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Richtig streiten lernen – Lilienwaldschule hat erstmals Schüler zu Streitschlichtern ausgebildet

Sie sind immer zur Stelle, wenn es in Petterweil auf dem Schulhof Zoff gibt, und sollen bei Auseinandersetzungen schlichten (von links): David, Patrick Dustin, Emilio, Leticia, Franziska, Isabella, Merlin und Patrik sind die neuen Streithelfer der Lilienwaldschule. Foto: Ditscher
Sie sind immer zur Stelle, wenn es in Petterweil auf dem Schulhof Zoff gibt, und sollen bei Auseinandersetzungen schlichten (von links): David, Patrick Dustin, Emilio, Leticia, Franziska, Isabella, Merlin und Patrik sind die neuen Streithelfer der Lilienwaldschule. Foto: Ditscher

Ein Streit ist schnell vom Zaun gebrochen. Aber auch Streiten will gelernt sein. Gelingt es den Konfliktparteien nicht, ihre Unstimmigkeiten zu lösen, kann ein Vermittler hilfreich sein. In der Lilienwaldschule in Petterweil sind erstmals Schüler als Streitschlichter im Einsatz.

Karben. In ihren leuchtend orangefarbenen Westen halten Leticia aus der vierten Klasse und Franziska aus der 3b in der großen Pause auf dem Schulhof Ausschau, ob es etwas für sie zu tun gibt. Wie auch Emilio, Isabella und Patrick aus der 3a, Dustin aus der 3b, Philipp, Patrik, Merlin und David aus der vierten Klasse. Sie alle haben in der Streitschlichter-AG von Lehrerin Anke Henkel-Ehmke gelernt, wie man behutsam Schritt für Schritt versucht, Unstimmigkeiten auf Augenhöhe selbstverantwortlich zu klären. In der Praxis freuen sie sich über erste Erfolge.

Leticia und Franziska schildern wie sie vorgingen, um Kontrahentinnen zu beschwichtigen: „Zwei Mädchen aus der ersten Klasse haben sich gestritten. Wir sind auf sie zugegangen und haben sie gefragt, ob sie sich wirklich streiten.“

Schlichten per Würfel

Im nächsten Schritt wurden die beiden Kontrahentinnen über die Gesprächsregeln „zuhören“, „ausreden lassen“, „nicht beschimpfen“ aufgeklärt. Leticia sagte: „Als wir den Grund des Streits erfahren hatten, haben wir diesen laut wiederholt, damit klar war, das wir die Ursache richtig verstanden hatten.“ Dann wurden den Streitenden die Fragen „Über was hast du dich geärgert?“ und „Was wollt ihr jetzt tun?“ gestellt. Leticia erklärt: „Die beiden wollten ihren Streit beilegen. Deshalb konnte ganz schnell eine Lösung gefunden werden.“ Emilio und Philipp konnten bereits dreimal helfen. Unter anderem schlichteten sie einen Konflikt, in den ein Viertklässler und drei Erstklässler verwickelt waren. Patrick wartet noch auf seinen ersten Einsatz. „Immer, wenn ich dran sein sollte, hat es geregnet, deshalb konnte ich noch nicht versuchen, einen Streit zu schlichten.“ Auf die Situation, dass sich Streitende nicht einigen können, wer von ihnen anfängt, zu erzählen, was passiert ist, sind die Streitschlichter vorbereitet. Franziska erläuterte: „Wenn es keine Einigung gibt, wer anfängt, wird das ausgewürfelt.“ In regelmäßigen Nachbesprechungen werden die Erlebnisse der Jungen und Mädchen aufgearbeitet.

Henkel-Ehmke erklärt: „Die Kinder haben die Erfahrung gemacht, dass ihre Hilfe gerne in Anspruch genommen wird. Sie haben auch schnell bemerkt, dass Schaulustige das Lösen von Konflikten behindern und dass sie manchmal nur zum Spaß gerufen werden. Das wird in den Klassen noch besprochen.“ Die Klassenlehrerin der 3a hatte das Projekt ins Leben gerufen und die Kinder auf Basis des Bensberger Mediations-Modells geschult. Sie selbst hatte zuvor an vier Wochenenden an Seminaren in Bensberg teilgenommen. Auch das Kollegium der Lilienwaldschule belegte bei einem Pädagogischen Tag eine Fortbildung über die Stufen der Streitschlichtung nach diesem Modell.

Ihre Anregung, Schüler einzubeziehen, fand die Zustimmung von Schulleitung und Kollegium. „Wir überlegten, dass die Streitschlichter in den Pausen tätig werden und die Aufsichtskräfte unterstützen könnten“, sagt Henkel-Ehmke.

Für die Dritt- und Viertklässler bot sie eine AG an. Das Training fand wöchentlich statt. „Wir haben viel mit Rollenspielen gearbeitet. Darin wurden Streitanteile benannt und nachgespielt“, berichtet die Lehrerin.