicht für seine Fraktion sprach, fuhr er scharfe Geschütze auf: „Kester hat selbst gesagt, dass er sich 20 Jahre erfolglos um den Kauf des Grundstücks bemüht hat. Kaum ist er Stadtverordneter und gibt seinem Fraktionsvorsitzenden die Stimme, schon klappt’s“, stichelte Rabl. Für den Fall, dass das Grundstück unter Preis an Kester verkauft werden sollte, kündigte er Schritte bei der Aufsichtsbehörde an.

„Erschüttert über solchen Quatsch“ zeigte sich Bürgermeister Thomas Stöhr. Zum Preis habe die Stadt die Meinung des Gutachterkreises beim Wetteraukreis eingeholt. Dies sei eine faire Basis, an die man sich halten sollte, besonders da die Stadt derzeit im Bereich der Neuen Mitte mehr Grundstücke an- als verkaufe.

Eine Ausschreibung sei nicht sinnvoll, wenn zwei benachbarte Unternehmen zur Fortentwicklung ihres Betriebes Interesse bekundet hätten. Und als Signal verstanden, dass Unternehmen in Bad Vilbel an ihrer Entwicklung gehindert würden, sei eine Ausschreibung sogar gefährlich.

CDU-Fraktionschef Dr. Josef Maetz erklärte, für das Grundstück kämen nur zwei mögliche Nutzungen in Frage: „Entweder es bleibt ein Parkplatz oder es wird Bestandteil des benachbarten Hotels.“ Ein anderes Hotel auf den Parkplatz zu stellen, sei „aus wirtschaftlichen Gründen für das alte und neue Hotel unsinnig“. Sollte ein Interessent ein weiteres Hotel in Bad Vilbel errichten wollen, werde die Stadt ein Grundstück bereitstellen.

„Warum nutzt die Stadt nicht die Möglichkeit, klare Gestaltungsrichtlinien für ein echtes, attraktives Hotel vorzugeben?“, fragte SPD-Fraktionsvorsitzender Hans-Ulrich Callies. Die von Kester geplanten Appartements dienten der CDU nur als Vorwand, im Kurpark ein großes Hotel zu errichten. Architektonisch drohe „ein weiterer Schandfleck“. Doch an dieser Stelle müsse aus Sicht der SPD „ein Kleinod“ entstehen.

Das Hotel sei die „Chance zu einem großen städtebaulichen Schritt“, antwortete Rathauschef Stöhr. Es liege in der unternehmerischen Freiheit des Betreibers, wie viele Einzel- oder Doppelzimmer er in seinem Hotel anbiete. Appartements für Gäste, die sich über einen längeren Zeitraum dort aufhalten, seien ein durchaus übliches Standbein in der Hotelbranche geworden.

Nach der Forderung der Genossen im Wahlkampf, eine Erweiterung des Hotels am Kurpark zuzulassen und zu fördern, verstehe er „die Springprozession“ der SPD nicht mehr, sagte der Bürgermeister und forderte das Parlament auf: „Wagen Sie den Schritt, zuzulassen, dass ein Bad Vilbeler Unternehmer seine Existenz sichert, dass wir städtebaulich etwas voran bringen, dass wir wieder ein Café in der Innenstadt bekommen, und dass hier ein weiterer Blickpunkt für Bad Vilbel entsteht!“

Stöhr fragte die SPD: „Wenn Sie beide Bewerber ablehnen und das Grundstück nicht ausschreiben wollen, wo ist dann eine städtebauliche Entwicklung?“

Über den Hotel-Neubau sind die Würfel gefallen. Den Antrag von Peter Ringel (Linke), das Areal öffentlich auszuschreiben, lehnte der Rest des Hauses ab. Daraufhin stimmte er allein für einen Verkauf an Wohnbau Hess.

Die Mehrheit von CDU und FDP erteilte Thomas Kester den Zuschlag, der damit die Möglichkeit erhält, sein „Hotel am Kurpark“ auf dem Eckgrundstück zu erweitern.

SPD und B90/Grüne stimmten gegen alles. Ringels Antrag auf eine öffentliche Ausschreibung lehnten sie ebenso ab wie einen Verkauf sowohl an Hess als auch an Kester.