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„Schöne Leiche“

PVC-Boden, fehlender Schallschutz an den Decken, verwinkelte Räume: Bei der Visite im Kindergarten Villa Wichtelstein auf dem Heilsberg monieren Jens Völker (links) und Christian Kühl (SPD) die wenig kindgerechte Ausstattungt.
PVC-Boden, fehlender Schallschutz an den Decken, verwinkelte Räume: Bei der Visite im Kindergarten Villa Wichtelstein auf dem Heilsberg monieren Jens Völker (links) und Christian Kühl (SPD) die wenig kindgerechte Ausstattungt.

Nach dem Wassereinbruch im Georg-Muth-Haus in einer Ortsbeiratssitzung kündigt die Stadt Reparaturen an. Zu wenig, finden der Heilsberger Ortsvorsteher Christian Kühl (SPD) und Ortsbeirat Jens Völker (CDU). Denn nicht nur das gesamte Bürgerhaus sei marode. Auch im Kindergarten gibt es massive Probleme. Neubauten seien daher unumgänglich.

Bad Vilbel. Am Freitag vor zwei Wochen lief während eines Starkregens der Keller des Bürgerhauses voll – und auch im Sitzungssaal des Heilsberger Ortsbeirats tropfte es heftig durch die Decke.

Bad Vilbels Bauamtsleiter Erik Schächer, als Magistratsvertreter anwesend, reagierte prompt.

Das Gebäude sei „rasch zu ertüchtigen und für die sicherlich kommenden Wetterereignisse zu wappnen“, kündigte Erster Stadtrat Jörg Frank (CDU) an. Ein Bausachverständiger solle Vorschläge für die Instandsetzung von Dach, Heizung, Parkett und Optik machen, da ein Neubau derzeit nicht zu realisieren sei.

Doch daran führt für Ortsvorsteher Kühl und Ortsbeirat Völker kein Weg vorbei. Vor Ort stellten sie überdies dringenden Handlungsbedarf im angrenzenden Kindergarten Villa Wichtelstein fest. Dabei handele es sich um eine Notlösung seit Jahrzehnten, erklrät der Christdemkorat Jens Völker, ursprünglich seien die Räumlichkeiten für ein Restaurant geplant gewesen.

„Das ist wirklich nicht für Kinder gemacht“, räumt Kita-Leiterin Jutta Piskator ein. Es fehle eine Wärmedämmung, so sei es im Winter zu kalt, im Sommer zu heiß. Die Heizung sei veraltet, es gebe keine Verdunkelung. Auch einen Bewegungsraum hat die Kita nicht. Zwar kann das Bürgerhaus als Turnhalle mitgenutzt werden, aber dort stehen den Kita-Kindern keinerlei Ausrüstung wie Sprossenwände oder Matten zur Verfügung.

Nicht kindgerecht

An einer Stelle haben die Erzieherinnen einen Eimer aufgestellt, da es immer wieder durch die Decke tröpfelt. Im vergangenen Jahr habe es einen neuen Farbanstrich gegeben, nun solle ein Stück PVC-Fußboden ausgetauscht werden, berichtet sie. Das scheint auch dringend nötig, da der PVC-Boden durchgehend mit schmutzigen Flecken übersät ist – für auf dem Boden spielende Kinder eigentlich nicht zumutbar. Auch das Parkett, dem die Versiegelung fehlt, wirkt in Mitleidenschaft gezogen. Und das Treppenhaus mit dem Steinboden ist nicht kindgerecht.

Indessen machen sich die Erzieherinnen Gedanken, wie auf dem Gelände mit 77 Kita-Plätzen auch noch ein Container für eine zusätzliche Kita-Gruppe unterkommen soll, wie dies Sozialdezernentin Heike Freund-Hahn (FDP) ankündigte. Wie soll der zusätzliche Platzbedarf in der kleinen Küche und den Sozialräumen abgedeckt werden? Kühl ist empört: „Die Leute zahlen hier die gleichen Kita-Gebühren wie in den Kitas in Dortelweil und Massenheim, auf dem Heilsberg sei lange nichts für die Kita-Betreuung getan worden. Kühl fordert, der Eigenbetrieb der Stadtwerke solle tätig werden. Völker erinnert an das Hallenbad, das auch nicht mehr saniert werden könne, weshalb ein Kombibad entstehe. Aber auch im Keller des Bürgerhauses erlebten Völker und Kühl eine Überraschung. In den Toilettenräumen, die kürzlich auch überflutet waren, weil Wasser durch den Lichtschacht drang, wollte Völker das Licht einschalten – in dem Moment schlug die Sicherung durch. Aber es genügte, um zu sehen, dass sich an der Decke bereits schwarze Schimmelstellen gebildet hatten.

„Ein Blender“

Es gebe an dem Gebäude nichts, was nicht saniert werden müsse, sagt Völker unter Zustimmung von Kühl: Die Fenster, die Heizung, die „nur zehn Zentimeter dicken Wände, da kann man gar keine Wärmedämmung machen.“ Sein Fazit: Das Haus sei „von außen ein Blender – aber wenn man hineinschaut, ist es eine schöne Leiche.“ 3,5 bis fünf Millionen Euro koste eine Sanierung, viel zu teuer. Hingegen könne das Areal Bürgerhaus für 5,6 Millionen als Bauland verkauft werden. Wenn ein Bürgerhaus-Neubau auf der Zigeunerwiese 3,5 Millionen Euro koste, bliebe noch Geld, um die Kita in dem von der Stadt bereits reservierten Grundstück in der Steubenstraße neu zu bauen. (dd)