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Requiem zu Völkermord

Tigran Mansurian verzaubert Publikum

Orchester und Chor harmonieren bei ihrem Auftritt perfekt. Foto: Privat
Orchester und Chor harmonieren bei ihrem Auftritt perfekt. Foto: Privat

Die Bad Vilbeler sind in den Genuss eines ganz besonderen Konzerts gekommen: Der Komponist Tigran Mansurian hat den weiten Weg aus Armenien auf sich genommen, um in der Heilsberger Heilig-Geist-Kirche sein Requiem zu präsentieren.

Bad Vilbel. Die Heilig-Geist-Kirche auf dem Heilsberg füllt sich früh, ab halb sechs schon sind kaum noch gute Plätze zu haben. Ein Pulk von Menschen umringt einen freundlich lächelnden älteren Mann: Es ist Tigran Mansurian, der armenische Komponist des Requiems, das an diesem Abend präsentiert wird.

Arvo Pärts „Orient und Occident“ bietet einen konzentrierten Auftakt. Der strahlende Klaus Albert Bauer am Pult lässt die Stimmung und den Gestus des Vorabends zum Ewigkeitssonntag spüren. Der Einstieg in das Werk des in Estland geborenen Komponisten wirkt fast bedrohlich. Das steigert sich wirkungsvoll mit Haydns „Sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuz“.

Dann ist der Chor dran. Herbert Helfrichs „Zwischentöne“ füllen die Kirche zart mit den Klängen eines „Kyrie“ aus der Messe Es-Dur von Josef Rheinberger. Und einen ersten Eindruck davon, wie gut die beiden Bad Vilbeler Ensembles zusammenarbeiten, bekommt das Publikum dann vor der Pause mit dem „Dona nobis pacem“ vom lettischen Komponisten Peteris Vasks. Chor und Orchester intonieren weihevolle Klarheit.

Nach der Pause ergreift spontan Bürgermeister Thomas Stöhr das Wort von der Kanzel aus, umringt von den Chorsängern. Er betont, welche Ehre Tigran Mansurian den Bad Vilbelern erweist, indem er für diese Aufführung den weiten Weg von Armenien auf sich genommen hat. Anschließend beginnt das Requiem. Es mahnt vom ersten Ton an, den millionenfach gewaltsamen Tod der Armenier im Ersten Weltkrieg niemals zu vergessen und das Andenken an diesen durch die damalige türkische Regierung geplanten und vollzogenen Völkermord und seine verheerenden Folgen für Armenien und die ganze Region hochzuhalten.

Trotz einer szenischen Dramatik ruht die Musik in sich, eindringlich mahnend, harmonisch, abendländisch und im besten Sinne christlich. Am Ende hat dann der Chor das letzte Wort.