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Retterin der Heiligen – Karin Porath restauriert Krippenfiguren, Madonnen und Jesusskulpturen

Schöneck. Ihre Schönheit und Anmut berühren Betrachter nicht nur im Advent und an Weihnachten. Die Rede ist von antiken Madonnen, Jesusskulpturen, alten und neuen Krippen- und Prozessionsfiguren oder Engeln. Diese Figuren haben es auch Karin Porath angetan. Für die Schönecker Künstlerin werden sie aber besonders interessant, wenn sie Fehler aufweisen.

Die Zeit geht nicht spurlos an den Heiligenfiguren vorüber. Mal gehen ihre Besitzer lieblos mit ihnen um, mal werden sie klimatisch falsch aufbewahrt. Was bei Holzfiguren häufig zu Schrumpfrissen oder Dehnungserscheinungen im Holz, zu Befall durch Mikroorganismen und Insekten oder zu Spannungskorrosionen führt. Je nach Material können an Skulpturen unterschiedlichste Schadensbilder ausgeprägt sein. Nicht alle sind sofort erkennbar.

Seit einigen Jahren gibt es nun in Büdesheim Hilfe für Madonnen und Jesusfiguren mit fehlenden Nasen, Händen, Zepter oder Kronen. Andere Heiligenfiguren tragen falsche oder unvollständige Kleider. Auch Kamele mit drei Beinen und Schafe ohne Ohren dürfen auf Rettung hoffen.

Karin Porath ersetzt fehlende Teile, gibt Figuren und Gewändern ihre Originalfarbe zurück. Größe und Material der Figuren und Skulpturen spielen keine Rolle. Einige sind aus Gips, andere aus Biskuitporzellan oder Holz. Zeitweise verwandelt sich das Atelier von Porath in eine Klinik für all diese himmlischen Herrscharen. Begonnen hat alles mit einem Faible der Künstlerin: „Ich gehe überall in Kirchen, um mir dort die Skulpturen und Figuren anzusehen.“ Von der Bewunderin zur Retterin spielte der Zufall seine Rolle. „Vor einigen Jahren konnte ich eine kaputte Madonnenfigur mit Jesuskind auf dem Arm erwerben.“ Porath erarbeitete sich die Schritte zur Restauration.

Der Abnahme von Oberflächenverschmutzungen folgen Reinigung, Ergänzung, Reparatur, Retusche und Konservierung. Für das Anfertigen einer neuen Hand benötigt Porath vom Schnitzen über das Nachschleifen und Polieren bis zum Malen zwei Tage. Werden Stellen an Gewändern oder Körpern ausgebessert, trägt die Büdesheimerin zuerst Schelllack auf die zu bearbeitenden Stellen auf. Dann folgen Farbe und Schutzlack. Ergänzung von vergoldeten Oberflächen auf unterschiedlichsten Untergründen bringt sie mit dem Einsatz traditioneller Bearbeitungstechniken wie Polimentvergoldung als Matt- und Glanzvergoldung wieder zum Strahlen. Eine ruhige Hand, ein scharfes Auge, Erfahrung, Fachwissen und Ausdauer sind nötig, damit die künstlerische Ergänzung von Fehlstellen und Körperteilen im Duktus und der entstehungszeitlichen Auffassung der Skulptur gelingt.

Europaweit bekannt ist Karin Porath, die 1960 nach Büdesheim kam und an der HFG in Offenbach Kunst und visuelle Kommunikation studierte, als vielseitige Künstlerin. Sie zeichnet und malt in Acryl und Öl. Furore machte sie mit ihren begehbaren Kunstwerken wie „Feuervogel“, „Bremer Stadtmusikanten“ oder „Eisberge“ die in Hamburg, Bremen, Bonn und auf dem Frankfurter Museumsuferfest gezeigt wurden.

Am Sonntag, 5. Dezember, lädt Karin Porath in ihr Atelier in der Ringstraße 23 ein. Sie zeigt von ihr restaurierte Madonnen und Jesusskulpturen aus dem 18. und 19. Jahrhundert, Krippenfiguren. Die Ausstellung ist von 13 bis 18 Uhr geöffnet. Weitere Infos unter www.kporath.com.