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Schul-Start mit 300 Kindern

Bad Vilbel. Das staatliche Schulamt in Friedberg bekam diese Woche Post aus Bad Vilbel: Die Europäische Schule, die zum Schuljahr 2012/13 den Unterrichtsbetrieb in Dortelweil aufnehmen will, stellte den sogenannten Ersatzschulantrag.

Der Antrag betrifft die Kinder, die der deutschen Schulpflicht unterliegen. „Bei einer positiven Entscheidung könnten die Elternbeiträge nach dem dritten Schuljahr deutlich gesenkt werden“, hofft Gründungsdirektor Tom Zijstra. Doch bis es soweit ist, müssen der Niederländer (bisheriger Direktor der Sekundarschule an der Europäischen Schule in Frankfurt) und seine Mitstreiter – unter anderem Vilbels Ehrenstadtrat Klaus Minkel (CDU) und Rechtsanwalt Hansgeorg Jehner für die inzwischen federführende Humanistische Stiftung – die Auflagen des Landes erfüllen. „Geprüft werden das pädagogische Schulkonzept, das einer öffentlichen Schule gleichwertig sein muss, die räumliche und sachliche Ausstattung der Schule, die wirtschaftliche Seriosität des Schulträgers und die ausreichende Ausbildung der Lehrkräfte“, erklärt Horst-Günter Herold, Pressesprecher des Hessischen Kultusministeriums. Weiterhin dürfe durch die Höhe des Schulgeldes keine Sonderung nach den Besitzverhältnissen der Eltern entstehen – „es dürfen sich also nicht nur reiche Eltern diese Schule leisten können“.

In ihren Anmeldeformularen sagt die ESRM, wie tief die Eltern in die Tasche greifen müssen: Für die Klasse 1 bis 4 werden jährlich 9600 Euro fällig, ab Klasse 5 mindestens 10 320 Euro jährlich; das steigert sich bis zur 12.Klasse auf 12 240 Euro im Jahr. Immerhin: Dank des Einstiegs der gemeinnützigen Humanistischen Stiftung) ist das ursprünglich geplante Elterndarlehen von 10 000 Euro weggefallen – und bis zu 5 000 Euro des Schulgeldes kann von den Eltern steuerlich mindernd geltend gemacht werden. Drei Jahre lang muss sich die Schule ab Unterrichtsbeginn bewähren, erst dann könnte Geld vom Land fließen. Die Höhe der Finanzierung richtet sich nach der Schulform und der Anzahl der Schüler. In der Regel erhalten die Schulen 75 Prozent der Personalkosten, die das Land Hessen für öffentliche Schulen der gleichen Schulform aufwenden muss. Die Sätze pro Schüler und Jahr werden jährlich vom Kultusministerium festgesetzt.

Wie das Ministerium die Chancen des Vilbeler Projekt pädagogisch und politisch sieht – dazu hüllt sich Sprecher Herold in Schweigen: „Zu dem Antrag können wir derzeit noch keine Stellungnahme abgeben.“

Eine Voraussetzung erfüllt die ESRM aber jetzt schon: Der angebotene Abschluss, das Europäische Baccalaureate, wird gesetzlich von allen Mitgliedsländern der EU anerkannt. Die ESRM ist voll kompatibel zum deutschen und englischen Schulsystem: Jedes Versetzungszeugnis einer staatlichen Schule berechtigt zum Übertritt auf die ESRM – und umgekehrt.

Und das Interesse der Eltern ist da: Tom Zjilstra rechnet damit, dass rund 300 Grundschüler und Gymnasiasten beim mehrsprachigen Schulstart im nächsten Sommer dabei sind.

Mehr Informationen zum Schulprojekt gibt es unter www.es-rm.eu im Internet.