Veröffentlicht am

Schüler lernen Wirtschaft – Unternehmer im Ruhestand vermittelt Büchnerianern im Planspiel wertvolles Wissen

Bad Vilbel. Wer hoch hinaus will, muss sich das vorher gut überlegen. Diese Lektion lernten 30 Zwölftklässler des Georg-Büchner-Gymnasiums (GBG) während eines Unternehmensplanspiels der Wirtschaftspaten Rhein-Main. Die Unternehmer im Ruhestand wollen den Schülern spielerisch Grundregeln in Sachen Unternehmensgründung beibringen. Das geschieht in fünf Workshop-Nachmittagen, bei denen sich sechs Gruppen als Firma zusammentun und ein fiktives Produkt vermarkten sollen.

Chef sein und große Umsätze machen – so einfach ist’s nicht. Das mussten die Teilnehmer schon zu Beginn erfahren. Eine zunächst einfach erscheinende Aufgabe offenbarte gleich die Tücken vermeintlich simpler, eifrig umgesetzter Ideen. Es galt, einen Lego-Turm zu bauen, für den jedoch strenge Kriterien galten. Bauhöhe, Bauzeit und Bauteile mussten exakt geplant – und dieser Plan möglichst übertroffen werden. Bei der Nachbesprechung stellte sich bei allen Gruppen heraus, dass sie im Eifer des Tuns ganz vergessen hatten, sich in Ruhe vorzubereiten. Alle lobten zwar den Teamgeist ihrer Gruppen, doch „es gab niemanden, der gesagt hat: ,Wir müssen überlegen, ob das überhaupt umzusetzen ist’“, so eine Selbstkritik.

Damit stehen die Schüler indes nicht alleine da. Hauptsächlich kümmern sich die Wirtschaftspaten nämlich um die ehrenamtliche Beratung von Unternehmen. Dabei stoßen sie immer wieder auf zwei Knackpunkte bei Jungunternehmern: Sie haben ihre Finanzierung nicht solide angepackt, und sie haben den Markt falsch eingeschätzt. Solche Fehler rächen sich bei den GBG-Junioren nicht mit der Pleite und dem Verlust von Arbeitsplätzen, sondern lediglich damit, dass ihnen von einem fiktiven Kapital von 20 000 Euro nur noch 4000 Euro übrig bleiben, weil sie Unterlagen zu spät abgegeben haben.

Ruhig und geduldig, aber auch konsequent achtet Spielleiter Hans Bergmann vor seinem Laptop mit der Powerpoint-Präsentation auf die Einhaltung der Regeln, gibt den Schülern nach der ersten Auswertung erst einmal einen Grundkurs in Betriebswirtschaft. Später sollen sie für ihre Ideen einen Geschäftsplan erstellen, ohne den heute kein Cent Kredit mehr zu haben ist.

Die einzelnen Gruppen werden jeweils von einem Wirtschaftspaten betreut, der hier Instruktor heißt. Sie sollen ein Unternehmen am grünen Tisch, aber mit ganz präzisen Plänen gründen: vom Logo über Werbeslogans bis hin zu Finanzierung und Umsatzerwartungen. Dennoch soll die Veranstaltung, für die sich die Gymnasiasten freiwillig gemeldet haben, kein Seminar fürs Geldverdienen sein.

„Das Gründungsplanspiel ist ein Spiel. Im Kern sind die Lernerlebnisse und die Erfahrungen der eigentliche Gewinn“, heißt es in einer Projektbeschreibung. Am GBG betreut Lehrer Axel Süßkoch das Projekt. Ihn überraschte die rege Teilnahme. Mädchen sind keineswegs in der Minderheit. Positiv sei, dass bei dem Spiel Erfahrung und Neugier aufeinander träfen. Dies sei eine gute Ergänzung der Praktika.

Auch Wirtschaftspate und Instruktor Alfred Basche sieht ein gutes Training. Die Schüler könnten Erfahrungen machen, die für ihre Zukunft wichtig seien: „Das Team ist immer stärker als der Einzelne.“ Auch wenn sich das Wirtschaftsleben immer mehr beschleunigt, gibt ein Pate zu bedenken: „Eile ist ein schlechter Partner.“ (dd)