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Sanfte Kur für Zappelphilipps – Kinderarzt Dr. Herbert Pfeiffer referierte über das Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom

Bad Vilbel. Über mangelnde Aufmerksamkeit konnte sich der homöopathische Kinderarzt Dr. Herbert Pfeiffer nicht beklagen. Sein Thema, das sogenannte Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom (ADS), fand ein aufmerksames Publikum. Diese vom Deutschen Kinderschutzbund angebotene Veranstaltung im Kurhaus war so gut besucht, dass rund 30 Personen wieder weggeschickt werden mussten.

Es waren zum großen Teil junge Mütter erschienen. Sie wollten wissen, weshalb ihre Kinder manchmal zum Zappelphilipp werden. Oder weshalb sie sich nicht konzentrieren können. Oder unvermittelt weinen. Oder sich nicht in die Gemeinschaft einfügen.

Das auch unter dem Namen ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitätsstörung) bekannte Krankheitsbild sei wissenschaftlich umstritten. Manche meinen, die Symptome gehörten zum normalen Spektrum menschlichen Verhaltens. Und gar homöopathisch interessierte Mediziner stehen bei der Schulmedizin mit dem Rücken an der Wand, so Referent Pfeiffer. Die homöopathische Behandlung habe sich in Doppelblindstudien kaum wirksamer gezeigt als bei der Gabe von wirkungsneutralen Placebos.

Herbert Pfeiffer, Jahrgang 1936, homöopathischer Kinderarzt in Hofheim und Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft für klassische Homöopathie, hatte keine Zweifel, dass es das Krankheitsbild ADS tatsächlich gibt.

ADS-Personen seien anders als die anderen, unreif, sind nicht zu lenken, stören in der Schule als Klassenkasper, können sich nicht konzentrieren, schwanken zwischen Depression und Aggressivität. Der Kinderarzt meinte, dass sich solche Störungen schon bis in den Mutterleib hinein verfolgen lassen. So könne das Embryo seine Ärmchen heben, um seine Lage zu stabilisieren. Dieses Symptom, das auf eine Koordinationsstörung hinweise, könne wiederkehren, wenn Leute nicht mehr miteinander reden, sondern einen Arm drohend in die Luft recken. Pfeiffer: „Das ist ein Schutzreflex wie in der Gebärmutter. Bei Demonstranten zeigt sich eine schwere Störung.“

Musik und Tanz sei bei ADS-Menschen bedeutsam. In der heftigen Bewegung fänden sie Harmonie – wie häufig im Lärm und der Hektik einer Disco, in der sich die Tänzer typischerweise nicht körperlich berührten. Das Leben verglich er mit einer Autobahn. Wer sich trotz aller Individualität nicht an die Regeln halte, erklärte der konservativ Denkende für gestört und als Beispiel für ADS.

Behandeln ließen sich an ADS Leidende mit Schwefel („Sulphur“), wenn sie keine Tadel vertragen könnten, sich auch nicht einordnen könnten, unordentlich und schlampig seien. Die Homöopathie habe jedenfalls eine Fülle von Mitteln, die einem ADS-Krankheitsbild entsprächen. Einen Heilungserfolg verspreche auch, was eine Mutter mit ihrem achtjährigen Sohn vollbracht habe, der in der Schule nicht mitkam, erzählte Pfeiffer. Sie war mit ihm nach Miami geflogen. Beide hätten in Sonne und Meer nicht viel mehr getan als zu faulenzen. Nach sechs Monaten sei das Kind nachgereift und, wieder zu Hause, in der Schule besser als die anderen gewesen: „Weil er Englisch konnte“.