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Schulen entscheiden – Nach wie vielen Jahren zum Abitur? Elternbeirat des GBG lädt zur Diskussion

Das Abitur nach acht Jahren (G 8) oder nach neun Jahren (G 9) machen? Der Schulelternbeirat des Bad Vilbeler Georg-Büchner-Gymnasiums (GBG) veranstaltete dazu im Dortelweiler Kultur- und Sportforum eine öffentliche Podiumsdiskussion. Neben dem Hessischen Minister für Justiz, Jörg Uwe Hahn (FDP), kamen mehrere Experten. Auch zahlreiche Eltern, Lehrer und Schüler des Gymnasiums beteiligten sich.

Bad Vilbel. „Jeder redet über das Thema, aber die wenigsten wissen wirklich Bescheid.“ Mit diesem Statement eröffnete der stellvertretende Schulelternbeiratsvorsitzende des Bad Vilbeler Georg-Büchner-Gymnasiums, Marcus Weigand, den Abend, der von dem Journalisten Andreas Hofmann moderiert wurde. Weigand: „Es geht uns nicht darum zu bewerten, sondern einen Einblick in das Thema zu ermöglichen“.

Für das GBG, das nach dem G8-Modell verfährt, sollte damit der Umgang mit der Wahlfreiheit zwischen G 8 und G 9 erörtert werden, die für Gymnasien in Hessen seit einem Beschluss des Hessischen Landtags Ende des vorigen Jahres besteht.

Am GBG gilt G 8

Der stellvertretende Ministerpräsident Jörg Uwe Hahn (FDP) zeigte sich erfreut über den Versuch, sich dem Thema sachlich zu nähern. „Für mich als Laie ist es nicht erkennbar, dass G 8 schadet, ich weiß aber, dass es gelegentlich Belastungssituationen gibt“, sagte er. Karen Anschütz, die Vorsitzende des Kreiselternbeirats Wetterau, die auch Mitglied des Landeselternbeirats Hessen ist, konstatierte hingegen: „G 8 ist gescheitert.“ Nur wenigen Schulen sei es gelungen, G 8 trotz einer aus ihrer Sicht problematischen Verdichtung des Lernstoffs in der Pubertät altersgerecht umzusetzen, so Anschütz.

Als Vertreterinnen von Schulen, die das G 8-G 9-Wahl-Modell bisher erfolgreich umsetzen konnten, stellten Susanne Gebauer, Schulleiterin des Büdinger Wolfgang-Ernst-Gymnasiums (G 8), und Petra König, Schulleiterin der Anna-Schmidt-Schule Frankfurt (G 8 und G 9), ihre unterschiedlichen Schulkonzepte vor. „G 8 ist eine Gelingensbedingung, die für uns als Privatschule in Frankfurt sehr gut funktioniert“, sagte König.

Der Anna-Schmidt-Schul-Zweig in Nieder-Erlenbach verfahre hingegen erfolgreich nach dem G 9-Modell. In diesem Sinne betonte Susanne Gebauer ebenfalls: „Es kommt nicht auf G 8 oder G 9 an, sondern darauf, was in der jeweiligen Schule passiert“. Und: „Es gibt kein Rezept für perfekte Bildung, das wichtigste ist eine gemeinsame Idee von Schule“, betonte Gebauer.

Die stellvertretende Amtsleiterin des staatlichen Schulamts für den Hochtaunus- und den Wetteraukreis, Rosemarie zur Heiden, brachte die Überzeugung aller Beteiligten der Diskussionsrunde auf den Punkt: „Die Schulen müssen selbst entscheiden, was für sie funktioniert.“

Es war dann Andreas Bartels, der Sprecher der Elterninitiative „G9 an Gymnasien in Hessen“, der die Meinung vieler Eltern, die im Publikum saßen, am deutlichsten vertrat: „Als Vater von zwei Jungen im Schulalter kann ich bisher keinen Hinweis darauf finden, dass G 8 ein Erfolg ist.“ Am Ende, sagte Bartels, könne immer nur die Schule wählen, nicht die Eltern. Das G 8 – G 9-Modell führe somit oft zu einer „Zwangseinteilung“ von Schülern, so Bartels. Sowohl Jörg Uwe Hahn als auch Rosemarie zur Heiden stimmten Bartels zu: „Das ist leider so.“

Viele der Publikumsfragen richteten sich vor allem an König und Gebauer, die darauf detailliert Stellung nahmen, wie sich die praktische Umsetzung ihrer Schulkonzepte darstelle und wie vor allem Eltern die Arbeit an ihrer Schule mitgestalten könnten. „Wir setzen vor allem auf die konstruktive Zusammenarbeit von Klassen- und Fachteams, die Etablierung von Sozialarbeit vor Ort in der Schule in Kooperation mit der Stadt Büdingen sowie auf eine hohe Qualität der Lehrerfortbildungen“, erklärte Gebauer.

Eltern sind unsicher

„Unser Ziel ist es, ein individuell ausgerichtetes Kompetenzraster als Anhaltspunkt für Schüler und Eltern zu entwickeln“, sagte die Schulleiterin. Die Möglichkeit der Rückkehr einer G 8-Schule zum G 9-Modell sei unbefristet, erklärte zur Heiden. Die mitunter sehr hitzige Bildungs-Debatte um das G 8-System, die bei vielen Eltern für Unsicherheit und Unmut bezüglich des Stoff-Pensums gesorgt hatte, hatte GBG-Schulleiter Peter Troitzsch im vergangenen Jahr noch dazu veranlasst, die Rückkehr zu G 9 kategorisch abzulehnen. Als Empfehlung für den Schulelternbeirat des Büchner-Gymnasiums sprachen sich die sieben Diskutanten dafür aus, die Voraussetzungen zu schaffen, um eine gemeinsame Lösung zu finden. Der stellvertretende Elternbeiratsvorsitzende Weigand resümierte abschließend: „Wir müssen jetzt in die Gremien gehen und herausfinden, was für unsere Schule das Beste ist.“

Weitere Infos unter: www.gbg-bv.de