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Schreckliche Zeit unter Massenmördern

Evelina Merová
Evelina Merová

Die Lagergemeinschaft Auschwitz – Freundeskreis der Auschwitzer, der Fachbereich Kultur der Stadt Bad Vilbel und der Vilbeler Verein für Geschichte und Heimatpflege laden ein zu einem Vortrag und Gespräch mit der Holocaust-Überlebenden Evelina Merová.

Bad Vilbel. „Erinnerung bedeutet Zukunft“ lautet die Devise der Veranstaltung, die am Donnerstag, 13. Februar, um 20 Uhr im Theater des Kulturzentrums Alte Mühle, Lohstraße 13, anberaumt ist. Es moderiert Uwe Hartwig vom Freundeskreis der Auschwitzer. „Ich erzähle das, was die Menschen interessiert und was die, die nicht mehr da sind, nicht mehr erzählen können, bekennt Evelina Merová und gibt damit zugleich ein Versprechen an alle jene, die in den Konzentrationslagern und Gefängnissen des Dritten Reiches ermordet wurden, darunter auch ihre Eltern, Großeltern, die Schwester und die kleine Nichte. Evelina Merová wurde an Weihnachten 1930 in Prag als Tochter assimilierter Eltern geboren. Nach der Besetzung der Tschechoslowakei durch die Deutsche Wehrmacht 1939 wurden auch die Juden Prags gettoisiert und gemäß den Nürnberger Gesetzen systematisch entrechtet. Sie durften zum Beispiel keine Haustiere halten, mussten Radiogeräte sowie andere Gegenstände abgeben, durften nicht Straßenbahn fahren oder sich in Parks aufhalten, weder ins Theater noch ins Kino gehen. 1942 wurde Evelina mit ihrer Familie ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Die damals Zwölfjährige war einige Monate im bekannten „Zimmer 28“ untergebracht, in dem auch Mädchen wohnten, die bei der im Ghetto aufgeführten Oper „Brundibar“ mitspielten.

Im Dezember 1943 wurde Evelina Merová nach Auschwitz deportiert. Im Juli 1944 überstand sie eine Selektion und wurde ins KZ Stutthof (bei Danzig) verlegt, musste als Sklavenarbeiterin Panzergräben ausheben. Am 20. Januar 1945 wurde sie durch die Rote Armee befreit. Ein russischer Sanitätsarzt adoptierte die damals Fünfzehnjährige. Sie ging sodann in Leningrad wieder zur Schule, studierte Germanistik, war als Dozentin tätig, heiratete und wurde Mutter von zwei Kindern. Seit ihrer Pensionierung 1995 lebt sie wieder in Prag.

Musikalisch begleitet wird die Veranstaltung von Vassily Dück (Bajan/Akkordeon). Er wird Stücke aus dem großen Schatz der im Ghetto Theresienstadt entstandenen Musik vortragen.

Dück ist unter anderem Preisträger des III. Astor-Piazzolla-Festivals in Lanciano/Italien 2008. Er arrangiert und komponiert, tritt auch als Solist auf, außerdem als kongeniales Ensemblemitglied in den Gruppen „Acoustic Supreme“, „Schach.Matt“, sowie als Duo mit Sängerin und Bass-Balalaika-Spielerin Larissa Dück und zuvor im Frankfurter Quartett „Mi loco Tango“. Der Eintritt ist frei. (sam)